Klimaschutz und Anpassung
Klimaschutzmanagerin Jana von Rechenberg im Gemeinderat

Ihren ersten Auftritt im Gemeinderat hatte Jana von Rechenberg vergangene Woche. Die Geografin ist seit November bei der Stadt als Klimaschutzmanagerin beschäftigt. Im Rat warb sie – erfolgreich – dafür, dass Schramberg dem vierten Klimaschutzpakt des Landes beitritt und ein neues Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept erarbeitet.
Schramberg. „Der Klimawandel macht sich auch in Schramberg schon bemerkbar“, stellte von Rechenberg fest. Die EU, der Bund und das Land hätten sich unterschiedlich ambitionierte Klimaziele gesetzt. Die EU wolle 2050, der Bund 2045 und das Land schon 2040 klimaneutral sein. „Das bedeutet, dass wir dann nur noch so viel Treibhausgase emittieren dürfen, wie wir auch durch Senken wieder abbauen können.“ Bis auf den Verkehrssektor habe es auch schon deutliche Reduktionen gegeben.
Die Gemeinden seien angehalten, Klimaschutzkonzepte zu erarbeiten, sie hätten auch eine Vorbildfunktion. Aktiv werden könnten die Kommunen bei ihren Fahrzeugparks, bei den Gebäuden und der Beschaffung. Kommunen, die dem vierten Klimapakt beitreten, würden vom Land bei der Umsetzung der Klimaziele unterstützt, erklärte von Rechenberg. Im Kreis Rottweil seien sieben Gemeinden dem Klimapakt beigetreten. „Beim Zugriff auf Fördermittel ist die Voraussetzung, man ist dabei.“
Im Gegenzug verpflichten sich die Kommunen, zu erklären, sie wollten bis spätestens 2040 klimaneutral sein. Außerdem müssen sie ihre Verbräuche dem Land mitteilen.
Klimawandel kostet Milliarden
Der Klimawandel werde für Deutschland extrem teuer. Experten schätzten die Kosten auf Summen zwischen 280 und 900 Milliarden, die durch Ernteausfälle, gebrochene Lieferketten, Umwelt- und Naturkatastrophen Gebäudeschäden und ähnliches in Deutschland verursacht würden.
Maßnahmen, um das „Zwei-Grad-Ziel“ doch noch zu erreichen, wären sechs Mal günstiger.
Neues Klimaschutzkonzept
Von Rechenberg möchte ein neues Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept für Schramberg erarbeiten. Schramberg habe zwar ein Klimaschutzkonzept, doch dies stamme aus dem Jahr 1998. Eine Anpassung und Erweiterung sei wichtig, „um den Herausforderungen des Klimawandels gerecht werden zu können“, wie sie in ihrer Vorlage schreibt.

Die Basis bilde eine CO2-Bilanz. Darauf baue eine Potenzial- und Szenarioanalyse auf. Was ist wirtschaftlich machbar? Was ist für die Stadt erfolgversprechend? „Am Ende sieht man, welche Maßnahme was bringt.“
Breite Beteiligung
Von Rechenberg wies darauf hin, dass Klimaschutz auch Geld einspart, etwa bei den Energiekosten. Sie will den Umweltbeirat, aber auch die Bürgerschaft, Firmen und Vereine einbeziehen und frühzeitig informieren. „Runde Tische“, Workshops und online-Informationen möchte sie organisieren.
Ein Budget von etwa 20.000 Euro würde reichen. Damit könne die CO2-Eröffnungsbilanz und die Potenzial- und Szenario-Analyse extern erarbeitet werden. Das wäre deutlich günstiger als die Vergabe an ein externes Büro.

Klimacheck
Neu einführen möchte die Klimaschutzmanagerin einen Klimacheck. Er zeige die Auswirkungen einer Maßnahme auf das Klima. Diesen Klimacheck würden die Rathausmitarbeiterinnen und -mitarbeiter bei ihren Maßnahmen machen. Das dauere fünf bis zehn Minuten und diene als Entscheidungshilfe.
„Man kann seinen Plan nochmal überarbeiten, oder eine bessere Variante überlegen, wenn der Check negativ ausfällt.“
Zustimmung, aber nicht von allen
Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr plädierte dafür, dass von Rechenberg ihre Pläne umsetzen kann. Es seien „nur wenige Mittel für Externe nötig“.
Thomas Brugger (CDU) warb um Zustimmung: Die Kosten eines Nicht-Bearbeitens des Klimawandels wären um ein Vielfaches teurer. Andererseits sei das Geld knapp, vieles ließe sich auch organisatorisch verbessern. Brugger warb auch um eine andere Herangehensweise: „Klimaschutz muss auch mehr Spaß machen.“ Statt immer mit Verboten zu kommen, sollte man klar machen, dass Radfahren und zu Fuß gehen beispielsweise Spaß mache.
Lob kam auch von Reinhard Günter (SPD-Buntspecht): „Es ist gut, dass es vorangeht.“ Auch sei erfreulich, dass die Zuständigkeiten nun geklärt seien.
Jürgen Reuter (Aktive Bürger) mahnte, die Stadt müsse schnell sein. „Wenn Sie etwas auf den Tisch kriegen, müssen Sie es am nächsten Tag bearbeiten“, forderte er.
Am Ende stimmte der Rat mehrheitlich zu. Es gab zwei Enthaltungen und eine Reihe von Nein-Stimmen aus der CDU-Fraktion und der Freien/Neuen Liste.