Schramberg – Ungewiss ist die Zukunft der Villa Junghans im Park der Zeiten. Die Betreiberfamilie Weisser hat angekündigt, sie werde den Pachtvertrag zum Jahresende kündigen. Ob sich dann ein neuer Pächter für das Hotel mit Restaurant findet, ist unklar.
In der Vergangenheit hatten die Weissers immer wieder große Sanierungsmaßnahmen gefordert. Die Stadt hatte diese auch teilweise umgesetzt.
Hinzu kam die allgemeine Personalnot in der Gastronomie, etwa im Küchenbereich. Deshalb blieb das Restaurant ab Sommer 2018 für zwei Jahre geschlossen und es fanden nur noch Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und ähnliches in der Villa Junghans statt. Ab 2020 war das Restaurant wieder normal geöffnet. *
Und dann kam Corona.
Was wird aus der Villa Junghans?
Nach dem angekündigten Abschied der Weissers haben in der Kommunalpolitik schon lange angestellte Überlegungen wieder Auftrieb erhalten, die Stadt solle sich von der Villa trennen.
Der Gemeinderat, so hat Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr angekündigt, werde sich nach der Sommerpause mit dem Thema befassen. Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder Stimmen im Rat, man solle sich von der teuren Last trennen.
Doch angesichts der Bedeutung des Gebäudes für die Stadtgeschichte blieben diese Stimmen eine Minderheit. Nun zwingt der Abgang der Familie Weisser zum neuen Nachdenken. Ausgang ungewiss.
Eines ist aber jetzt schon klar: der eigentlich für dieses Jahr geplante Einbau einer Abzugshaube für die Küche entfällt. In einer Antwort auf eine Anfrage der NRWZ hat Eisenlohr erklären lassen, „da die Zukunft der Villa offen ist“, werde man das 80.000 Euro teure Gerät, „vorerst nicht beschaffen“.
Viel Geld hinein gesteckt
Seit vielen Jahren investiert die Stadt Schramberg hohe Summen in die Villa. So hat die Stadt in den vergangenen Jahren die Gästezimmer sanieren und modernisieren lassen. Am Gebäude und im Innern waren immer wieder aufwändige Arbeiten erforderlich. Laut Stadtverwaltung habe die Stadt etwa 630.000 Euro für die Bäder in den Zimmern, die Treppenanlage außen, neue Sanitärleitungen und neue Möbel ausgegeben.
Als die Weissers das Haus damals übernahmen, hatte die Stadt zudem eine halbe Million Euro in die Villa Junghans investiert. Weitere gut 50.000 Euro flossen in Denkmalschutzmaßnahmen, wie das Restaurieren der Deckenbemalung. Aus den Pachteinnahmen lassen sich die Investitionen der Stadt bei weitem nicht decken.
„Adolf Hitler-Haus“
Erbauen ließ Erhard Junghans II das Gebäude im Jahr 1886 als sein Wohnhaus. Sein Bruder Arthur baute wenig später „Gut Berneck“. Die Stadt hatte die Villa Junghans 1933 für 100.000 Reichsmark der Familie abgekauft. Als „Adolf-Hitler-Haus“ hat die NSDAP hier ihre Kreisleitung untergebracht. Auch damals schon gab es ein Café und ein Restaurant im Haus.
* Nach einem Hinweis von Daniela Weisser zum A-la- Card-Restaurant-Betrieb habe ich diese Passage korrigiert. him
Info: Zu einem Stammtischgespräch über die Zukunft der Villa Junghans lädt Jochen Buhr ein. Er wird stattfinden am 25. August um 19 Uhr in der Villa Junghans.