back to top
...
    NRWZ.deRottweilHeckler & Koch: Bediente Heeschen sich selbst?

    Heckler & Koch: Bediente Heeschen sich selbst?

    Artikel
    Kommentare
    Autor / Quelle
    Weitere Artikel
    Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

    Zu einer Außerordentlichen Versammlung sind am Donnerstagmorgen die Aktionäre des Oberndorfer Kleinwaffenherstellers Heckler & Koch im Badhaus in Rottweil zusammen gekommen. Das lockte an die 20 Demonstranten an und ‚zig Pressevertreter von Print, Funk und Fernsehen. Die beiden Hauptpersonen des mutmaßlichen Showdowns glänzen derweil durch Abwesenheit.

    Der bisherige Mehrheitsaktionär Andreas Heeschen will über eine neue Vergütungsstruktur für die Aufsichtsräte beschließen lassen. Im Hintergrund tobt ein Machtkampf zwischen Heeschen und dem Investor Nicolas Walewski, der bislang über eine Luxemburgische Firma CDE gut fünf Prozent der HK-Anteile hält. Beide, Heeschen und Walewski, sind nicht in Rottweil eingetroffen.

    Nach informationen aus dem Unternehmen war Andreas Heeschen allerdings am Freitag bei einer HK-Betriebsversammlung in Oberndorf. In der Neckarhalle sei Heeschen mit freundlichem Beifall begrüßt worden, war zu hören. Im Badhaus anwesend ist dagegen Harald Kujat, früherer Generalinspekteur der Bundeswehr und heute Aufsichtsratschef beim Oberndorfer Unternehmen Heckler & Koch.

    CDE erhebt schwere Vorwürfe gegen Andreas Heeschen

    Die Luxemburger Investmentgesellschaft, CDE, hinter der der französische Milliardär Nicolas Walewski steht, strebt nach eigenen Angaben an, die Mehrheit bei HK zu übernehmen. Walewsky und Heeschen sind jahrelang Geschäftspartner gewesen. Walewsky, so war aus Unternehmenskreisen zu erfahren, habe HK mit Krediten von 50 und 80 Millionen Euro aus der Patsche geholfen, als das Unternehmen wegen hochriskanter Darlehen, die Heeschen veranlasst haben soll, in großen Schwierigkeiten steckte.

    Als Vertreter der CDE hat Sebastian Ens am Morgen zahlreiche Fragen an die Geschäftsführung gerichtet. Darin deutet er an, dass Heeschen mehrfach Millionensummen aus dem Unternehmen gezogen habe, um sich damit einen großen Lebensstil zu finanzieren. Ens wollte mit seinen Fragen die Zuverlässigkeit Heeschens prüfen, der als viertes Mitglied in den Aufsichtsrat strebt, begründete Ens seine Fragen.

    Dabei ging es auch darum, weshalb in Heeschens Amtszeit als Geschäftsführer oder Mitglied des damaligen Beirates das Unternehmen Geschäftsberichte verspätet oder wie der aus dem Jahr 2007 überhaupt nicht veröffentlichte.

    Er wollte wissen, in welchem Umfang die Verschuldung in dieser Zeit angestiegen ist. Immer wieder tauchen in den Geschäftsberichten unbesicherte Darlehen an ein Mitglied der Geschäftsführung oder Gesellschafter auf. Ens wollte wissen, ob diese Person Heeschen sei.

    Die Rede war auch von Flugzeugen und Hubschraubern, die Heeschen über Darlehen finanziert habe, die später wertberichtigt, also quasi ausgebucht worden seien. Auch soll Heckler und Koch an verschiedenen Unternehmen beteiligt gewesen sein, die Heeschen gehörten oder mit ihm verbunden waren. Sogar ein Diamantengeschäft tauchte in dem Fragenkatalog der CDE auf. Ob das alles zutrifft, war am Morgen noch unklar. Am Nachmittag kam heraus, dass knapp 140 Millionen Euro futsch sind.

    Schmutzige Wäsche auf offener Bühne

    Ein anderer Vertreter der CDE fragte nach Harald Kujats Qualifikation für den Aufsichtsratsvorsitz. Schon sein Alter – 77 Jahre – widerspreche dem Geschäftsordnung, das eigentlich ein Höchstalter von 70 Jahren vorsehe. Er wollte auch erfahren, ob es wirtschaftliche Beziehungen zwischen Kujat und Heeschen gibt.

    Beobachter erklären, es sei ungewöhnlich, dass nun so öffentlich anscheinend dreckige Wäsche gewaschen werde. Kujat selbst meinte auf eine Frage der NRWZ zu den Vorwürfen gegen Heeschen: „Das kann ich nicht beurteilen.“ Heeschen hatte Kujat im Sommer für den Aufsichtsratsposten angeworben.

    Zu Beginn der Fragerunde hatten zahlreiche kritische Aktionäre, die zugleich als Vertreter verschiedener Friedens- und Umweltgruppen auftraten, Fragen nach der künfigen Eigentümerstruktur gestellt. Sie wollten wissen, ob das Unternehmen die „Grüne-Länder-Strategie“ aufweiche. Weitere Fragen zielten darauf, ob unter einem neuen Eigentümer mit einem Know-how-Transsfer zu rechnen sei.

    Ärger gibt es auch wegen des Plans des Unternehmens, nicht mehr nur in die EU und die Nato, sondern etwa auch nach Indonesien und Malaysia Waffen liefern zu wollen. Dort sei die Menschenrechtslage laut den sogenannten kritischen Heckler & Koch-Aktionären bedenklich. Vor Beginn der Versammlung hatten Aktionäre gegen die Exportpolitik des Unternehmens protestiert.

    Aufsichtsrat und Vorstand wollen ab 13 Uhr auf die Fragen der Aktionäre antworten.

    Wir berichten weiter.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Diskutieren Sie mit!

    Hier können Sie einen Kommentar zu unserem Artikel hinterlassen.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

    Beiträge

    Dolomiti-Eigentümer klagt gegen Abrissverfügung

    Eine schlechte Nachricht hatte Matthias Rehfuß am Ende der öffentlichen Gemeinderatssitzung. Der Fachbereichsleiter Recht und Sicherheit musste mitteilen, dass der Eigentümer des ehemaligen Dolomiti...

    Zollfahnder im Rathaus

    Ermittlungen wegen Schwarzarbeit haben zu einer Durchsuchung im Schramberger Rathaus geführt. Vergangene Woche waren Zollfahnder der Abteilung Finanzkontrolle Schwarzarbeit vor Ort. Dabei gehe es...

    Schramberg drohen magere Jahre

    Eine Haushaltseinbringung ohne Haushaltsrede – das geschieht äußerst selten. Die Haushaltsrede des Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin ist eigentlich der Kern der Haushaltsberatungen. Darin legt...

    Kunst verbindet

    Fünf Künstlerinnen und Künstler haben sich zusammengetan und zeigen ihre Werke in der Vorweihnachtszeit in Schramberg. Im früheren Quickschuhmarkt an der Steige haben sie...

    Stadt bittet Raser zur Kasse

    Die Anschaffung mehrerer stationärer Messanlagen und des mobilen Messfahrzeugs lohnt sich in zweierlei Hinsicht. Davon ist Fachbereichsleiter Matthias Rehfuß überzeugt. Zum einen hätte die...

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    CDU-Stadtratsfraktion tagt mit ehemaligen Kandidaten für den Gemeinderat

    Die CDU-Stadtratsfraktion lud die ehemaligen Kandidatinnen und Kandidaten für den Gemeinderat und weitere Interessierte zum gegenseitigen Austausch ein.Rottweil - Fraktionsvorsitzende Monika Hugger formulierte als...

    Nächster Meilenstein beim Glasfaserausbau

    Der Landkreis Rottweil macht einen großen Schritt in Richtung Gigabitgesellschaft: Mit einem Zuwendungsbescheid in Höhe von 28 Millionen Euro unterstützt der Bund ein weiteres...

    Kran donnert gegen Brücke: 550.000 Euro Schaden

    Massive Verkehrsbehinderungen - nicht durch Schneefall, sondern durch einen Mobilkran. Ein solcher blieb am Freitag an einer Brücke über die B27 bei Dotternhausen hängen.Update,...

    Zollfahnder im Rathaus

    Ermittlungen wegen Schwarzarbeit haben zu einer Durchsuchung im Schramberger Rathaus geführt. Vergangene Woche waren Zollfahnder der Abteilung Finanzkontrolle Schwarzarbeit vor Ort. Dabei gehe es...

    Schramberg drohen magere Jahre

    Eine Haushaltseinbringung ohne Haushaltsrede – das geschieht äußerst selten. Die Haushaltsrede des Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin ist eigentlich der Kern der Haushaltsberatungen. Darin legt...

    Wirtschaft klagt

    „Wir brauchen eine Agenda pro Mittelstand.“ Dieses Fazit zieht Birgit Hakenjos, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg im Hinblick auf die jüngste Konjunkturumfrage....

    Sterbefälle, Geburten, Eheschließungen: die Familiennachrichten für Oktober 2024

    Hier veröffentlichen wir die uns von den Standesämtern im Landkreis Rottweil und von unseren Lesern zur Verfügung gestellten Informationen zu den Geburten, Eheschließungen und...

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Das interessiert heute

    Zu einer Außerordentlichen Versammlung sind am Donnerstagmorgen die Aktionäre des Oberndorfer Kleinwaffenherstellers Heckler & Koch im Badhaus in Rottweil zusammen gekommen. Das lockte an die 20 Demonstranten an und ‚zig Pressevertreter von Print, Funk und Fernsehen. Die beiden Hauptpersonen des mutmaßlichen Showdowns glänzen derweil durch Abwesenheit.

    Der bisherige Mehrheitsaktionär Andreas Heeschen will über eine neue Vergütungsstruktur für die Aufsichtsräte beschließen lassen. Im Hintergrund tobt ein Machtkampf zwischen Heeschen und dem Investor Nicolas Walewski, der bislang über eine Luxemburgische Firma CDE gut fünf Prozent der HK-Anteile hält. Beide, Heeschen und Walewski, sind nicht in Rottweil eingetroffen.

    Nach informationen aus dem Unternehmen war Andreas Heeschen allerdings am Freitag bei einer HK-Betriebsversammlung in Oberndorf. In der Neckarhalle sei Heeschen mit freundlichem Beifall begrüßt worden, war zu hören. Im Badhaus anwesend ist dagegen Harald Kujat, früherer Generalinspekteur der Bundeswehr und heute Aufsichtsratschef beim Oberndorfer Unternehmen Heckler & Koch.

    CDE erhebt schwere Vorwürfe gegen Andreas Heeschen

    Die Luxemburger Investmentgesellschaft, CDE, hinter der der französische Milliardär Nicolas Walewski steht, strebt nach eigenen Angaben an, die Mehrheit bei HK zu übernehmen. Walewsky und Heeschen sind jahrelang Geschäftspartner gewesen. Walewsky, so war aus Unternehmenskreisen zu erfahren, habe HK mit Krediten von 50 und 80 Millionen Euro aus der Patsche geholfen, als das Unternehmen wegen hochriskanter Darlehen, die Heeschen veranlasst haben soll, in großen Schwierigkeiten steckte.

    Als Vertreter der CDE hat Sebastian Ens am Morgen zahlreiche Fragen an die Geschäftsführung gerichtet. Darin deutet er an, dass Heeschen mehrfach Millionensummen aus dem Unternehmen gezogen habe, um sich damit einen großen Lebensstil zu finanzieren. Ens wollte mit seinen Fragen die Zuverlässigkeit Heeschens prüfen, der als viertes Mitglied in den Aufsichtsrat strebt, begründete Ens seine Fragen.

    Dabei ging es auch darum, weshalb in Heeschens Amtszeit als Geschäftsführer oder Mitglied des damaligen Beirates das Unternehmen Geschäftsberichte verspätet oder wie der aus dem Jahr 2007 überhaupt nicht veröffentlichte.

    Er wollte wissen, in welchem Umfang die Verschuldung in dieser Zeit angestiegen ist. Immer wieder tauchen in den Geschäftsberichten unbesicherte Darlehen an ein Mitglied der Geschäftsführung oder Gesellschafter auf. Ens wollte wissen, ob diese Person Heeschen sei.

    Die Rede war auch von Flugzeugen und Hubschraubern, die Heeschen über Darlehen finanziert habe, die später wertberichtigt, also quasi ausgebucht worden seien. Auch soll Heckler und Koch an verschiedenen Unternehmen beteiligt gewesen sein, die Heeschen gehörten oder mit ihm verbunden waren. Sogar ein Diamantengeschäft tauchte in dem Fragenkatalog der CDE auf. Ob das alles zutrifft, war am Morgen noch unklar. Am Nachmittag kam heraus, dass knapp 140 Millionen Euro futsch sind.

    Schmutzige Wäsche auf offener Bühne

    Ein anderer Vertreter der CDE fragte nach Harald Kujats Qualifikation für den Aufsichtsratsvorsitz. Schon sein Alter – 77 Jahre – widerspreche dem Geschäftsordnung, das eigentlich ein Höchstalter von 70 Jahren vorsehe. Er wollte auch erfahren, ob es wirtschaftliche Beziehungen zwischen Kujat und Heeschen gibt.

    Beobachter erklären, es sei ungewöhnlich, dass nun so öffentlich anscheinend dreckige Wäsche gewaschen werde. Kujat selbst meinte auf eine Frage der NRWZ zu den Vorwürfen gegen Heeschen: „Das kann ich nicht beurteilen.“ Heeschen hatte Kujat im Sommer für den Aufsichtsratsposten angeworben.

    Zu Beginn der Fragerunde hatten zahlreiche kritische Aktionäre, die zugleich als Vertreter verschiedener Friedens- und Umweltgruppen auftraten, Fragen nach der künfigen Eigentümerstruktur gestellt. Sie wollten wissen, ob das Unternehmen die „Grüne-Länder-Strategie“ aufweiche. Weitere Fragen zielten darauf, ob unter einem neuen Eigentümer mit einem Know-how-Transsfer zu rechnen sei.

    Ärger gibt es auch wegen des Plans des Unternehmens, nicht mehr nur in die EU und die Nato, sondern etwa auch nach Indonesien und Malaysia Waffen liefern zu wollen. Dort sei die Menschenrechtslage laut den sogenannten kritischen Heckler & Koch-Aktionären bedenklich. Vor Beginn der Versammlung hatten Aktionäre gegen die Exportpolitik des Unternehmens protestiert.

    Aufsichtsrat und Vorstand wollen ab 13 Uhr auf die Fragen der Aktionäre antworten.

    Wir berichten weiter.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]

    Das interessiert diese Woche

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]