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    NRWZ.deRottweilNach Klimademo in Rottweil: Über die Teilnehmer ergießt sich der Hass

    Nach Klimademo in Rottweil: Über die Teilnehmer ergießt sich der Hass

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    Keine 100 Menschen, zumeist Schüler, haben am Freitag in Rottweil wieder für mehr Klimaschutz demonstriert. Bislang sind diese überschaubaren Aufzüge im Rahmen der „Fridays for Future“-Bewegung noch weitgehend ertragen worden. Ein wenig Häme gab es als Reaktion, aber keinen offenen Hass. Der ist jetzt da, denn die zumeist jungen Demonstranten haben offenbar unerhörtes getan: den Verkehr auf einer der Innenstadtstraßen für ein paar Minuten blockiert. Angemeldet und genehmigt, wohlgemerkt.

    (1) Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.

    Das ist die Ausgangslage. Das ist Artikel 8 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland. Die Versammlungsfreiheit, eines der ganz klaren Grundrechte in diesem Land, auf einer Ebene mit der Meinungsfreiheit und dem Grundsatz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

    Für manche scheint aber der Einsatz Jugendlicher für den Klimaschutz unerträglich:

    Zu finden auf Facebook, dem sozialen Medium für asoziale Diskussion. Dort in der Gruppe „Du weißt, dass Du aus Rottweil bist“, die der Autor dieser Zeilen vor Jahren mal gegründet hat. Zum gelegentlichen Austausch eben über spezifisch Rottweiler Themen.

    „Rottweil for future.“ Foto: privat

    Die Stimmung wird rechtspopulistisch. Einer verlinkt mit der „Epoch Times“,  die von Medienanalysten wegen ihrer positiven Berichterstattung über rechtspopulistische Gruppen wie die „Alternative für Deutschland“ und „Pegida“ kritisiert worden ist. Er meint: „Demonstrieren für reale, globale Probleme wie Überbevölkerung oder Umweltverschmutzung würden eher Sinn machen!“ Der Klimawandel ist also kein reales globales Problem? Das leugnet er wenig später nicht – aber dass der Mensch daran schuld sein könnte, hält er für ausgeschlossen. Gibt ja viele alternative Quellen für seine Haltung.

    Wird schon mal so diskutiert, ist die AfD nicht weit. Einer deren Kandidaten für den Kreistag – Karl-Heinz Faisst, er wurde mit 3,7 Prozent der Stimmen nicht in das Gremium gewählt – hat einen Kommentar (!) in der „WELT“ von 2011 (!) ausgegraben. „Die CO2-Theorie ist nur geniale Propaganda“, heißt es dort. Und der AfD-Kandidat Faisst meint dazu, man brauche gar keinen Link zu einer den Klimawandel widerlegenden Studie veröffentlichen: „Wenn jemand nach gründlicher Gehirnwäsche von der Klima-Religion überzeugt ist, pfeift er ohnehin auf wissenschaftliche Erkenntnisse.“

    Die Klimaschutz-Demonstranten – schlicht gehirngewaschen? Faisst nennt die Demonstranten zudem die „Gefolgschaft von Greta Thunberg.“ Es sind für ihn also keine Menschen mit eigener Meinung. Es sind Gefolgsleute. Jünger, Lemminge. 

    Natürlich werden die Demo-Kids auch für mutmaßliches (!) individuelles Verhalten kritisiert: lieber zur Demo als in die Schule zu gehen, außerhalb der Unterrichtszeiten keinen Bock auf Demonstrationen zu haben, selbst im normalen Leben den Flieger für den Urlaubstrip zu nutzen und sich von Mutti oder Vati mit dem SUV bis vor die Schultür kutschieren zu lassen und so weiter. Die Sache mit der Doppelmoral. Unbewiesen, aber schwer zu versachlichen, weil die Vorwürfe in den privaten Bereich der Demonstranten vordringen.

    Es gibt aber auch Leute mit einer anderen Sicht:

    Das ist argumentativ so stark, dass einem der erklärten Demo-Gegner nur noch eins zu bleiben scheint:

    Reihern. Eine der beliebtesten Reaktionen auf Facebook, wenn der Nutzer kurz und prägnant seine ablehnende Haltung zum Ausdruck bringen will.

    Und was sagt die Fotografin, die die Bilder von der Demo ins Netz gestellt hat, die das Ganze damit unbeabsichtigt los getreten hat, zu den Ausbrüchen der Nutzer? „Ich bin selber total entsetzt was da einige Menschen schreiben“, erklärt sie. Es sei „nicht schön“, wie schon über die Kinder und Jugendlichen hergezogen werde. „So etwas schreibt man einfach nicht.“ Es gehe schließlich „um unser aller Zukunft. Und die Kinder gehen ja für eine gute Sache freitags zur Demo.“

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    Keine 100 Menschen, zumeist Schüler, haben am Freitag in Rottweil wieder für mehr Klimaschutz demonstriert. Bislang sind diese überschaubaren Aufzüge im Rahmen der „Fridays for Future“-Bewegung noch weitgehend ertragen worden. Ein wenig Häme gab es als Reaktion, aber keinen offenen Hass. Der ist jetzt da, denn die zumeist jungen Demonstranten haben offenbar unerhörtes getan: den Verkehr auf einer der Innenstadtstraßen für ein paar Minuten blockiert. Angemeldet und genehmigt, wohlgemerkt.

    (1) Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.

    Das ist die Ausgangslage. Das ist Artikel 8 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland. Die Versammlungsfreiheit, eines der ganz klaren Grundrechte in diesem Land, auf einer Ebene mit der Meinungsfreiheit und dem Grundsatz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

    Für manche scheint aber der Einsatz Jugendlicher für den Klimaschutz unerträglich:

    Zu finden auf Facebook, dem sozialen Medium für asoziale Diskussion. Dort in der Gruppe „Du weißt, dass Du aus Rottweil bist“, die der Autor dieser Zeilen vor Jahren mal gegründet hat. Zum gelegentlichen Austausch eben über spezifisch Rottweiler Themen.

    „Rottweil for future.“ Foto: privat

    Die Stimmung wird rechtspopulistisch. Einer verlinkt mit der „Epoch Times“,  die von Medienanalysten wegen ihrer positiven Berichterstattung über rechtspopulistische Gruppen wie die „Alternative für Deutschland“ und „Pegida“ kritisiert worden ist. Er meint: „Demonstrieren für reale, globale Probleme wie Überbevölkerung oder Umweltverschmutzung würden eher Sinn machen!“ Der Klimawandel ist also kein reales globales Problem? Das leugnet er wenig später nicht – aber dass der Mensch daran schuld sein könnte, hält er für ausgeschlossen. Gibt ja viele alternative Quellen für seine Haltung.

    Wird schon mal so diskutiert, ist die AfD nicht weit. Einer deren Kandidaten für den Kreistag – Karl-Heinz Faisst, er wurde mit 3,7 Prozent der Stimmen nicht in das Gremium gewählt – hat einen Kommentar (!) in der „WELT“ von 2011 (!) ausgegraben. „Die CO2-Theorie ist nur geniale Propaganda“, heißt es dort. Und der AfD-Kandidat Faisst meint dazu, man brauche gar keinen Link zu einer den Klimawandel widerlegenden Studie veröffentlichen: „Wenn jemand nach gründlicher Gehirnwäsche von der Klima-Religion überzeugt ist, pfeift er ohnehin auf wissenschaftliche Erkenntnisse.“

    Die Klimaschutz-Demonstranten – schlicht gehirngewaschen? Faisst nennt die Demonstranten zudem die „Gefolgschaft von Greta Thunberg.“ Es sind für ihn also keine Menschen mit eigener Meinung. Es sind Gefolgsleute. Jünger, Lemminge. 

    Natürlich werden die Demo-Kids auch für mutmaßliches (!) individuelles Verhalten kritisiert: lieber zur Demo als in die Schule zu gehen, außerhalb der Unterrichtszeiten keinen Bock auf Demonstrationen zu haben, selbst im normalen Leben den Flieger für den Urlaubstrip zu nutzen und sich von Mutti oder Vati mit dem SUV bis vor die Schultür kutschieren zu lassen und so weiter. Die Sache mit der Doppelmoral. Unbewiesen, aber schwer zu versachlichen, weil die Vorwürfe in den privaten Bereich der Demonstranten vordringen.

    Es gibt aber auch Leute mit einer anderen Sicht:

    Das ist argumentativ so stark, dass einem der erklärten Demo-Gegner nur noch eins zu bleiben scheint:

    Reihern. Eine der beliebtesten Reaktionen auf Facebook, wenn der Nutzer kurz und prägnant seine ablehnende Haltung zum Ausdruck bringen will.

    Und was sagt die Fotografin, die die Bilder von der Demo ins Netz gestellt hat, die das Ganze damit unbeabsichtigt los getreten hat, zu den Ausbrüchen der Nutzer? „Ich bin selber total entsetzt was da einige Menschen schreiben“, erklärt sie. Es sei „nicht schön“, wie schon über die Kinder und Jugendlichen hergezogen werde. „So etwas schreibt man einfach nicht.“ Es gehe schließlich „um unser aller Zukunft. Und die Kinder gehen ja für eine gute Sache freitags zur Demo.“

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