„Schön, dass Du wieder da bist“

Interview mit dem neuen Chef von Trumpf Laser in Sulgen zu seinem beruflichen Lebensweg

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Trumpf Laser in Schramberg hat einen neuen Geschäftsführer. Seit diesem Sommer leitet Björn Dymke die Geschäfte bei Schrambergs inzwischen größtem Arbeitgeber. Die NRWZ hatte Gelegenheit, mit Björn Dymke ein ausführliches Gespräch zu führen, das wir in mehreren Teilen veröffentlichen werden. Im ersten Teil soll es um Dymkes bisherigen Lebensweg gehen und darum, wie er sich seine Arbeit bei Trumpf Laser in Schramberg vorstellt.

Schramberg (him) – Zum Gespräch treffen wir uns im neuen Multifunktionsgebäude von Trumpf Laser an der Aichhalder Straße. Dymkes Büro ist nichts Besonderes, Schreibtisch, Besprechungstisch, alles modern, aber nicht übertrieben. Kein Eckbüro, das üblicherweise als Statussymbol für Chefs dient.

Der Blick geht hinüber ins Sulgener Wohngebiet und zu den Schwarzwaldhöhen. Dymke, in dunkelblauem Jackett, weißem Hemd, Jeans und weißen Sneakers, bietet Kaffee aus der Thermoskanne oder Wasser an.

NRWZ: Herr Dymke, erzählen Sie ein bisschen über sich.
Björn Dymke: Ich bin 48 Jahre alt, verheiratet und habe einen zweieinhalbjährigen Sohn. Aufgewachsen bin ich in Marbach, der schönen Schillerstadt in der Nähe von Ludwigsburg. Zum Studieren bin ich nach Tübingen gezogen. Während meines Studiums der Betriebswirtschaftslehre war ich für ein Jahr in Amerika. In Tübingen habe ich später am Lehrstuhl für Bankwirtschaft promoviert.
Tübingen hätte ich jetzt eher mit Geisteswissenschaften als BWL in Verbindung gebracht….
Dymke: …das war nicht schlecht, ich hab’s nicht bereut. Tübingen hatte nicht das Renommee von Köln oder Mannheim. Aber damals gab es einen internationalen Studiengang in Tübingen. Heute hat das jeder.
Neben der internationalen Volkswirtschaftslehre haben Sie anfangs noch andere Fächer studiert?
Ja, Politik und Englisch, aber nur bis zum Grundstudium. Wobei mich die Politikwissenschaft nach wie vor fasziniert. Wenn ich in Rente bin, höre ich mir bestimmt nochmal ein paar Vorlesungen an. Die Theorien, die dahinterstecken, Liberalismus, Konservatismus, Sozialismus und so weiter zu beleuchten, das hat mir Spaß gemacht.
Bei Trumpf haben Sie dann 2008 angefangen.
Ja, als Referent des damaligen kaufmännischen Geschäftsführers.

Karrierestart in Krisenzeiten

2008 war ja für die Wirtschaft ein ganz besonderes Jahr.
Stimmt. Ich habe am 1. September bei Trumpf angefangen, da herrschte eitel Sonnenschein. Die Jahre 2005 bis 2008 waren für die deutschen Maschinenbauer d i e Boomjahre. Auch Trumpf verzeichnete in dieser Zeit ein kräftiges Wachstum und hatte das Geschäftsjahr mit einer sehr starken Umsatzrendite abgeschlossen. Der Wechsel von der Ära Berthold Leibinger zu Nicola Leibinger-Kammüller, also der zweiten Generation, war perfekt geglückt.
Doch das hielt nur zwei Wochen…
Ja, am 15. September ging Lehman Pleite. Die Welt war eine andere, und Trumpf hat wie viele andere Unternehmen kräftig beim Auftragseingang verloren.
Kein guter Start.
Doch, ich habe in dieser Zeit sehr viel lernen können. Ich bin aber auch dankbar und glücklich, dass ich damals nicht die Verantwortung habe tragen müssen. Damals die Assistentenstelle beim kaufmännischen Geschäftsführer gehabt zu haben, war prägend genug.
Was hat Sie denn zu Trumpf geführt?
Eine Stellenausschreibung in der FAZ. Auf die habe ich mich beworben. Ich hatte mich auf eine andere Assistentenstelle eines anderen Geschäftsführers beworben. Der hat zu seinem Kollegen gesagt: ‚Zu mir passt er vom Lebenslauf nicht, aber er könnte was für Dich sein. ‘ Das hat mir schon sehr gefallen bei Trumpf.

Die Zentrale in Sulgen. Foto: him

Trumpf ist besonders

Was hat Sie an Trumpf gereizt?
Dass Trumpf ein Technologie- und Familienunternehmen ist. Die Frage hat mir mein erster Chef damals übrigens im Vorstellungsgespräch auch gestellt. ‚Nach ihrer Promotion im Bankenbereich, warum gehen Sie nicht ins Investmentbanking? ‘
Und was war damals Ihre Antwort?
Da will ich genau nicht hin. Für das Investmentbanking muss man ein bestimmter Typ Mensch sein, und das bin ich nicht. Inhaltlich könnte ich das aber bestimmt auch.
Was hat Sie abgeschreckt?
Die Vorstellung den ganzen Tag riesige Excel-Tabellen zu bearbeiten, weit weg vom produktiven Wirtschaftsleben zu sein und dass man doch häufiger für den Papierkorb arbeitet. Nein, ich wollte das normale Wirtschaftsleben kennenlernen. Praktisch, nicht nur theoretisch oder als Berater. Ich wollte selbst gestalten, aber auch selbst die Hürden erleben, die man als Berater nicht nehmen muss.
Trumpf ist keine ganz normale Firma. Der Firmengründer hat ethische Grundsätze festgelegt, keine Militärtechnik beispielsweise. Kam Ihnen das entgegen?
Die Unternehmensgrundsätze kamen mir schon damals sehr entgegen und das ist immer noch so. Wir beziehen als Unternehmen Stellung auch zu gesellschaftlichen Themen und leben unsere Werte.

Die klassische Karriereleiter

Wie ging ihre Laufbahn bei Trumpf dann weiter?
Meine nächste Station war dann bei Frau Leibinger-Kammüller, unserer Vorstandsvorsitzenden. Anscheinend hatte ich meinen Job in der Krise wohl nicht ganz so schlecht gemacht und war fast zweieinhalb Jahre ihr Assistent. Eine inspirierende und prägende Zeit. Nach insgesamt fast viereinhalb Jahren als Vorstandsassistent war es dann Zeit, die Zentrale zu verlassen.
Und Sie kamen hier her.
Richtig, von 2013 bis 2016 war ich hier in Schramberg bei Trumpf Laser kaufmännischer Leiter. Ich kenne hier sehr viele Mitarbeiter, es kennen auch viele mich. Ich habe in den dreieinhalb Jahren damals viel Führungserfahrung gesammelt und mir von der damaligen Geschäftsleitung viel abgucken können.
Danach sind Sie in die USA gegangen?
Von Sommer 2016 bis Ende 2019 war ich in Farmington, unserem US-Hauptsitz Finanzchef von Trumpf für die Nafta-Region, das sind die USA, Kanada und Mexiko.
Die letzte Station war dann wieder in Ditzingen.
Ja, von November 2019 bis Sommer 2023 habe ich am Stammsitz Ditzingen den Zentralbereich Finanzen und Controlling geleitet. Ich war also bei Tochtergesellschaften, habe Auslandserfahrung gesammelt und einen Zentralbereich geleitet. Jetzt trage ich die operative Verantwortung für unseren Standort Schramberg.

Da steckt jede Menge Physik drin: Laser-Technologie aus Sulgen. Foto: him

Der Blick von außen

Lasertechnik ist ja nicht wirklich das, was Sie studiert haben?
Zugegeben, ich hatte mich immer auf dem Feld der Finanzen bewegt, wo ich mich auch theoretisch sehr zu Hause fühle. Und jetzt habe ich die komplette Managementverantwortung hier in Schramberg.
Ihre Vorgänger hier waren fast alle Physiker…
Korrekt, das ist natürlich auch eine Veränderung für die Belegschaft, weil ich mit meinem Hintergrund auf bestimmte Dinge auch anders schaue. Ich stelle vielleicht auch andere Fragen, die die Leute nicht so gewohnt sind. Das tut allen ganz gut, Sachen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Die Mitarbeiter müssen sich an mich gewöhnen, ich muss mich an sie gewöhnen.
Laser ist ja schon etwas Spezielles.
Ich werde mich noch weiter in die Technik einarbeiten, klar. Wobei ich wahrscheinlich nie in die Tiefen der Laser-Physik vordringen werde und durchdringen kann wie die Physiker hier am Standort. Wichtig ist, dass wir gut zusammenarbeiten und dass jeder Bereich sein Bestes für das Unternehmen gibt. Der Erfolg in jedem Unternehmen ist ja der Teamerfolg von allen Einzelbereichen. Der Chef ist dazu da, das Ganze zu orchestrieren, Orientierung zu geben und auch Entscheidungen zu treffen, aber natürlich brauche ich die Experten in den einzelnen Bereichen.
Nach den ersten Jahren hier in Schramberg kennen Sie sich hier auch schon etwas aus.
Ja, ich hab hier drüben gewohnt (Dymke zeigt Richtung Eckenhof). Man hat mich sehr herzlich willkommen geheißen. Keiner hat bisher gesagt, “das traue ich Ihnen nicht zu“, sondern eher, „schön, dass Du wieder da bist.“

Die Fragen stellte Martin Himmelheber

In den nächsten Interviewteilen geht es um die allgemeine Wirtschaftslage und die Lage im Maschinenbau, die Konkurrenz aus Fernost und den USA, Wasserstofftechnologie und die Zukunft von Trumpf Laser in Schramberg.

 

 

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.