Heckler und Koch: Prozesse mit Heeschen belasten weiter

Umsatz 2023 leicht gesunken / Mehr Aufträge in diesem Jahr

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Der Oberndorfer Rüstungshersteller Heckler und Koch hat im Jahr 2023 einen Umsatz von 301 Millionen Euro erzielt, das waren etwa vier Millionen weniger als im Jahr 2022. Das lag in erster Linie am US-Markt. Dort ist laut Geschäftsbericht der Umsatz von 132 Millionen auf 110 Millionen Euro deutlich zurückgegangen. Der Umsatz sei ausschließlich in „Grünen Ländern“ gemacht worden, heißt es im Geschäftsbericht.

Oberndorf. Am 2. Juli wird die Aktionärsversammlung in Rottweil in de „Pulverfabrik“ stattfinden. Dort wird es neben den üblichen Berichten und Entlastungen für Vorstand und Aufsichtsrat um die immer noch andauernden juristischen Auseinandersetzungen mit dem früheren Mehrheitsgesellschafter Andreas Heeschen und den heutigen Haupteignern mit dem französischen Milliardär Nicolas Walewski und seiner Luxemburger Finanzholding CDE gehen.

Heeschen prozessiert weiter

Dr. Rainer Runte Aufsichtsratsvorsitzender der HK AG berichtet, ein Schwerpunkt der Aufsichtsratstätigkeit sei „die umfängliche Analyse der rechtlichen Situation des Unternehmens“ gewesen. Es ging immer noch um die Anfechtungsklagen gegen Beschlüsse der Hauptversammlungen 2020, 2022 und 2023.  Weil Heeschen gegen mehrere in diesen Hauptversammlungen Beschlüsse Anfechtungsklagen erhoben hatte, wird nun schon seit Jahren prozessiert.

Heeschen ist mehrfach unterlegen, hat aber Berufung eingelegt oder ist in Revision gegangen. Umstritten ist, wann das Stimmrecht von Heeschens Aktienpaket an die CDE übergegangen ist. Mit einer Beschlussmängelklage beim Bundesgerichtshof will Heeschen das nun endgültig klären lassen. Bis dahin ist diese Frage noch offen. 

Deshalb soll die Aktionärsversammlung Anfang Juli zwölf nachträgliche Bestätigungen für bei Hauptversammlungen 2020, 2022 und 2023 gefasste Beschlüsse fassen. Das reicht von der Aufhebung der Wahl 2019 von Andreas Heeschen in den Aufsichtsrat, die Entlastung des Vorstands über die Gewinnverwendung bis zur Wahl neuer Aufsichtsräte.

Mexiko: Dieses Jahr muss HK 3,7 Millionen Euro zahlen

Zum Mexiko-Verfahren heißt es versteckt im Geschäftsbericht unter Risiken aus Rechtsstreitigkeiten: … „wird erwartet, dass eine aus den Vorjahren zurückgestellte Einziehung in Höhe von 3,7 Millionen Euro im Jahr 2024 vollstreckt wird“.

2019 hatte das Landgericht Stuttgart HK zur Einziehung dieser Summe verurteilt. Das war der Umsatz aus Waffenverkäufen nach Mexiko zwischen 2006 und 2009. Das Urteil ist inzwischen rechtskräftig.

Kapitalerhöhung und Umschuldung

Die Kapitalerhöhung im Jahr 2023 sei „das wirtschaftlich bedeutendste Ereignis“ gewesen, so Runde. Das Grundkapital stieg von knapp 28 Millionen auf 35.5 Millionen Euro.

Runde weist darauf hin, dass die Hauptaktionäre CDE aus Luxemburg und Alter Domus Trustee Services Limited, aus Malta, die wirtschaftliche Gesundung von HK nur dadurch ermöglicht hätten, dass sie „ihre Rückzahlungsforderungen gegen die Gesellschaft aus drei gewährten Gesellschafterdarlehen im Gesamtnennbetrag von insgesamt 95 Millionen Euro (ohne aufgelaufene Zinsen) als Sacheinlage in das Unternehmen“ eingebracht hätten.

Deshalb habe die HK AG 2022 erstmals wieder eine Dividende ausschütten können. Für das vergangene Jahr soll die Dividende von 4 Cent auf 6 Cent steigen.  Insgesamt 2,1 Millionen Euro würden ausgeschüttet.

Die Verschuldung der HK AG sei gesunken und damit auch die Zinsaufwendungen, heißt es im Geschäftsbericht: „Insgesamt beurteilt der Vorstand die Geschäftsentwicklung als sehr erfreulich und sieht das Unternehmen weiterhin auf einem guten Weg.“

Mehr Aufträge

Für die Zukunft rechnet HK wegen der anhaltenden Kriege und Konflikte mit mehr Soldaten und damit mehr Waffen. Deshalb werde für 2024 „ein gegenüber 2023 deutlich höherer Auftragseingang erwartet, dessen Umsatzlegung sich über mehrere Jahre erstrecken wird“, so der Vorstand. Bei den Mitarbeitern rechne man mit einer leichten Zunahme auf etwa 1100.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.