Am Dienstag gegen zehn Uhr hat Konrad Deufel eine Liste mit 111 Unterschriften unter einem Schreiben im Rathaus abgegeben und gleichzeitig an die fünf Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat weiter geleitet. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr ist noch erkrankt.
Wir veröffentlichen das Schreiben im Wortlaut:
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Eisenlohr
Sehr geehrte Fraktionsvorsitzende,
Herr Brantner (CDU)
Herr Neudeck (Freie Liste)
Herr Reuter (Aktive Bürger)
Herr Liebermann (ÖDP)
Frau Witkowski (SPD/Buntspecht),
sehr geehrte Gemeinderatsmitglieder,
wir haben im Januar vom Eigentümer des zwischen der Rochus-Merzstraße und dem Burgweg liegenden Grundstücks Nachricht bekommen, dass das Grundstück ab dem 30.1.23 wegen eines geplanten Bauvorhabens gerodet werden soll. Dies ist inzwischen geschehen und wir wenden uns heute an Sie, um Ihnen unsere Bedenken wegen dieses geplanten Bauvorhabens mitzuteilen.
Vorweg möchten wir sagen, dass wir nicht grundsätzlich gegen eine Bebauung an dieser Stelle sind und auch dass wir uns der Tatsache bewusst sind, dass Wohnraum in Schramberg benötigt wird.
Der Bebauungsplan der Stadt aus dem Jahr 1986 sieht an diesem Hang drei große Baufenster vor, es ist also die Bebauung auf einer Fläche von 122 m auf 30 m möglich. Wir befürchten nun, dass der Hang von der Rochus-Merz-Straße bis zum Burgweg in zwei Reihen zugebaut werden soll, so wie bereits von einem anderen Investor im Januar 2022 geplant. Dafür müssten aus dem Hang mehrere 1000 Kubikmeter Erde abgetragen werden müssen. Damals war der Neubau von 13 Reihenhäusern und 8 Doppelhaushälften mit 16 Garagen und 16 Stellplätzen geplant. Nach Berechnung des Bauamts waren bei der Bauvoranfrage vom 7.2.2022 circa 8000 Kubikmeter vorgesehen. Dies würde einen tiefen Eingriff in den Hang bedeuten. Wenn man sich 8000 Kubikmeter Erdaushub als Würfel vorstellt, dann wäre das ein Würfel mit einer allseitigen Kantenlänge von 20 Metern.
Aus folgenden Gründen sind wir deshalb gegen eine solche massive Bebauung:
1. Hangsicherheit:
Das besagte Grundstück liegt laut einer Beurteilung des Landesingenieurgeologen Dr. Clemens Ruch, Leitender Regierungsdirektor beim Regierungspräsidium Freiburg, zu einem kleinen Teil in einer geologischen Gefahrenzone beziehungsweise. tangiert zum großen Teil eine geologische Gefahrenzone. Nach Süden greift das Hanggrundstück in eine in der ingenieurgeologischen Gefahrenhinweiskarte Baden-Württemberg ausgewiesenen Verdachtsfläche für Massenbewegungen über. Dem Tiefbauamt der Stadt Schramberg liegt unter dem Aktenzeichen 4764/19 1737 die ingenieurgeologische Beurteilung des Hanggrundstücks vor. Wir befürchten nun, dass während der Bautätigkeit der Hang ins Rutschen kommt oder dass mit der Zeit eine schleichende Hangbewegung entstehen kann, was eine Gefahr nicht nur für die Gebäude, sondern auch für die Anwohner bedeuten würde. Es gab in der Vergangenheit mehrere Hangrutsche auf dieser Seite des Berges:
2012 beim Gasthaus „Schöne Aussicht“, 2015 erneut beim Gasthaus “Schöne Aussicht“, 2018 Ecke Burgweg/ Rochus-Merz-Straße, 2019 bei Thomas Philipps, davor aber auch schon zu Beginn der 90iger Jahre nach dem Hausbau Rochus-Merz-Straße. 34 und Rochus-Merz-Straße 22. Die Anwohner wissen also, wovon sie sprechen, wenn sie sich Sorgen um die Hangsicherheit machen.
2. Verkehrsproblematik
Die Rochus-Merz-Straße und der Burgweg sind in großen Teilen nur einspurig befahrbar und bereits heute verkehrstechnisch an der Grenze, da eine Seite an einigen Stellen zugeparkt ist mangels anderer Parkmöglichkeiten für die Bewohner. Eine massive Bebauung bedeutet vermehrtes Aufkommen an Fahrzeugen aufgrund von weiteren Anwohnern, Besuchern, Lieferdiensten etc., was auch nach der Bauphase für alle Anwohner eine erhebliche verkehrstechnische Belastung zur Folge hat. Die Rochus-Merz-Straße ist der Schulweg zahlreicher Kinder und muss sicher sein und bleiben.
3. Artenschutz- und Biotopwert
Das zu bebauende Grundstück befindet sich in unmittelbarer Nähe eines FFH Schutzgebietes, In den letzten Jahrzehnten hat sich auf diesem Grundstück ein wertvolles Biotop entwickelt und wir fragen uns, ob die artenschutzrechtlichen Bestimmungen durch die Baumaßnahme eingehalten werden können. Wir befürchten eine Gefährdung der Lebensräume von Tieren und Pflanzen, einige davon sind bereits jetzt gemäß NaBu gefährdet oder vom Aussterben bedroht.
Wir bitten Sie, unsere Bedenken ernst zu nehmen und das Bauvorhaben gründlich zu prüfen und gegebenenfalls zu hinterfragen.
Frau Oberbürgermeistern Eisenlohr wurde am 28.2.23 eine Unterschriftsliste mit 111 Unterschriften übergeben, die sich gegen eine massive Bebauung auf dem Grundstück Rochus-Merz-Straße/ urgweg richten. Die Unterschriftenliste kann bei Frau Oberbürgermeistern Eisenlohr eingesehen werden.
Gegen die massive Bebauung des Hanges haben unterschrieben:
80 Personen aus der Rochus-Merz-Straße
26 Personen vom Burgweg und dem Hasenhäusle
5 Personen von der Höflestraße und der Stadt Schramberg mit Bezug zur Rochus-
Merz-Straße/Burgweg
111 Personen insgesamt
Mit freundlichen Grüßen
Anwohner Rochus-Merzstraße/Burgweg
Die NRWZ hat mehrfach über die Pläne, die Hangrutsch-, Verkehrs- und Biotopproblematik berichtet. Der Investor möchte in diesen Tagen seine Pläne vorstellen.