Seit Jahren wird am Schramberger Gymnasium saniert, gewerkelt und modernisiert. Begonnen hat alles mit den der Brandschutzmaßnahmen vor mehr als zehn Jahren, die neue gesetzliche Bestimmungen vorschreiben. Doch dabei kamen die Schwachstellen bei den elektrischen und den Sanitärleitungen zu Tage und zuletzt das Problem der Schadstoffe. Jeder neue Schritt brachte mehr Probleme als Lösungen hervor. Die Decken der Schule sind schon mehr als drei Jahre offen und geben kein schönes Bild ab. Das wurde jüngst wieder deutlich, als sich die Schule für die neuen Fünftklässler vorstellte.
Schramberg. In der Gemeinderatssitzung vom 29. Februar berichteten Hochbauamtsleiter Andreas Krause und Fachbereichsleiter Umwelt und Technik Bent Liebrich über den Stand der Sanierungsmaßnahmen am Gymnasium.
Wie brisant das Thema ist, zeigte sich daran, dass Schulleiter Oliver Porsch, die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende Annette Wild und Schülersprecher Maximilian Fuchs im Zuschauerbereich saßen. Ihnen ist aus Lehrer-, Eltern- und Schülerperspektive sehr daran gelegen, dass die Sanierungsarbeiten bald enden.
Schlachtplan fehlt
Zum allgemeinen Bedauern sind die Planungen seit 2023, als die Stadtverwaltung letztmals über die „Dauerbaustelle“ Gymnasium informierte, nicht vorangekommen. Weiterhin möchte die Verwaltung eine externe Projektsteuerung beauftragen, die „das finanzielle und planerische im Blick hat“, so Liebrich.
Dieser Auftrag muss aber über ein Vergabeverfahren ausgeschrieben werden, wegen des Umfangs möglicherweise sogar EU-weit. Um diesen Umfang genau zu bestimmen, will die Stadtverwaltung einen Maßnahmenplan, oder „Schlachtplan“ ausarbeiten, in dem die bisherigen und die zukünftigen Schritte aufgelistet sind. Erst danach kann an das Vergabeverfahren eines Projektsteuerers gedacht werden.
Liebrich betonte, „die letzte Verantwortung“ bleibe immer bei der Stadt. Zeitlich habe sich die Stadt die Sanierung völlig anders vorgestellt. Deshalb müsse man beim Regierungspräsidium Freiburg nachfragen, „damit wir keine Fördermittel verlieren“, so Liebrich.
Projektsteuerung war nicht der Booster
Ein weiteres Problem stellt das Ausscheiden von Hochbauamtsleiter Andreas Krause zum Ende des Jahres dar. Die Stadt schrieb die Stelle schon mehrfach aus, doch hatte sie wegen des Fachkräftemangels bisher keinen Erfolg. Fest steht: „Wir müssen weitermachen.“ Er werde mit Architekt Florian Müller bis zur Stellenneubesetzung die Aufgabe von Krause übernehmen, kündigte Liebrich an.
Auch Oberbürgermeisterin Eisenlohr ist „alles andere als glücklich“ und versichert, „wir bemühen uns redlich.“ Das Einsetzen eines Projektsteuerers sei „nicht der Booster, den Sie sich erhofft haben“. Wenn jemand Bürokratie abbauen wolle, gebe es in diesem Bereich „jede Menge Potenzial“, klagte sie.
Kinder und Jugendliche seien schließlich die Zukunft und der derzeitige Zustand des Gymnasiums unhaltbar. Die Situation sei „nicht ideal“. OBin Eisenlohr vertröstete, „es wird klappen, dauert nur noch ein bisschen.“
Tanja Witkowski ist „auf 180“
Damit ließ sich der Gemeinderat jedoch nicht abspeisen, wie die erste Wortmeldung „tut mir sehr leid, aber ich bin auf 180“ von Tanja Witkowski (SPD-Buntspecht) bewies. Sie bemängelte mitunter die fehlende Transparenz gegenüber den Bürgern und dem Gemeinderat sowie einen fehlenden Zeitplan.
„Wir können die Schüler doch so nicht in der Bude hocken lassen.“ Es sei doch klar gewesen, was gemacht werden muss. Sie würde den Schlachtplan gerne kennenlernen.
Mit einem Projektsteuerer würden die Planungen von vorne beginnen, was eine „Zumutung für die Schule sei“, so Witkowski weiter. Sie wünschte sich, dass Porsch als Schulleiter zu Wort komme.
Eins kam zum anderen
Liebrich würde das Verfahren „gerne beschleunigen, kann es aber nicht“. Fakt sei: „Scheibchenweise geht es nicht“, wie die Sanierung bisher angegangen wurde, da ständig neue Mängel zu Tage traten. Eisenlohr entgegnete, es sei nicht so, dass nichts passiert sei. Sie erinnerte an die Dach- und teilweise erfolgte Schadstoffsanierung.
Hochbauamtsleiter Andreas Krause berichtete über die „nicht ganz unerwartete“ Größenordnung der Schadstoffsanierung. Diese beläuft sich auf 1,3 bis 1,4 Millionen Euro. Mit der Sanierung der fachklassenräume schnüre man ein Gesamtpaket für einen Zuschussantrag von gut fünf Millionen Euro. Bis September müsse man auf die Bewilligung dieser Zuschüsse durch das Regierungspräsidium warten, bevor man die Arbeiten vergeben kann.
Möglich sei jedoch, „ein zweites Paket für zwei Dachflächen“ zu schnüren, um die Zuschüsse aufzuteilen, so Krause. Falls keine Zuschüsse für die Dächer in Höhe von 380.000 Euro genehmigt werden sollten, dann bliebe die Stadt auf den Gesamtkosten von 600.000 Euro sitzen. Beim Gesamtpaket wären es andererseits gut drei Millionen Euro. Die Dachsanierung wäre jedoch nicht Teil der Innensanierung, die der Gemeinderat vorantreiben möchte.
Vergabeverfahren hat Priorität
Der Vorsitzende des Freundeskreises Gymnasium, CDU-Stadtrat Thomas Brugger (CDU) bemängelte, dass „eine ganze Schülergeneration betroffen“ sei, weshalb die Verwaltung mit mehr Druck und einer Priorisierung des Projektes Schritte nach vorn machen solle. „Das Vergabeamt sitzt schließlich im Haus“, wie Brugger betonte.
Fachbereichsleiter für Recht und Sicherheit Matthias Rehfuß musste diesen Aufruf dämpfen, da man sich an die Fristen und Gesetze halten muss. „Man wird wahnsinnig“ durch das „sehr statische Verfahren“, entschuldigte sich Rehfuß, doch die Stadtverwaltung habe darauf keinen Einfluss. Brugger bat „im Rahmen der Möglichkeiten schnell und richtig“ vorzugehen.
Schulleiter Porsch: Das Warten nervt
Oberbürgermeisterin erteilte dem Hauptleidtragenden der Sanierung, Schulleiter Oliver Porsch, das Wort. Dieser machte darauf aufmerksam, dass „das Warten an den Nerven“ zerre und „Folgen für die Schulgemeinschaft“ habe. Er selbst sei seit fünf Jahren Schulleiter und rechne damit, dass die Sanierungsmaßnahmen noch mindestens vier Jahre dauern werden.
Er warnte, dass die Chemiefachräume bald nicht mehr genutzt werden könnten. Vieles werde nicht gemacht, weil die Sanierung eh komme, das betreffe Aufenthaltsräume oder die Aula. So sei die Tontechnik der Aula „am Ende“ und auch das WLAN sollte ausgebessert werden.
„Die Moltontücher an den Decken sollten als Provisorium ein drei Viertel Jahr dort hängen – und nun sind sie schon dreieinhalb Jahre da.“ Als Schulleiter appellierte er, die Sommerferien zu nutzen, „in denen am besten gearbeitet werden kann“, ohne den Schulbetrieb zu stören.
Zuschüsse sind gesichert
Thomas Brantner (CDU) erkundigte sich, ob Zuschüsse schon verloren sind und erinnerte an die ausgehandelte Verpflichtung, den Gemeinderat regelmäßig über die Sanierung zu informieren. Zudem sei „vor einem Jahr schon von einem Projektsteuerer gesprochen worden“ und nun steht man vor derselben Frage.
Krause beruhigte, dass „die Zuschüsse noch nicht verloren“ seien, da eine Verlängerung bis zum Ende des Jahres 2025 ausgehandelt werden konnte. Auch seien ja schon wichtige Maßnahmen wie die Sanierung der Toiletten umgesetzt.
Jürgen Kaupp (CDU) hatte noch eine „Verständnisfrage zum Projektsteuerer“, die ihm Bent Liebrich in dem Satz „der Projektsteuerer macht genau das, was Sie gesagt haben“ beantworten konnte. Das Dach betreffend kritisierte Kaupp, dass es „schon fast fertig sein könnte“.
Hierzu erläuterte Krause erneut, dass die Zuschüsse in Höhe von 380.000 Euro beantragt sind, aber erst im Herbst Klarheit besteht, ob sie bewilligt werden. Sollte das Dach in Angriff genommen werden und die Zuschüsse am Ende ausbleiben, dann „bleiben wir auf den Kosten sitzen“, so Krause. Er bat um ein Stimmungsbild, ob der Rat bereit sei, das Risiko einzugehen.
Fleig: Widersinnig
Dominik Dieterle (CDU) ärgerte sich über das Vorgehen, denn „mit Stimmungsbildern kommen wir hier nicht weiter.“ Diese würden nur 27 verschiedene Meinungen widerspiegeln und die Arbeit im Gemeinderat blockieren. Er appellierte an die Planer, die Ausschreibung für den Projektsteuerer zügig vorzutreiben. Krause legte dar, dass „die bisherigen Verträge nicht alle Maßnahmen umfassen“ und bei einer Kostenüberschreitung von zehn Prozent die Arbeiten neu ausgeschrieben werden müssen.
„Wir können alles in den Müll schmeißen und neu planen“, kritisierte Patrick Fleig (CDU). Für ihn sei das Vorhaben „widersinnig“ und er verlangte einen Kostenüberschlag. Diesen konnten die Fachplaner nicht geben, da die Maßnahmen „ganzheitlich betrachtet“ werden müssen und Maßnahmen wie die Aula noch nicht enthalten sind.
Neudeck: Vertraut der Verwaltung
Mit den Worten „wir können nicht, wir müssen“ versuchte die Oberbürgermeisterin den Gemeinderat zu besänftigen. Krause ging daher nochmals auf die bisherigen Maßnahmen ein und erläuterte, dass „ein Rädchen ins andere“ kam und sich die Sanierung von Brandschutz, Elektrik, Sanitär und Schadstoffen so gestaffelt hätten. „Wir sitzen fest und können nichts ändern“, lautet das unzufriedene Fazit von Krause.
Udo Neudeck (Freie Liste) setzt „großes Vertrauen in Herrn Liebrich“, obwohl auch seine Geduld am Ende sei. Nach den Ausführungen sei er sicher, „der Reset macht doch Sinn“ und der Blick von außen durch den Projektsteuerer schadet nicht. „So viel Geduld sollten wir noch aufbringen“, lautete Neudecks Schlusswort, ehe der Gemeinderat den Stand der Sanierung zur Kenntnis nahm.