ROTTWEIL-HAUSEN – Mit einem lachenden und einem weinenden Auge beobachtete Tobias Kammerer die drei Spezialisten, die seine große Glasskulptur „Was unsere Seele sieht“ in seinem Skulpturengarten am Oberrotenstein abbauten. Denn einerseits freute er sich darüber, dass die Firma Heppler in Spaichingen sie vor ihrem Firmengebäude aufstellen wird. Andererseits wird sie ihm fehlen.
„Ich geb sie schweren Herzens her“, so Kammerer. Denn die drei riesigen, in gelb und orange gehaltenen Halbkreise aus Glas waren das Prachtstück im Skulpturengarten. „Bei Führungen waren die Leute von ihr immer am meisten begeistert.“ Andererseits freut er sich aber auch, dass sie nun einen exponierten Platz bekommt. „Bei Heppler arbeiten 280 Leute, die jetzt täglich daran vorbeilaufen.“
Und jetzt nicht nur die Glasskulptur des Rottweiler Künstlers bewundern können, sondern auch das inzwischen komplett bunte Firmengebäude, denn auch das hat Tobias Kammerer gestaltet. 2199 Quadratmeter Firmenwand hat er bemalt, „ich glaub, das ist das größte Gemälde, das ich kenne.“ Entstanden ist es in mehr als zwei Jahrzehnten: Zunächst war es die Firmenhalle in nato-oliv, die Dieter und Astrid Heppler erstanden hatten, nachdem die bisherige Halle in Tuningen zu klein geworden war für die CNC-Dreherei. Durch Zufall lernten die Hepplers Tobias Kammerer kennen, der bis dahin hauptsächlich Kirchen und sakrale Gebäude ausgestaltet hatte.
Ein aquarell-ähnliches Gemälde an einem Rottweiler Haus gefiel dem Unternehmer-Ehepaar so gut, dass sie beschlossen, Tobias Kammerer die Wand ihres Firmengebäudes zu überlassen. Und als in den letzten Jahren zwei Anbauten in Spaichingen nötig wurden, durfte der Rottweiler Maler erneut ans Werk. Inzwischen ist die gesamte Außenfläche und auch mehrere Wände im Inneren im typischen Kammerer-Stil gestaltet, und das Ganze wird jetzt noch gekrönt von der riesigen Skulptur, von der sich Kammerer am Mittwoch verabschiedete.
Und mit leicht verschwitzten Händen. Denn die Skulptur ist eine der größten, die er je gemacht hat. „Ich denk, damit sind wir an eine physikalische Grenze gekommen.“ Um die Farbe einzubrennen, mussten die Scheiben extra nach Paderborn gebracht werden, einen so großen Ofen gibt es nur dort. Und jeder Transport ist mit Risiken verbunden. Hängen sie an den Saugnäpfen am Spezialkran, reicht ein Windstoß, und alles bricht. Doch die drei Spezialisten, die am Mittwoch zugange waren, verstehen ihr Handwerk. Und so schmückt „Was die Seele sieht“ nun die Firma Heppler in Spaichingen.