Das Bauamt Rottweil sieht „Gefahr im Verzug“: Bröckelnder Putz und schief hängende Fensterläden an einem der höchsten Gebäude in der historischen Innenstadt machen laut der Behörde die teilweise Sperrung der Kameralamtsgasse nötig. Der Eigentümer soll nun angeschrieben werden.
Überraschung für Anwohner, Hotelgäste und Schleichwege suchende Autofahrer mit BL-Kennzeichen am späten Dienstagvormittag: Die Kameralamtsgasse ist zwischen dem Haus Betten-Hugger und dem „Goldenen Becher“ gesperrt. Die Stadt hat Gitter aufstellen lassen, Verbotsschilder für Fußgänger und Kraftfahrzeuge aller Art außerdem.
Zwei imposante Bauten stehen sich dort gegenüber. Das eine war gerade mehrere Wochen lang eingerüstet, ist frisch gerichtet. Vom anderen bröckelt der Putz vom Giebel. Ein Umstand, der dem Besitzer nach Informationen der NRWZ bekannt ist, seinen Giebel will er länger schon richten. Eigentlich.
Nun wird es Druck von der Stadtverwaltung geben. Die Baurechtsbehörde werde auf Abhilfe drängen, so der Fachbereichsleiter Lothar Huber im Gespräch mit der NRWZ – „allerdings mit Augenmaß“, wie er anfügte. So gehe es nun darum, sich mit dem Hauseigentümer auf eine zwar möglichst rasche, aber auch machbare Lösung zu verständigen.
Andererseits könne die Sperrung der Gasse nicht langfristig geduldet werden, so Huber weiter. Er machte klar, dass sein Bauamt „Gefahr im Verzug“ gesehen habe. Die Möglichkeit bestehe, dass sich weitere Teile von der Fassade lösten und auf zufällig vorbei gehende Fußgänger stürzten. Es bestehe ein Verletzungsrisiko, hätten seine Mitarbeiter bei der Inaugenscheinnahme herausgefunden.
Eine Straßensperrung sei eine schnelle, aber keine dauerhafte Maßnahme. Es gehe jetzt darum, mit geeigneten Maßnahmen – durch ein Gerüst oder durch Reparaturmaßnahmen von einem Steige raus – die Fassade zu sichern. Und zudem heraus zu finden, wie es um das Gebäude an sich bestellt ist. „Putz bröckelt nicht einfach herab, das hat Ursachen“, so Huber. Über die Statik werde sich seine Behörde ein Bild machen wollen, beispielsweise.
Den Brandschutz im betroffenen Rottweiler Innenstadtquartier, dem Johannserort, sieht Huber derweil nicht in Gefahr. Im Falle eines Einsatzes finde die Feuerwehr Wege, „die Jungs können mit solchen Situationen umgehen“, sagte er.
Seine Mitarbeiter würden nun das Gespräch mit dem Eigentümer des Gebäudes suchen, um eine quasi beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden, so Bau-Fachbereichsleiter Huber.
Bis dahin haben es die Anwohner nochmal ein bisschen ruhiger, vor allem, weil keine Autos mit BL-Kennzeichen mehr auf Schleichwegsuche durchdängeln können.