Die neuen Leih-Scooter, die inzwischen im Rottweiler Stadtbild aufgetaucht sind, bekommen Zuwachs: In Rottweil könnte, so der zuständige Ausschuss am kommenden Mittwoch zustimmt, Autos zum Mieten hinzukommen. Carsharing könnte starten, zunächst mit sechs Autos an drei Standorten. Die Leute sollen ihre Verkehrswege auf Verkehrsträger aufteilen können. Modal splitten.
Rottweil – Stadtverwaltung und Gemeinderäte wollen mit ihren neuen Angeboten einen zusätzlichen Beitrag zur Lösung der Mobilitätsfrage im ländlichen Raum und zum Umweltschutz leisten. Das ist das erklärte Ziel. „Die Bürgerinnen und Bürger können nun auf die praktischen Elektroroller zurückgreifen, um ihre täglichen Wege innerhalb von Rottweil effizienter und umweltfreundlicher zurückzulegen“, so Rottweils Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf im Vergangenen April bei der Vorstellung des neuen Fortbewegungsmittels mit den drei Rädern.
Jetzt kommt noch ein Rad hinzu: Zunächst werden drei innenstadtnahe E-Carsharing-Standorte mit je zwei Parkplätzen und Fahrzeugen errichtet, so die Planungen der Stadtverwaltung. „Wenn sich das System bewährt, sind weitere Standorte denkbar, auch in den Teilorten“, heißt es in einer Beschlussvorlage für den Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats, der am kommenden Mittwoch entscheiden soll. Die geplanten drei Standorte sind: Bahnhof Rottweil, Parkplatz Ruhe-Christi-Straße / Villa Duttenhofer (wo schon ein Ladecontainer für E-Fahrräder steht) und Parkplatz Neues Spital – ältere Rottweiler werden das als das Alte Opel-Rieble-Gelände kennen, es ist ein Schotterplatz.
„Im Jahr 2022 wurde das Thema Carsharing im Stadtgebiet Rottweil näher betrachtet, um eine Grundlage für die verschiedenen Möglichkeiten zu bekommen“, berichtet die Stadtverwaltung. Die Studie habe Planungsmöglichkeiten, mögliche Umsetzungen und das Potenzial des E-Carsharing-Modells zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität im Stadtgebiet aufgezeigt. Als weiterer Aspekt sei Carsharing bei Wohnungsneubauten beleuchtet worden. „Es soll die Möglichkeit geschaffen werden, im Geschosswohnungsbau die Anzahl der nachzuweisenden Stellplätze durch die der Allgemeinheit zur Verfügung stehenden Carsharing-Plätze zu reduzieren“, erklärt die Verwaltung. Das stoße bei Investoren auf reges Interesse, da neben dem Flächenverbrauch auch die hohen Kosten für die Herstellung von Tiefgaragenplätzen oder oberirdischen Stellplätze reduziert werden könnten. „Die Bereitstellung von Fahrzeugen an wichtigen Umstiegspunkten, sogenannten multimodalen Knotenpunkten, erleichtern die Anwendung des Modal Split“, heißt es im Bericht der Verwaltung. Mit Modal Split wird in der Verkehrsstatistik die Verteilung der von Personen im Alltagsverkehr zurückgelegten Wege auf die einzelnen Verkehrsträger bezeichnet.
Diese sogenannten multimodalen Knotenpunkte seien Bahn- oder Busbahnhöfe oder auch zentrale Umstiegspunkte des Busverkehres, die ein möglichst vielfältiges Mobilitätsangebot bereithalten. „So können etwa Geschäftsreisende bequem mit der Bahn anreisen und dann am Bahnhof Rottweil in das zuvor per App gebuchte Carsharing Fahrzeug umzusteigen, um Ziele im ländlichen Umland zu erreichen“, heißt es aus dem Fachbereich 4 – Bauen und Stadtentwicklung. Sachbearbeiter ist der Mobilitätsbeauftragte Horst Bisinger, aus seiner Feder stammt die Gemeinderatsvorlage. Durch die Bereitstellung der Poolfahrzeuge als reine Elektro-Pkw werde die Nutzung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln gefördert, was zur Reduzierung von CO2-Emissionen und Luftschadstoffen beiträgt. Das erleichtere gleichzeitig den Umstieg in die klimafreundliche Mobilität.
Die Stadtverwaltung bezeichnet das als Musterprojekt. Sie schlägt daher – um der leichten und raschen Umsetzbarkeit Willen, bereits einen Anbieter vor: die Deer Mobility, die nach Angaben er Verwaltung bereits Autos in Balingen, Villingen-Schwenningen, Schramberg, Königsfeld, Aichhalden, Schiltach bereitstellt. Durch die Umsetzung in Rottweil könne mit den benachbarten Angeboten ein attraktives Netzwerk entstehen, heißt es. Außerdem setzt der Energieversorger ENRW bereits Deer-E-Autos als Flottenfahrzeuge ein, sodass Sharing-Fahrzeuge in deren Fahrzeugpool vorhanden sind. Auch die Stadt will sich die teilbaren Autos stellen lassen, damit es keine Verpflichtung zur Übernahme von Abmangel gibt, wenn die Auslastung besonders in der Einführungsphase zu niedrig ist. „Sollte sich das Musterprojekt bewähren, ist eine Ausweitung auf weitere Bieter möglich, die ebenfalls die Kriterien erfüllen“, argumentiert Mobilitätsbeauftragter Bisinger.
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Eigenwerbung Deer Mobility
Der Aufbau der sechs Ladepunkte an den drei Standorten kostet nach Berechnungen der Verwaltung keine 30.000 Euro. Mit Beschluss des Gemeinderats sollen die weiteren Gespräche bezüglich Förderantrag und Umsetzung geführt werden. Die Bereitstellung der ersten Fahrzeuge ist für Frühjahr 2025 geplant. Die Kosten sind im Haushalt 2024 allerdings nicht veranschlagt und müssen als außerplanmäßige Auszahlungen gebucht werden.