Ein Verletzter und Sachschaden von mehr als einer Million Euro – das ist die Bilanz eines Gebäudebrandes, der sich im kleinen Oberndorfer Stadtteil Boll ereignet hat. Für die Familie des Brandhauses ist eine Spendenkampagne gestartet worden. Diese hat eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst.
Große Spendenbereitschaft
Die Spendenbereitschaft ist groß. Knapp 59.000 Euro sind in den vergangenen fünf Tagen für die vom Brand betroffene Familie mittlerweile eingegangen. „Vielen Dank für die überwältigende Hilfsbereitschaft“, kommentiert das die Initiatorin der Aktion, Diane Reuß. Die Spenden würden dringend für einen Neustart der Familie benötigt. „In erster Linie für banale Dinge wie Hygieneartikel, Kleidung, Schuhe, Schulsachen …“, so Reuß. Sie wolle die eingegangenen Gelder direkt an die Familie weitergeben. Sobald diese eine längerfristige Bleibe hat, „benötigen sie Möbel, Ausstattung, Waschmaschine, … einfach alles, was man für den Alltag braucht“, sagt Reuß. Und sie ergänzt: „Alle, die die Familie kennen, wissen, sie würden jedem von uns genauso helfen.“ Mehr unter GoFundMe.
Schaden: mehr als eine Million Euro
Die Polizei fasst das Geschehen so zusammen: Zu einem Gebäudebrand ist es am Donnerstagnachmittag im Oberndorfer Stadtteil Boll gekommen. Um kurz vor 17 Uhr wurde der Rettungsleitstelle ein Gebäudebrand in der Ortsmitte, am Rathausplatz gemeldet. Ein Großaufgebot von Hilfskräften der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und der Polizei rückte aus. Trotz einer unverzüglichen Brandbekämpfung der Feuerwehr des in Vollbrand stehenden Wohnhauses konnte ein Übergreifen der Flammen auf ein angrenzendes Wohngebäude nicht verhindert werden. Durch das Brandgeschehen wurde ein 54-jähriger Bewohner aufgrund der Rauchgasintoxikation leicht verletzt. Die Ermittlungen zur Brandursache laufen. Die Polizei schätzt die Schadenshöhe auf mehr als eine Million Euro.
Spendenkampagne
Unter dem Titel „Durch Brand alles verloren!“ ist eine Spendenkampagne für die Familie aus dem Brandhaus gestartet worden. Gut ein Fünftel des bislang ausgegebenen Spendenbetrags von 15.000 Euro ist bereits zugesagt (Stand: 6.30 Uhr, gegen 8.30 Uhr hatte sich die Zahl der Spenden verdoppelt), die Initiatorin Diane Reuß erhofft sich weitere Spenden. Sie organisiere diese Kampagne „für eine Familie unseres Dorfes, die durch einen Hausbrand ALLES verloren hat“, schreibt sie.
Mehr unter GoFundMe.
120 Einsatzkräfte kämpfen gegen das Feuer
Gegen 21.35 Uhr meldete der Feuerwehrsprecher Sven Haberer den Brand als unter Kontrolle. Es gebe in dem großen Gebäude aber noch „massive Glutnester“, die schwer erreichbar seien. Wegen Einsturzgefahr könne das Haus nicht betreten werden. Die Löscharbeiten liefen von außen, über die Drehleiter. Ein Bagger soll an den Brandort kommen, entschied die Einsatzleitung. Ein Anbau an das Gebäude weist eine Tiefe von rund 25 Metern auf, es sei schwer, an die Glutnester heranzukommen. Ein Bagger könne hier helfen. Wie, das werde zwischen Feuerwehr, Polizei und dem Baggerführer geklärt.
Die Zahl der Einsatzkräfte hat sich mittlerweile auf 120 erhöht. 20 Fahrzeuge der Feuerwehr sind vor Ort.
Brand brach in Werkstatt aus
Unser Erstbericht: Dichter, schwarzer Rauch quillt aus den seitlichen Garagen, Flammen schlagen aus einer Haustür: Gegen 17.20 wütet das Feuer in dem Haus am Boller Rathausplatz. Die Oberndorfer Feuerwehr ist mit einer großen Zahl an Einsatzkräften vor Ort. Innen- und Außenangriffe laufen. Auch das Rote Kreuz ist mit einer Vielzahl an Kräften, darunter die Bereitschaft, im Einsatz.
Von der Drehleiter wird das zuvor mit Wasser gekühlte Dach geöffnet – auch dort schlagen Flammen heraus. Ein Gebäudeteil steht bald im Vollbrand. Im Innern wütet das Feuer. Es hat gut eine Dreiviertelstunde nach dem Brandausbruch das gesamte Gebäude eingenommen. Im Innern kommt es zu Explosionen, deren Ursache Feuerwerkskörper sein können, wird vermutet. Mehr als 80 Kräfte seitens der Feuerwehr sind im Einsatz, sagt Feuerwehrsprecher Haberer. Bei dem Gebäude habe es sich früher um ein landwirtschaftlich genutztes gehandelt. Inzwischen ist es ein Wohngebäude, ist es eine Doppelhaushälfte.
Der Rettungsdienst versorgte einen Mann, brachte ihn in eine Klinik, begleitet von einem Notarzt. Er habe eine Rauchgasvergiftung und Verbrennungen erlitten, hieß es. Weitere Hausbewohner, um die sich zunächst das DRK kümmerte, kamen bei Nachbarn unter. Auch die Feuerwehr kümmerte sich um sie, im örtlichen Gerätehaus wurden sie versorgt.
Der Brand brach nach ersten Informationen in einer Werkstatt innerhalb des Gebäudes aus.
Die Einsatzleitung hat Oberndorfs Stadtbrandmeister Manuel Suhr. Zur Unterstützung seiner Leute sind Kräfte der Feuerwehr Sulz nachgefordert worden. Die Drehleiter aus der Nachbarstadt ist vor Ort. Weitere Kräfte rücken nach, etwa die zentrale Feuerwehrwerkstatt aus Sulgen, die frische Schläuche und Atemschutzgeräte bringt. Die Polizei ist mit mehreren Streifen in Boll eingetroffen. Ebenso ist die Kriminalpolizei vor Ort.
Oberndorfs Bürgermeister Matthias Winter macht sich ebenfalls ein Bild von der Lage, nimmt an einer der Einsatzbesprechungen teil. Auch der neue Rottweiler Kreisbrandmeister Philipp Glunz ist eingetroffen.
Die Anwohner werden per Warnapp informiert, sie sollen Fenster und Türen geschlossen halten. Eine dichte Rauchwolke zieht über ein nahes Wohngebiet. Funkenflug bedroht ein Nachbargebäude, die Feuerwehr hat das genau im Blick.
Teile der 800-Seelengemeinde Boll sind inzwischen stromlos. „Der Stromversorger arbeite mit Hochdruck daran, die Häuser wieder mit Strom zu versorgen“, sagte Feuerwehrsprecher Haberer. Doch sei dies wegen der aktuellen Einsatzlage (Stand: 19 Uhr) „nicht möglich“.