back to top
...
    NRWZ.deLandkreis RottweilHeckler und Koch: 140 Millionen Euro sind weg

    Heckler und Koch: 140 Millionen Euro sind weg

    Artikel
    Kommentare
    Autor / Quelle
    Weitere Artikel
    Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

    Rottweil/Oberndorf – Bei der außerordentlichen Hauptversammlung der Heckler und Koch AG im, Badhaus in Rottweil hat der Vorstand auf Fragen aus dem Aktionärskreis zahlreiche Darlehen und Unternehmensbeteiligungen offengelegt. Diese Kredite haben den Hauptgesellschafter, zeitweiligen Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzenden Andreas Heeschen begünstig. Zählt man alle wertberichtigten Kredite und Beteiligungen zusammen, kommt man auf eine Summe von knapp 140 Millionen Euro.

    „Die Kernaussage für mich heute war, dass Heeschen das Unternehmen in einem nicht geahnten Ausmaß ausgeplündert hat, um seinen Lebensstil und andere unternehmerische Aktivitäten zu finanzieren“, sagt Dr. Christoph  Bode der NRWZ. Er vertrat Philipp Gregor, der seinerseits mit  der  Compagnie de Développement de l’Eau (CDE) und dem Alken Fonds in Verbindung steht . Hinter CDE und Alken wiederum steckt Nicolas Walewski, ein französischer Milliardär und Finanzinverstor.

    Aktionärsvertreter und Journalisten warten auf die Antworten auf die am Morgen gestellten Fragen.

    Die CDE-Anteile wiederum vertrat Dr. Regina Engelstädter aus Frankfurt. Für sie ist „unglaublich und unerklärlich, wie Heeschen damit jahrelang durchgekommen ist“. Man habe im Vorfeld natürlich recherchiert und die Geschäftsberichte durchgesehen. “Aber dass das in einer solchen Dimension geschah, das hat mich schon geflasht.“

    Lange Liste mit Darlehen und Beteiligungen

    Während einer langen Pause hatten der Aufsichtsrat und der Vorstand gemeinsam mit Mitarbeitern eine große Zahl von Fragen aufgearbeitet, die etwa ein Dutzend Aktionäre oder Aktionärsvertreter zuvor gestellt hatten.

    Ein Fragenkomplex betraf die verschiedenen Darlehen, die laut Geschäftsbericht an ein Mitglied der Geschäftsführung oder Gesellschafter gegangen war. Dahinter verbarg sich, wie schon vielfach vermutet, meist Andreas Heeschen. Das hat der Vorstand heute offengelegt. Auch die Zahl der Firmenbeteiligungen war enorm. Es reichte von Wolf-Gartengeräten mit etlichen Subunternehmen, zwei Waschmittelhersteller über eine Finanzgesellschaft, die Aktien kaufte, bis hin zu Firmen, die Flugzeuge und Schiffe kauften.  

    Kujat und sein Stellvertreter Martin Sorg besprechen sich in einer Pause.

    Heckler und Koch war sogar ab 2007 an einem Unternehmen beteiligt, das unter anderem mit Diamanten handelte. Darüber hinaus hatte Heeschen Beraterverträge mit HK ausgehandelt, über die ihm weitere Summen zuflossen. Es gab auch Darlehen, die Heeschen zurückgezahlt hat. Viele allerdings musste die Firma wertberichtigen und komplett abschreiben. Die kurz vor der Finanzkrise gekauften Flugzeuge und Schiffe waren plötzlich nichts mehr wert. Die Investmentgesellschaft verlor massiv und ist bis heute nicht wieder auf die Beine gekommen.

    Besitzverhältnisse immer noch verworren

    Heeschen selbst hat von seinen Heckler und Koch Aktien gut zehn Millionen verpfändet. Das Stimmrecht aber hat er behalten. Er selbst war bei deer Aktionärsversammlung mit gut 15 Millionen Aktien vertreten, weitere sechs Millionen, so sein Vertreter Hanns-Friedrich Begemann zur NRWZ habe er nicht angemeldet, weil dies gar nicht so einfach ist, wenn die Aktien bei ausländischen Banken deponiert sind. Über eine Ignition Finance II in Amsterdam kontrolliert Heeschen mutmaßlich weitere 3,8 Millionen Aktien.

    Im Amt bestätigt: Ex-General Harald Kujat bleibt Aufsichtsratsvorsitzender – und bekommt dafür künftig 100.000 Euro im Jahr.

    Das war bei den Abstimmungen am Ende der Aktionärsversammlung zu erkennen. Alle Abstimmungen endeten in einem Verhältnis 90,5 zu 9,5 Prozent der Aktien. Die CDE war mit gut 814.000 Aktien vertreten, weitere 1,2 Millionen Anteile hatte CDE Direktor Philipp Gregor gemeldet. So waren die Abstimmungsergebnisse, die der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Martin Sorg am Ende verkündete, wenig überraschend.

    Heeschen setzte die neuen Aufsichtsratsvergütungen durch und wurde als viertes Mitglied in den HK-Aufsichtsrat gewählt. Die von CDE geforderte Abberufung von Harald Kujat als Aufsichtsratsvorsitzendem und seines Stellvertreters Sorg scheiterten im selben Stimmverhältnis.

    Kommentar: Wechselstimmung

    Man hatte ja schon einiges erwartet, aber dass Heeschen seinen Laden dermaßen „ausplündert“, das hatten sich nicht mal seine schärfsten Konkurrenten um die Mehrheit bei Heckler und Koch vorstellen können. Die CDE-Vertreter erwägen inzwischen sogar strafrechtliche Konsequenzen und sprechen von Untreue. Die neuen Chefs bei Heckler und Koch, Jens Koch und Björn Krönert, wünschen sich ganz offensichtlich einen Eigentümerwechsel. Sie hoffen, dass das Bundeswirtschaftsministerium dem Verkauf der Heeschen-Anteile an CDE zustimmt.

    Heeschens Verhalten in der Vergangenheit scheint nicht dazu angetan, dass ihm die Mitarbeiter und die Chefs weiter vertrauen. Umso erstaunlicher, dass erst vor einer Woche Heeschen in Oberndorf bei einer Belegschaftsversammlung auftrat – und mit freundlichem Beifall von den HK-Beschäftigten bedacht wurde. Die Mitarbeiter mögen ihn offenbar. Nach dieser Aktionärsversammlung wird sich das möglicherweise ändern.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Diskutieren Sie mit!

    Hier können Sie einen Kommentar zu unserem Artikel hinterlassen.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

    Beiträge

    Dolomiti-Eigentümer klagt gegen Abrissverfügung

    Eine schlechte Nachricht hatte Matthias Rehfuß am Ende der öffentlichen Gemeinderatssitzung. Der Fachbereichsleiter Recht und Sicherheit musste mitteilen, dass der Eigentümer des ehemaligen Dolomiti...

    Zollfahnder im Rathaus

    Ermittlungen wegen Schwarzarbeit haben zu einer Durchsuchung im Schramberger Rathaus geführt. Vergangene Woche waren Zollfahnder der Abteilung Finanzkontrolle Schwarzarbeit vor Ort. Dabei gehe es...

    Schramberg drohen magere Jahre

    Eine Haushaltseinbringung ohne Haushaltsrede – das geschieht äußerst selten. Die Haushaltsrede des Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin ist eigentlich der Kern der Haushaltsberatungen. Darin legt...

    Kunst verbindet

    Fünf Künstlerinnen und Künstler haben sich zusammengetan und zeigen ihre Werke in der Vorweihnachtszeit in Schramberg. Im früheren Quickschuhmarkt an der Steige haben sie...

    Stadt bittet Raser zur Kasse

    Die Anschaffung mehrerer stationärer Messanlagen und des mobilen Messfahrzeugs lohnt sich in zweierlei Hinsicht. Davon ist Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß überzeugt. Zum einen hätte die...

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Nächster Meilenstein beim Glasfaserausbau

    Der Landkreis Rottweil macht einen großen Schritt in Richtung Gigabitgesellschaft: Mit einem Zuwendungsbescheid in Höhe von 28 Millionen Euro unterstützt der Bund ein weiteres...

    Kran donnert gegen Brücke: 550.000 Euro Schaden

    Massive Verkehrsbehinderungen - nicht durch Schneefall, sondern durch einen Mobilkran. Ein solcher blieb am Freitag an einer Brücke über die B27 bei Dotternhausen hängen.Update,...

    Zollfahnder im Rathaus

    Ermittlungen wegen Schwarzarbeit haben zu einer Durchsuchung im Schramberger Rathaus geführt. Vergangene Woche waren Zollfahnder der Abteilung Finanzkontrolle Schwarzarbeit vor Ort. Dabei gehe es...

    Schramberg drohen magere Jahre

    Eine Haushaltseinbringung ohne Haushaltsrede – das geschieht äußerst selten. Die Haushaltsrede des Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin ist eigentlich der Kern der Haushaltsberatungen. Darin legt...

    Wirtschaft klagt

    „Wir brauchen eine Agenda pro Mittelstand.“ Dieses Fazit zieht Birgit Hakenjos, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg im Hinblick auf die jüngste Konjunkturumfrage....

    Sterbefälle, Geburten, Eheschließungen: die Familiennachrichten für Oktober 2024

    Hier veröffentlichen wir die uns von den Standesämtern im Landkreis Rottweil und von unseren Lesern zur Verfügung gestellten Informationen zu den Geburten, Eheschließungen und...

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Das interessiert heute

    Rottweil/Oberndorf – Bei der außerordentlichen Hauptversammlung der Heckler und Koch AG im, Badhaus in Rottweil hat der Vorstand auf Fragen aus dem Aktionärskreis zahlreiche Darlehen und Unternehmensbeteiligungen offengelegt. Diese Kredite haben den Hauptgesellschafter, zeitweiligen Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzenden Andreas Heeschen begünstig. Zählt man alle wertberichtigten Kredite und Beteiligungen zusammen, kommt man auf eine Summe von knapp 140 Millionen Euro.

    „Die Kernaussage für mich heute war, dass Heeschen das Unternehmen in einem nicht geahnten Ausmaß ausgeplündert hat, um seinen Lebensstil und andere unternehmerische Aktivitäten zu finanzieren“, sagt Dr. Christoph  Bode der NRWZ. Er vertrat Philipp Gregor, der seinerseits mit  der  Compagnie de Développement de l’Eau (CDE) und dem Alken Fonds in Verbindung steht . Hinter CDE und Alken wiederum steckt Nicolas Walewski, ein französischer Milliardär und Finanzinverstor.

    Aktionärsvertreter und Journalisten warten auf die Antworten auf die am Morgen gestellten Fragen.

    Die CDE-Anteile wiederum vertrat Dr. Regina Engelstädter aus Frankfurt. Für sie ist „unglaublich und unerklärlich, wie Heeschen damit jahrelang durchgekommen ist“. Man habe im Vorfeld natürlich recherchiert und die Geschäftsberichte durchgesehen. “Aber dass das in einer solchen Dimension geschah, das hat mich schon geflasht.“

    Lange Liste mit Darlehen und Beteiligungen

    Während einer langen Pause hatten der Aufsichtsrat und der Vorstand gemeinsam mit Mitarbeitern eine große Zahl von Fragen aufgearbeitet, die etwa ein Dutzend Aktionäre oder Aktionärsvertreter zuvor gestellt hatten.

    Ein Fragenkomplex betraf die verschiedenen Darlehen, die laut Geschäftsbericht an ein Mitglied der Geschäftsführung oder Gesellschafter gegangen war. Dahinter verbarg sich, wie schon vielfach vermutet, meist Andreas Heeschen. Das hat der Vorstand heute offengelegt. Auch die Zahl der Firmenbeteiligungen war enorm. Es reichte von Wolf-Gartengeräten mit etlichen Subunternehmen, zwei Waschmittelhersteller über eine Finanzgesellschaft, die Aktien kaufte, bis hin zu Firmen, die Flugzeuge und Schiffe kauften.  

    Kujat und sein Stellvertreter Martin Sorg besprechen sich in einer Pause.

    Heckler und Koch war sogar ab 2007 an einem Unternehmen beteiligt, das unter anderem mit Diamanten handelte. Darüber hinaus hatte Heeschen Beraterverträge mit HK ausgehandelt, über die ihm weitere Summen zuflossen. Es gab auch Darlehen, die Heeschen zurückgezahlt hat. Viele allerdings musste die Firma wertberichtigen und komplett abschreiben. Die kurz vor der Finanzkrise gekauften Flugzeuge und Schiffe waren plötzlich nichts mehr wert. Die Investmentgesellschaft verlor massiv und ist bis heute nicht wieder auf die Beine gekommen.

    Besitzverhältnisse immer noch verworren

    Heeschen selbst hat von seinen Heckler und Koch Aktien gut zehn Millionen verpfändet. Das Stimmrecht aber hat er behalten. Er selbst war bei deer Aktionärsversammlung mit gut 15 Millionen Aktien vertreten, weitere sechs Millionen, so sein Vertreter Hanns-Friedrich Begemann zur NRWZ habe er nicht angemeldet, weil dies gar nicht so einfach ist, wenn die Aktien bei ausländischen Banken deponiert sind. Über eine Ignition Finance II in Amsterdam kontrolliert Heeschen mutmaßlich weitere 3,8 Millionen Aktien.

    Im Amt bestätigt: Ex-General Harald Kujat bleibt Aufsichtsratsvorsitzender – und bekommt dafür künftig 100.000 Euro im Jahr.

    Das war bei den Abstimmungen am Ende der Aktionärsversammlung zu erkennen. Alle Abstimmungen endeten in einem Verhältnis 90,5 zu 9,5 Prozent der Aktien. Die CDE war mit gut 814.000 Aktien vertreten, weitere 1,2 Millionen Anteile hatte CDE Direktor Philipp Gregor gemeldet. So waren die Abstimmungsergebnisse, die der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Martin Sorg am Ende verkündete, wenig überraschend.

    Heeschen setzte die neuen Aufsichtsratsvergütungen durch und wurde als viertes Mitglied in den HK-Aufsichtsrat gewählt. Die von CDE geforderte Abberufung von Harald Kujat als Aufsichtsratsvorsitzendem und seines Stellvertreters Sorg scheiterten im selben Stimmverhältnis.

    Kommentar: Wechselstimmung

    Man hatte ja schon einiges erwartet, aber dass Heeschen seinen Laden dermaßen „ausplündert“, das hatten sich nicht mal seine schärfsten Konkurrenten um die Mehrheit bei Heckler und Koch vorstellen können. Die CDE-Vertreter erwägen inzwischen sogar strafrechtliche Konsequenzen und sprechen von Untreue. Die neuen Chefs bei Heckler und Koch, Jens Koch und Björn Krönert, wünschen sich ganz offensichtlich einen Eigentümerwechsel. Sie hoffen, dass das Bundeswirtschaftsministerium dem Verkauf der Heeschen-Anteile an CDE zustimmt.

    Heeschens Verhalten in der Vergangenheit scheint nicht dazu angetan, dass ihm die Mitarbeiter und die Chefs weiter vertrauen. Umso erstaunlicher, dass erst vor einer Woche Heeschen in Oberndorf bei einer Belegschaftsversammlung auftrat – und mit freundlichem Beifall von den HK-Beschäftigten bedacht wurde. Die Mitarbeiter mögen ihn offenbar. Nach dieser Aktionärsversammlung wird sich das möglicherweise ändern.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]

    Das interessiert diese Woche

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]