Mehrere Schüler aus Rottweil, die bis Mitte vergangener Woche mit ihrer Klasse in Italien im Austausch gewesen sind, zeigen Symptome des Corona-Virus: Husten, Schnupfen, Fieber. Bei ihrer Suche nach Hilfe – und Aufklärung darüber, ob sie „den Virus“ aufgeschnappt haben -, stoßen sie allerdings nach eigenen Angaben auf Schwierigkeiten. Es handelt sich um 14 angehende Abiturienten des Technischen Gymnasiums. Sie waren auch auf Fastnachtsveranstaltungen. Am Montag hat sich nun herausgestellt: Sie haben Influenza. Sie sollen dennoch bis Mittwoch zuhause bleiben. Ein Beitrag von Moni Marcel und Peter Arnegger
Das Gesundheitsamt Rottweil gibt derweil Entwarnung zum bestätigten Corona-Fall eines 32-Jährigen aus dem Landkreis. Alle, die mit ihm Kontakt gehabt hätten, befänden sich in Isolierung. Die Infektionskette habe unterbrochen werden können.
UPDATE Montag, 2. März, 10.30 Uhr:
Influenza, nicht Corona
Von den Schülern des Technischen Gymnasiums, die am Mittwoch vor der Fasnet aus Italien zurückkamen und teilweise Anzeichen einer Corona-Erkrankung zeigten, ist bislang keiner positiv auf das neue Virus getestet worden. Es scheint sich in einigen Fällen um eine Influenza-Infektion zu handeln. „Ob weitere Schüler getestet wurden und wie die Ergebnisse ausfielen, entzieht sich meiner Kenntnis“, so Schulleiter Stefan Steinert, der betont, dass die Gruppe sich in Italien auch nicht direkt in einem Risikogebiet aufgehalten habe. Das Gesundheitsamt, so Steinert, habe Anweisungen gegeben, daher werde nun strikt drauf geachtet, dass die Schüler bis Mittwoch zuhause blieben. Wie es dann weitergehe, sei abzuwarten.
Unser ursprünglicher Bericht
Der Aufenthalt der Schüler war in einem der Gebiete, wo das Virus sich schon ausgebreitet hat, erfuhr die NRWZ. Hilfe zu bekommen, scheint allerdings schwierig. So verwies das Gesundheitsamt auf Anfrage einer Mutter darauf, dass der Hausarzt zuständig sei, einen Abstrich könne man nicht machen. Der Anruf bei der Helios-Klinik fruchtete auch wenig, die Ärztin am Telefon habe kaum Deutsch gesprochen und gemeint, einen Abstrich für den Corona-Test könne sie nur machen, wenn die Betroffenen positiv getestet worden seien. Was wiederum ohne Abstrich nicht möglich ist.
Betroffene wieder nach Hause geschickt
Zwei betroffene Schüler seien von der Helios-Klinik wieder nach Hause geschickt worden, ohne dass man sie untersucht hatte. „Wir fühlen uns im Stich gelassen“, sagt die Mutter einer der Schüler, die auch von der Schule bislang nichts gehört hat.
Andrea Schmider, Pressesprecherin der Helios-Klinik in Rottweil sagt dazu: „Prinzipiell kann ich sagen, dass die Hausärzte die ersten Ansprechpartner für die Patienten sind. Bei einem begründeten Verdachtsfall würde der Hausarzt entscheiden, ob er einen entsprechenden Test veranlasst und dies auch dem Gesundheitsamt melden.“
Ein begründeter Verdacht bestehe immer dann, wenn der Patient sich in einem der definierten Risikogebiete aufgehalten hat oder nachweislich mit einem Infizierten Kontakt hatte.
Schmider:
In die Klinik kommen nachweislich Infizierte oder Menschen, bei denen ein begründeter Verdacht besteht und die möglicherweise schwerer erkrankt sind.
Man darf also gespannt sein, denn bei den Schülern scheint das ja zuzutreffen.
Inzwischen hat die Schule der betroffenen Schüler reagiert. Gegenüber der NRWZ meinte der Schulleiter, die jungen Leute sollten bis kommenden Mittwoch zuhause bleiben.
Heute ein erster Hausarzttermin
Sie selbst haben teils heute einen ersten Hausarzttermin. Sie hatten es zunächst in der Klinik versucht.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind die Risikogebiete derzeit in China die Provinz Hubei (inkl. Stadt Wuhan) und die Städte Wenzhou, Hangzhou, Ningbo sowie Taizhou in der Provinz Zhejiang, im Iran die Provinz Ghom, in Italien die Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien sowie in Südkorea die Provinz Gyeongsangbuk-do (Nord-Gyeongsang). Personen, die sich zuletzt in dort aufgehalten haben oder Kontakt mit einer an dem neuen Coronavirus erkrankten Person hatten, und bis 14 Tage nach der Rückkehr bzw. dem Kontakt grippeartige Krankheitssymptome entwickeln, sollten umgehend telefonischen Kontakt zu ihrem Hausarzt oder dem kassenärztlichen Notdienst aufnehmen.
Inzwischen hat das Landes-Kultusministerium Hinweise für Schulen, Kindergärten und -tagesstätten herausgegeben.
Unabhängig davon hat das Gesundheitsamt am Donnerstag bereits erklärt, dass der bestätigt an Corona erkrankte 32-Jährige aus dem Landkreis Rottweil in der Heliosklinik Rottweil betreut und isoliert von anderen Patienten behandelt werde. Das hatte die Klinik der NRWZ bereits am Mittwochabend bestätigt.
Kontaktpersonen häuslich isoliert
Alle Kontaktpersonen zum dem Coronafall seien ermittelt worden und befänden sich in häuslicher Isolierung. Die identifizierten Kontaktpersonen beschränkten sich zudem auf enge familiäre Kontakte, so das Gesundheitsamt in seiner Stellungnahme vom Donnerstag. Es gebe keinen Bezug zu Gemeinschaftseinrichtungen oder Fasnetsveranstaltungen.
Die Kontaktpersonen stünden zudem in regelmäßigem telefonischen Kontakt mit dem Gesundheitsamt. Die ersten diagnostischen Testergebnisse seien unauffällig gewesen, weitere Tests geplant.
Das Gesundheitsamt ist damit der Auffassung, dass im Landkreis Rottweil in Zusammenhang mit dem bekannten Fall die Infektkette unterbrochen habe werden können, von einer anhaltenden Coronaviruszirkulation sei nicht auszugehen.
Desinfektionsmittel geht gut
Auf Nachfrage der NRWZ hin erklärt der Inhaber des Edeka-Marktes am Nägelesgraben, Detlev Maier, dass es derzeit bei ihm keine Hamsterkäufe gebe. „Das wäre übertrieben.“ Die Leute würden die einer oder andere Konserve, „eine Packung oder zwei mehr Mehl und Nudeln“ kaufen. Überproportional gut gehe allerdings Desinfektionsmittel.
Informationsquellen zum Coronavirus hat das Landratsamt Rottweil hier zusammengetrragen.