Bürgerweinberg Rottweil: Verein macht ihn konkret
Ein neuer Verein namens Civitis möchte die für die Landesgartenschau 2028 geplanten zwei Weinberge und die Bürgerinnen und Bürger Rottweils miteinander verbinden. Der Bauausschuss des Gemeinderats hatte schon im Juli 2024 grünes Licht für die Anlage der Weinberge gegeben, die von der Stadt und der Landesgartenschau-gGmbH angelegt und von dem Verein „Civitis Bürgerweinberge“ sowie vielen Freiwilligen gepflegt und unterhalten werden soll. Die Vereinsgründung fand nun am Freitagabend statt.
„In Rottweil wächst an Wii, er könnt it suurer si.“ Was hier in schönstem Alemannisch in der Weinstube Grimm in der Oberamteigasse zu lesen ist, war vor vielen Jahren vielleicht einmal gültig. Hinter dem neuen Verein Civitis – ein Kunstwort aus „Civitas“, lateinisch für Bürgerschaft, und „Vitis“ für Rebe – stehen drei Fachleute, die sich zuversichtlich zeigen, ein gutes oder wenigstens ordentliches Tröpfchen hinzubekommen. Leichte Weißweine, so sagte Weinbautechniker Thomas Lippert schon im Juli dem Bauausschuss, vielleicht auch samtene Rotweine können hier durchaus gedeihen – zumal es mit dem Klimawandel auch wärmer werde. Sorten wie Cabernet Sauvignon würden hier allerdings eher nicht gedeihen, fand er. Wobei der ebenfalls beteiligte Önologe und Weinhändler Michael Grimm anmerkte, dass Weinbaubetriebe aus Burgund und der Champagne inzwischen auch nach Südengland auswichen, wegen des Klimawandels.
Mit zum Team dieser beiden Weinexperten gehört eine Expertin: Elke Hugger ist als Winzerstochter mit familieneigenem Weinberg am Bodensee aufgewachsen. Sie hat Weinbetriebswirtschaft studiert und war 2006 badische Weinprinzessin gekürt. Als Initiatoren des „CIVITIS Bürgerweinberg e.V.“ haben sich die Drei die Aufgabe gestellt, die Bürgerweinberge der Stadt Rottweil nachhaltig und naturnah zu pflegen und zu bewirtschaften. „Die Bewirtschaftung erfolgt in gemeinschaftlichem bürgerschaftlichem Engagement und erfolgt ohne Gewinnerzielungsabsicht. Gewinne werden für gemeinnützige Zwecke verwendet“, erklären sie.
Konkret darauf festlegen, was Rottweil in Bälde an Wein hervorbringen soll, möchte sich der Verein noch nicht. „Wir sind uns sicher, dass in Rottweil Wein wachsen kann, nicht nur, weil das auch historisch gesichert schon einmal der Fall war. Derzeit sammeln wir die Klima- und Bodendaten um anhand derer eine Sortenauswahl treffen zu können“, heißt es seitens Civitis.
Die Vereinsgründung fand nun am Freitagabend statt. Es gibt ein Vereinskonto, man kann Mitglied werden. Die nächsten Schritte: Im April/Mai soll das Anlegen und Bepflanzen der Weinberge stattfinden. Zwei Flächen sollen als Weinberge hergestellt werden: eine Südlage am Höllenstein mit 1200 Quadratmetern und eine Lage am „Schwarzen Felsen“, oberhalb des Neckars, mit 2000 Quadratmetern Anbaufläche. In diesen „Mitmach-Weinbergen“ können insgesamt „600, maximal 1000 Weinstücke“ (Lippert) angepflanzt werden. Lippert schätzt, dass 500 Liter Wein so gewonnen werden können.
Die Rebstöcke jedenfalls müssen noch in diesem Jahr bestellt werden, sollen die Weinreben nach erwartungsgemäß drei Jahren pünktlich zur Landesgartenschau Früchte tragen. Und der Zeitplan hat für das laufende Jahr noch mehr Punkte – schließlich ist dort, wo einst die Weinreben wachsen sollen, teils noch ein Wald, und da kann man nicht einfach nur so roden und Wein anpflanzen. Zudem gibt es die Bürokratie, Behörden haben ein Mitspracherecht: „Einholung einer Umwandlungsgenehmigung bei der Forstbehörde, Einholung der Erlaubnis der Unteren Naturschutzbehörde für das Landschaftsschutzgebiet“, hieß es im Vorfeld, dazu die praktische Seite: „Bodenuntersuchungen durch Bohrkernsondierungen zur Ermittlung der durchwurzelbaren Bodentiefe. Ermittlung der Bodeneignung“. Und schließlich: „Auswertung der Ergebnisse durch das staatliche Weinbauinstitut.“ Bevor dann die Arbeiten beginnen.
Die Pflege des Weinbergs, die sehr arbeitsintensiv sein wird, solle mit vielen Freiwilligen erledigt werden. Deshalb ja nun die Vereinsgründung. Über diesen findet man online mehr. Bald soll es dort auch ein Mitgliedsformular geben.