Schramberg – Der Bericht über die ungewisse Zukunft der Villa Junghans hat für ein lebhaftes Echo gesorgt. Auf Facebook schreibt ein anonymer Leser von „Stimmungsmache der untersten Schublade“. Eine andere meint, die Stadt habe „16 Jahre ordentlich Pacht kassiert“, und ein Dritter wüsste gern, wie viel Pacht gezahlt wurde. Die genauen Zahlen könnte nur die Betreiberfamilie nennen.
In einer Stellungnahme für die örtliche Tageszeitung hat Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr am Donnerstag öffentlich gemacht, dass der Gemeinderat im Frühjahr 2022 in nichtöffentlicher Sitzung einen Gastronomie- und Hotellerieberater beauftragt habe, der sich die Villa genau ansehen und „mögliche Konzepte für die zukünftige Nutzung“ ausarbeiten solle.
Dies sei in Absprache mit den derzeitigen Pächtern geschehen. In ihrer bisherigen Stellungnahme sei keine Rede von einer „Anwaltssozietät“ gewesen, so Eisenlohr.
CDU: Kein Verkauf
Am Donnerstag hat sich nun auch die Schramberger CDU zu Wort gemeldet: Sie stehe zur Villa Junghans, heißt es in der gemeinsamen Erklärung von CDU-Fraktion und Stadtverband. Ein Verkauf der Villa Junghans stehe nicht zur Diskussion.
„Dieses Gebäude ist für Schramberg historisch bedeutend, für die Nutzung des Parks elementar wichtig und präsentiert für die Besucher ein stadtbildprägendes Ambiente. Daher stimmen wir einem Verkaufsvorschlag nicht zu“, erklärt der Stadtverbandsvorsitzender Dominik Dieterle in der Pressemitteilung.
Vielmehr spreche sich die CDU für den Erhalt des gastronomischen Angebots aus. Der bisherige Gastronomiebetrieb sei jahrzehntelang erfolgreich gelaufen. Durch Hochzeiten, Übernachtungen und Veranstaltungen in der Konzertmuschel sei „diese tolle Event-Location weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt“, schreibt die CDU. Allerdings gebe es zum Beispiel im Außenbereich für die Nutzung des Biergartens „zukünftig noch Potential“.
Bei der CDU macht man sich Sorgen, dass die Konzertmuschel nicht mehr wie bisher genutzt werden könnte, wenn die Villa anderweitig genutzt würde. Sie fügt hinzu, „dass es dazu nicht kommen muss“.
Zeitnah neue Pächter suchen
Die CDU unterstütze es ausdrücklich, dass die Stadtverwaltung einen externen Berater beauftragt habe, ein zukunftsfähiges Nutzungskonzeptes für einen Gastronomie- und Hotelleriebetrieb zu erarbeiten. „Es muss der Anspruch der städtischen Wirtschaftsförderung sein, wenn immer möglich, für ein gutes und außenwirksames gastronomisches Angebot zu sorgen beziehungsweise dafür die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen“, sagt der CDU-Fraktionssprecher Thomas Brantner laut Pressemitteilung.
Daher müsse die Stadt zeitnah in die Pächtersuche für das kommende Jahr einsteigen. „Sollten weitere Sanierungsmaßnahmen für einen Betrieb notwendig sein, ist darüber im Gemeinderat im Rahmen der Haushaltsberatungen zu entscheiden. Wie in der Vergangenheit auch“, betont Brantner.
Diskussion im Rat, nicht am Stammtisch
Zur Debatte auch in den sozialen Medien schreibt die CDU, dass man diese „aktive Diskussion in der Bevölkerung“ begrüße und hoffe, „dass dieses Interesse dann auch in den entsprechenden Gemeinderatssitzungen im Herbst zu sehen ist“. Denn dort sei der öffentliche Diskurs genau am richtigen Platz, schließt die CDU mit Blick auf die angekündigte Stammtischrunde am 25. August.
Auf Nachfrage der NRWZ haben sich auch die Sprecherin und der Sprecher der beiden anderen großen Ratsfraktionen für den Erhalt der Villa als Hotel und Gaststättenbetrieb ausgesprochen.
SPD-Buntspecht: Gastro erhalten
Tanja Witkowski (SPD-Buntspecht) sagt, sie sei „grundsätzlich für den Erhalt der Gastronomie“, denn der Park lebe auch von diesem Angebot. Sie sieht auch die Gefahr, dass ohne Gastronomie die Konzertmuschel nicht mehr wie bisher genutzt werden könnte.
Die Verwaltung habe dem Gremium in nichtöffentlicher Sitzung „gute Ideen“ mitgeteilt. Dazu gehöre auch der Auftrag an den externen Berater. Auf dessen Konzept warte der Rat nun, um zu sehen, was zu tun ist, „und wie viel Geld wir in die Hand nehmen müssten“.
Freie Liste: Investitionen differenziert betrachten
Für die Freie Liste ist Udo Neudeck klar: „Die Gastronomie muss erhalten bleiben.“ Er fragt, wo sonst man in Schramberg beispielsweise eine Hochzeit feiern könne. Auch Neudeck sieht die Verbindung von der Villa zur Konzertmuschel.
Zu den von der Stadt genannten Investitionen für die Villa Junghans mahnt der Sprecher der Freien Liste zur Differenzierung: Investitionen in das Gebäude dürften nicht dem Hotel- oder Restaurantbetrieb zugerechnet werden. Und wenn nach 15 Jahren neue Möbel oder Sanitäreinrichtungen fällig seien, dann sei das „ganz normaler Verschleiß“.
Große Einigkeit
Oberbürgermeisterin Eisenlohr versichert in ihrer Stellungnahme, ihre persönliche „Lieblingslösung“ sei, wenn in der Villa Junghans weiterhin Gastronomie und Hotel betrieben werden kann. Die drei großen Fraktionen im Rat sehen es ebenso. Damit dürften andere Vorschläge wohl vom Tisch sein.