Etliche aktuelle und frühere Bürgerbusfahrer, Gemeinderätinnen und -räte, Sponsoren und treue Mitfahrerinnen haben sich am Samstagvormittag vor dem Rathaus getroffen, um den neuen Bürgerbus einzuweihen. Der neue Bus mit Dieselmotor und Frontantrieb hat insgesamt 113.000 Euro gekostet. Das Land gewährt einen Zuschuss von etwa 40.000 Euro.
Schramberg. In seiner Begrüßung erinnerte der Vorsitzende des Bürgerbusvereins Eugen Göller an die Gründung des Vereins vor fast zehn Jahren. Ende Januar 2016 „hat der Bürgerbus dann seinen Betrieb aufgenommen. Seither fährt er fast jeden Tag im Tal und auf der Höh‘.“
250.000 Kilometer: Halten – fahren – halten – fahren
Nach achteinhalb Jahren und 250.000 Kilometern sei nun die Neuanschaffung nötig. Anders als ein Linienbus, der von Rottweil nach Schramberg fahre, sei der Bürgerbus auf der Kurzstrecke unterwegs. „Halten – fahren – halten -fahren.“ Deshalb sei er stärker beansprucht, so Göller. (Die NRWZ hatte darauf aufmerksam gemacht, dass Linienbusse in Großstädten üblicherweise eine Million Kilometer auf der Achse haben, bevor sie ersetzt werden.)
Im Mai 2023 habe der Gemeinderat den Kauf den neuen Busses dann beschlossen. Göller dankte der Stadt und dem Rat für die Unterstützung. Im Oktober 2023 habe Fachbereichsleiterin Susanne Gwosch dann den Auftrag für den Bus erteilt.
Die Ausschreibung sei „ein komplizierter Prozess“ gewesen, was Gwosch lachend bestätigte. Anfang Juni hätte der Verein den Bus bei der Herstellerfirma Steinborn abgeholt. Diejenigen, die ihn bisher gefahren hätten, bestätigten, er lasse sich „richtig gut“ fahren.
Mobilität älterer Menschen gestärkt
Das Bläserquintett der Stadtmusik Schramberg unterhielt die Gäste, bevor Oberbürgermeisterin Eisenlohr daran erinnerte, dass die Bürgerbusidee beim Seniorenforum 2013 entstanden war. Das Ziel sei damals gewesen, die Mobilität älterer Menschen zu stärken. „Das ist mit dem Bürgerbus auf jeden Fall gelungen.“
Seit 2016 habe der Bus 54.000 Fahrgäste befördert und 240.0000 Kilometer zurückgelegt, aber auch „der Zahn der Zeit“ am Bus genagt. Allerdings laufe der alte Bus „erstaunlich gut, seit der Neue bestellt“ sei, merkte die Oberbürgermeisterin an.
Mit dem neuen Bus werde ein neues Kapitel in der Geschichte des Bürgerbusses aufgeschlagen. Eisenlohr bat Dekan Rüdiger Kocholl bei der anschließenden Weihe „um noch mehr Schutz vor Dellen und Beulen zu bitten“.
Nach der Weihe werde der Bus, gesteuert von Fahrerchef Willi Herzog, kostenlose Kennenlern-Runden drehen. Eisenlohr dankte dem Verein für das „tolle Projekt und den großen Einsatz“, den Sponsoren, dem Gemeinderat, Susanne Gwosch und dem Land für den Zuschuss.
Segen mit Unterstützung
Rüdiger Kocholl erinnerte an die Weihe 2016, der Bus sei ein Erfolgsprojekt geworden. Verkehrsmittel seien ein „unentbehrlicher Bestandteil des Lebens und der Gesellschaft“. Es sei wichtig, sich seiner Verantwortung gegenüber den Mitmenschen und der Natur bewusst zu sein.
Schließlich bat er um Gottes Segen für den Bus und alle Menschen, die ihn nützen.
Damit das mit dem Segen diesmal besser klappe, bat Kocholl „die Kolpingtochter Dorothee“, ihm mit dem Weihwasserkessel zu assistieren.
Nachdem die beiden den Bus einmal umrundet hatten, erspähte Kocholl Udo Neudeck. Der hatte festgestellt, Kocholl habe den Unterboden noch nicht geweiht. Daraufhin holte Kocholl sich den Udo und die beiden gewichtigen Herren knieten auf den Boden und versorgten auch den Unterboden des Busses mit einer Ladung Weihwasser.
Mit „Wien bleibt Wien“ und anderen schwungvollen Melodien erfreuten die Blechbläser der Stadtmusik die Gäste. Göller lud die Anwesenden zu Butterbrezeln und Getränken ein, während einige der Gäste die Gelegenheit zu einer Probefahrt im neuen Bus nutzten.
Diesel statt Elektro – kein Allradantrieb
Der neue Bürgerbus ist wieder ein Dieselfahrzeug. Der Gemeinderat hatte sich eigentlich dafür stark gemacht, dass der neue Bus Elektroantrieb haben soll. Anfang April 2023 erklärte der damals neu gewählte Vorsitzende des Bürgerbusvereins Eugen Göller, es sei eine „herausfordernde Aufgabe“, einen Ersatz für den bisherigen Bus zu finden.
Ein geeigneter Elektrobus sei auf dem Markt nicht zu finden. Man brauche nämlich ein Allradfahrzeug mit Niederflurtechnik. Mit Elektroantrieb sei das „nicht machbar“.
Fachbereichsleiterin Susanne Gwosch hatte im November 2022 dem Rat berichtet, der Verein halte wegen der Topografie Schrambergs den Allradantrieb für „äußerst wichtig“.
Nun hat der neue Bus zwar Niederflurtechnik, aber keinen Allradantrieb, wie Willi Herzog vom Bürgerbusverein der NRWZ bestätigt: „Die Hersteller bauen das nicht mehr.“ Der Allradantrieb sei beim bisherigen Bus auch reparaturanfällig gewesen.
Herzog erklärte, Elektrobusse in der gewünschten Größe seien wegen einer EU-Richtlinie nicht zugelassen. Auch würden sie wegen der Batterien schwerer als 3,5 Tonnen und seien dann nicht mehr mit den neueren „Normal“-Führerscheinen zu fahren.
Info: Neben den Anschaffungskosten für den ersten Bürgerbus von 134.000 Euro hat die Stadt dem Bürgerbusverein zwischen 2015 und 2022 insgesamt 71.000 Euro als Zuschuss gezahlt. Beim Kauf 2016 gab es einen Landeszuschuss von 22.000 Euro.
Hinzu kam der Bau einer Garage auf dem H.A.U.-Gelände für etwa 80.000 Euro. Während der Lockdowns in der Corona-Pandemie stand der Bus etliche Monate in der Garage.