Die Räumlichkeiten sind gerichtet, das Land noch nicht: Die Rottweiler Stadthalle ist schon das Kreis-Impfzentrum (KIZ). In Betrieb genommen wird es allerdings erst am 22. und nicht wie bisher geplant am 15. Januar.
Das hängt zum einen mit dem europaweiten Mangel an Impfstoff zusammen, wie Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel beim Ortstermin mit der Presse erläuterte: Die erste Lieferung wird am 20. oder 21. Januar erwartet, dann kommen, Stand heute, 975 Impfdosen. Diese müssen für „eine bis zwei Wochen“ (Michel) reichen, pro Woche können also rund 480 Personen immunisiert werden. 300 davon werden über das Mobile Impfteam in Pflegeheimen verimpft. In der Stadthalle bleiben also gerade mal 180 Personen.
Ab „etwa der vierten Woche“ (Michel), die am 25. Januar beginnt, erwartet der Kreis 2000 Impf-Portionen in der Woche. „Das ist natürlich wenig“, bedauert Michel: Eigentlich wollte er bis zu 750 Personen am Tag impfen lassen, das wären in der Woche über 5000. So reichen erst mal fünf Öffnungstage und eine Schicht.
Wenn Nachschub da ist, wird von 7 bis 21 Uhr geimpft
Das soll sich dann aber ändern, sobald der Nachschub richtig rollt. Dann arbeiten die Teams in zwei Schichten an sieben Wochentagen, jeweils von 7 bis 21 Uhr, wie Ordnungsamtsleiter Thomas Seeger und Kreisbrandmeister Nicos Laetsch mitteilten. Und bis dahin sollte das KIZ auch ausgerüstet sein. Denn die EDV kommt ja erst am 13. und kann erst am 15. Januar einen Probelauf machen. Bis zur Eröffnung kann dann noch nachjustiert werden.
Die Kühlschränke, in denen der Impfstoff aufbewahrt wird, sollen erst im Februar vom Land angeliefert werden, berichtete Landrat Michel. Das sei aber nicht so schlimm, wie es sich anhört, informierte Obermedizinalrätin Martine Hielscher vom Gesundheitsamt: Die Kühlung kann auch mittels Trockeneis erfolgen. So werde der Biontech-Impfstoff auch angeliefert.
Hoffnung auf 200 Mediziner
Seit der letzten Mitteilung hat sich die Anzahl der Ärzte, die freiwillig im KIZ in ihrer Freizeit Dienst machen wollen, noch erhöht: Inzwischen seien es 180, berichtete Dr. Jochen Scherler. Er rechne jetzt mit bis zu 200 seiner Kollegen.
Kleine Tour durch die Halle
Kreisbrandmeister Laetsch, der für das KIZ zuständig ist, führte die Besucher durch die Halle. In der Schleuse des Eingangs Richtung Stallhalle werden die Besucher erst mal auch Corona-Symptome gecheckt, vor allem Fieber gemessen. Wer krank ist, für den ist hier gleich Endstation.
Danach kommt er zur Registrierung, sechs Schalter sind dafür aufgebaut.
An der nächsten Station wird ein Informationsfilm zur Impfung gezeigt.
Für Aufklärung und anschließende Impfung sind sechs Kabinen vorbereitet, mit drei weiteren Impfkabinen für den größeren Andrang.
Wer geimpft ist, muss noch in den Ruhebereich – 15 Minuten ist die Vorgabe des Herstellers, aber wenn es dann 30 Minuten werden, sei das besser, fand Martine Hielscher. Im Ruhebereich sind Stühle aufgestellt, wer die Zeit lieber im Liegen verbringt, darf in den entsprechenden Raum.
Danach können die Geimpften über die Abmeldung und den Vordereingang zur Stadionstraße ins Freie. Die Zeiten werden festgehalten.
Bezüglich der benötigten Spezialkühlschränke gab es in der SWR Landesschau am 12.11.2020 einen Bericht über einen Hersteller in Tuttlingen (I glaub‘, des Tuttlinga‘ isch it weit weg?).
Der Geschäftsführer äußerte sich damals wie folgt:
„Die Kühlschränke könnten in den geplanten Impfzentren zum Einsatz kommen – mehrere Bundesländer haben schon angeklopft. Baden-Württemberg noch nicht. Der Firmenchef wundert sich, aber er hofft.“
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/ultra-tiefkuehlschraenke-fuer-corona-impfstoff-aus-tuttlingen-100.html
Und das Trockeneis der Frau Obermedizinalrätin ist eine sehr teure Alternative! Nicht umsonst sind derlei Kühlschränke in biowissenschaftlichen Labors Standard, Trockeneis wird nur für den Versand genutzt, niemals zur Lagerung, man wird für ausreichend Vorrat sorgen müssen! Das Granulat ist aber, wenn es nicht mehr gebraucht wird, ein hübsches Spielzeug. Aber bitte den Frauen nicht ins Dekolleté werfen!
Hoffentlich geht es mit dem Nachschub nicht so wie dereinst beim Vormarsch auf Stalingrad, wo es am 5. August 1942 zu folgender legendärer Meldung durch Generaloberst Karl Ludwig Ewald von Kleist kam: „Vor mir kein Feind, hinter mir kein Nachschub“.
Die ganze Pandemiebekämpfung trägt immer mehr Züge von Franz Kafka oder Eugène Ionesco. Das Ministerium ist ein Totalausfall, der Minister so überfordert wie ich es wäre, wenn ich die Wiener Philharmoniker beim Neujahrskonzert dirigieren müsste.