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    Dicke Luft vor der wichtigen Wahl

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    (Meinung). Nachdem zwei der Kandidaten für die Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Rottweil im ersten Wahlgang nahezu gleichauf lagen und keiner die nötige absolute Mehrheit erhalten hat, muss ein zweiter Wahlgang sein. Dieser folgt am kommenden Sonntag. Endlich, denn die Luft in der Stadt ist schon zum Schneiden dick. Doch: Auch nach der Wahl droht dem Gewinner Ungemach. Ein Kommentar.

    Es wird jetzt dringend Zeit: dass am Sonntag endlich der zweite, der entscheidende Wahltag stattfindet. Rottweil muss jetzt einen neuen Oberbürgermeister bekommen. Hoffentlich mit einem klaren Ergebnis und Vorsprung, der keine Zweifel an seiner Legitimation aufkommen lässt und keine Wahlanfechtung notwendig macht. Und am besten mit einer hohen Wahlbeteiligung. Doch dazu später mehr. 

    Das ist die Lage an diesem Donnerstag: Der ehemalige Kultur- und Sportamtsleiter (zu einer Zeit, als die beiden Ämter noch nicht getrennt waren und Fernseher noch Röhren hatten), Thomas Greiner, mischt sich in der Endrunde angriffslustig und überraschend einseitig für den Kandidaten Simon Busch ein (siehe hier und hier). Zugleich postet der mit seinem Lebensentwurf als künftiger (Ober-) Bürgermeister endgültig gescheiterte ehemalige Stadtrat Dieter E. Albrecht nahezu täglich ebenso einseitige Wahlempfehlungen für den Kandidaten Dr. Christian Ruf und verschießt digitale Giftpfeile gegen Busch und dessen Umfeld.

    Eine Leserbriefschlacht ist ausgebrochen – an sich eine wunderbare Sache: Da sind plötzlich lauter Menschen, die sich mit der Stadtpolitik beschäftigen, mit lokalen Themen. Aber die Emotionalität und die Vehemenz überraschen. Und auch ein wenig die Unversöhnlichkeit, die manche Autorinnen und Autoren erkennen lassen. 

    Und die Gerüchteküche brodelt (was ich ja liebe, was nun aber ungeahnte Ausmaße annimmt): „Stimmt es, Herr Dr. Ruf, dass Frauen für Sie hinter den Herd gehören?“ Immerhin ist er das selbst gefragt worden. Aber: Stimmt es, dass er als Bürgermeister eine Blumenverkäuferin verjagt hat? Oder: „Stimmt es, Herr Busch, dass Sie wegen Ihrer Kinder gar keine Zeit haben für ein solches Amt als OB?“ Und: „Stimmt es, dass das ‚Bürgerforum Perspektiven Rottweil‘ nur eine Marionette des großmannssüchtigen Henry Rauner ist?“ (was das Bürgerforum als „verleumderischen Unsinn“ zurückweist).

    Und dann die Diskussion, welcher der beiden aussichtsreichsten Kandidaten wohl mehr Freunderl und Vetterle in der Stadt habe. Ebenfalls mit überraschender Inbrunst geführt. Und aus diametral gegenüberliegenden Richtungen: „Natürlich ist ein Bürgermeister der eigentliche Vetterleswirtschafter, schon qua Amt!“ versus „Wer 36 Jahre in dieser Stadt lebt, hat hier mehr als genug Vettern!“

    Ein Freund schreibt mir an diesem Morgen: „Die Busch-Fans treten in meinem Umfeld fast schon wie AfDler auf. Beide Kandidaten haben sicher gute Qualität.“

    Genau so ist es. Beide Kandidaten haben gute Qualität. Ja, ich habe mich für einen der Kandidaten entschieden, vor Wochen schon. Ich musste mich von Beginn an nur zwischen Busch und Ruf entscheiden, auch, als das ganze Bewerberfeld feststand, aus ganz persönlichen Erwägungen heraus. Weil ich beide kenne, schien mir diese Entscheidung dann leicht zu fallen und sie besteht bis heute.

    Liebe Leserin, lieber Leser, entscheiden auch Sie sich mit Herz oder Verstand oder beidem für einen der drei nun verbliebenen Kandidaten. Bleiben Sie derweil aber bitte fair und machen Sie die anderen nicht schlecht.

    Ergänzende Gedanken dazu, bezogen auf den Kampf um Busch und Ruf: „Man sollte den Supportern beider Seiten klarmachen, dass sie ihren Wunsch-OBs und dem Amt aktuell eher schaden“, meinte mein Freund noch. Ein anderer erklärte heute am Telefon: „Man sollte nicht vergessen, dass beide Kandidaten auch Menschen sind.“ Und per Messenger meldet sich ein auswärtiger Beobachter: „Das, was da aktuell abläuft, ist einer Kreisstadt unwürdig.“ In jedem Bauerndorf um die freie Reichsstadt verhielte sich die Wählerschaft zivilisierter.

    Also: Bitte gehen Sie am Sonntag (erneut oder erstmals) zur Wahl! Erfahrungsgemäß gehen zur zweiten Abstimmung weniger Menschen als zur ersten. Und damals war die Wahlbeteiligung schon beschämend schlecht. Am kommenden Sonntag wird derjenige Kandidat mit den relativ meisten Stimmen gewinnen. Punkt. Gehen dann wenige Leute zur Wahl, wird der künftige Rottweiler Oberbürgermeister mit einer sehr geringen Legitimation ins Amt gelangen. Es kann geschehen, dass sich am Ende nur ein niedriger zweistelliger Anteil aller Wahlberechtigten für diesen Kandidaten ausgesprochen hat. Das wird ihn schwächen.

    Das wäre ein denkbar schlechter Start für ihn, ob er nun Simon Busch oder Dr. Christian Ruf heißt. Denn es warten mannigfache Aufgaben auf den neuen Oberbürgermeister der Stadt Rottweil. Und eine der ersten wird sein, Gräben zu schließen, die Stadt wieder zu einen, auf die Zukunft auszurichten. Auf eine gemeinsame Zukunft.

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    (Meinung). Nachdem zwei der Kandidaten für die Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Rottweil im ersten Wahlgang nahezu gleichauf lagen und keiner die nötige absolute Mehrheit erhalten hat, muss ein zweiter Wahlgang sein. Dieser folgt am kommenden Sonntag. Endlich, denn die Luft in der Stadt ist schon zum Schneiden dick. Doch: Auch nach der Wahl droht dem Gewinner Ungemach. Ein Kommentar.

    Es wird jetzt dringend Zeit: dass am Sonntag endlich der zweite, der entscheidende Wahltag stattfindet. Rottweil muss jetzt einen neuen Oberbürgermeister bekommen. Hoffentlich mit einem klaren Ergebnis und Vorsprung, der keine Zweifel an seiner Legitimation aufkommen lässt und keine Wahlanfechtung notwendig macht. Und am besten mit einer hohen Wahlbeteiligung. Doch dazu später mehr. 

    Das ist die Lage an diesem Donnerstag: Der ehemalige Kultur- und Sportamtsleiter (zu einer Zeit, als die beiden Ämter noch nicht getrennt waren und Fernseher noch Röhren hatten), Thomas Greiner, mischt sich in der Endrunde angriffslustig und überraschend einseitig für den Kandidaten Simon Busch ein (siehe hier und hier). Zugleich postet der mit seinem Lebensentwurf als künftiger (Ober-) Bürgermeister endgültig gescheiterte ehemalige Stadtrat Dieter E. Albrecht nahezu täglich ebenso einseitige Wahlempfehlungen für den Kandidaten Dr. Christian Ruf und verschießt digitale Giftpfeile gegen Busch und dessen Umfeld.

    Eine Leserbriefschlacht ist ausgebrochen – an sich eine wunderbare Sache: Da sind plötzlich lauter Menschen, die sich mit der Stadtpolitik beschäftigen, mit lokalen Themen. Aber die Emotionalität und die Vehemenz überraschen. Und auch ein wenig die Unversöhnlichkeit, die manche Autorinnen und Autoren erkennen lassen. 

    Und die Gerüchteküche brodelt (was ich ja liebe, was nun aber ungeahnte Ausmaße annimmt): „Stimmt es, Herr Dr. Ruf, dass Frauen für Sie hinter den Herd gehören?“ Immerhin ist er das selbst gefragt worden. Aber: Stimmt es, dass er als Bürgermeister eine Blumenverkäuferin verjagt hat? Oder: „Stimmt es, Herr Busch, dass Sie wegen Ihrer Kinder gar keine Zeit haben für ein solches Amt als OB?“ Und: „Stimmt es, dass das ‚Bürgerforum Perspektiven Rottweil‘ nur eine Marionette des großmannssüchtigen Henry Rauner ist?“ (was das Bürgerforum als „verleumderischen Unsinn“ zurückweist).

    Und dann die Diskussion, welcher der beiden aussichtsreichsten Kandidaten wohl mehr Freunderl und Vetterle in der Stadt habe. Ebenfalls mit überraschender Inbrunst geführt. Und aus diametral gegenüberliegenden Richtungen: „Natürlich ist ein Bürgermeister der eigentliche Vetterleswirtschafter, schon qua Amt!“ versus „Wer 36 Jahre in dieser Stadt lebt, hat hier mehr als genug Vettern!“

    Ein Freund schreibt mir an diesem Morgen: „Die Busch-Fans treten in meinem Umfeld fast schon wie AfDler auf. Beide Kandidaten haben sicher gute Qualität.“

    Genau so ist es. Beide Kandidaten haben gute Qualität. Ja, ich habe mich für einen der Kandidaten entschieden, vor Wochen schon. Ich musste mich von Beginn an nur zwischen Busch und Ruf entscheiden, auch, als das ganze Bewerberfeld feststand, aus ganz persönlichen Erwägungen heraus. Weil ich beide kenne, schien mir diese Entscheidung dann leicht zu fallen und sie besteht bis heute.

    Liebe Leserin, lieber Leser, entscheiden auch Sie sich mit Herz oder Verstand oder beidem für einen der drei nun verbliebenen Kandidaten. Bleiben Sie derweil aber bitte fair und machen Sie die anderen nicht schlecht.

    Ergänzende Gedanken dazu, bezogen auf den Kampf um Busch und Ruf: „Man sollte den Supportern beider Seiten klarmachen, dass sie ihren Wunsch-OBs und dem Amt aktuell eher schaden“, meinte mein Freund noch. Ein anderer erklärte heute am Telefon: „Man sollte nicht vergessen, dass beide Kandidaten auch Menschen sind.“ Und per Messenger meldet sich ein auswärtiger Beobachter: „Das, was da aktuell abläuft, ist einer Kreisstadt unwürdig.“ In jedem Bauerndorf um die freie Reichsstadt verhielte sich die Wählerschaft zivilisierter.

    Also: Bitte gehen Sie am Sonntag (erneut oder erstmals) zur Wahl! Erfahrungsgemäß gehen zur zweiten Abstimmung weniger Menschen als zur ersten. Und damals war die Wahlbeteiligung schon beschämend schlecht. Am kommenden Sonntag wird derjenige Kandidat mit den relativ meisten Stimmen gewinnen. Punkt. Gehen dann wenige Leute zur Wahl, wird der künftige Rottweiler Oberbürgermeister mit einer sehr geringen Legitimation ins Amt gelangen. Es kann geschehen, dass sich am Ende nur ein niedriger zweistelliger Anteil aller Wahlberechtigten für diesen Kandidaten ausgesprochen hat. Das wird ihn schwächen.

    Das wäre ein denkbar schlechter Start für ihn, ob er nun Simon Busch oder Dr. Christian Ruf heißt. Denn es warten mannigfache Aufgaben auf den neuen Oberbürgermeister der Stadt Rottweil. Und eine der ersten wird sein, Gräben zu schließen, die Stadt wieder zu einen, auf die Zukunft auszurichten. Auf eine gemeinsame Zukunft.

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