Die letzte Sitzung des Jahres ist immer etwas Besonderes für den Schramberger Gemeinderat. Die letzten Punkte für den Haushalt werden festgeklopft. In diesem Jahr aber stand zudem die Verabschiedung zweier langjähriger Führungskräfte an: Andreas Krause, der im Baubereich seit mehr als 32 Jahren in Führungsverantwortung stand (wir werden noch berichten), und Uwe Weisser, der im letzten Jahrzehnt den Fachbereich 1 geleitet hatte.
Schramberg. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr begrüßte ihren Amtsvorgänger Thomas Herzog und seine Frau Anne sowie die beiden früheren Kämmerer Helmut Hug und Rudi Huber als alte Weggefährten.
Sie schilderte zunächst Weissers beruflichen Werdegang, vom Stadtoberinspektor zum Verwaltungsdirektor. Begonnen hatte Weisser 1987 als stellvertretender Amtsleiter im Kultur-, Sport- und Schulamt unter dem damaligen Oberbürgermeister Bernd Reichert. Weiter ging es ins Liegenschaftsamt. OB Herbert O. Zinell machte Weisser 1991 zum ersten Wirtschaftsbeauftragten in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg.
Viele Aufgaben in 37 Jahren
Zehn Jahre später übernahm Weisser die Aufgabe, die Schramberger Wohnungsbau und den neuen Eigenbetrieb Wirtschaftsförderung zu leiten. Außerdem wurde er Geschäftsführer des damals neu entstehenden interkommunalen Gewerbegebiets Seedorf-Waldmössingen. „Sie haben dieses Baby in schwierigen Zeiten großgezogen“, erinnerte Eisenlohr.
OB Thomas Herzog schließlich beförderte Uwe Weisser 2013 zum Fachbereichsleiter Zentrale Verwaltung und Finanzen. Weißer habe also drei Oberbürgermeister und eine Oberbürgermeisterin „miterlebt oder ‚überlebt‘.“
An vielen Aufgaben habe Weisser gearbeitet. Bei der Digitalisierung und beim Datenschutz, bei der Personalentwicklung oder bei der Einführung des neuen Ratsinfosystems. Beim Haushalt war Weisser für die Umstellung von der Kameralistik auf die Doppik verantwortlich. Sein letztes großes Projekt sei die Renovierung der beiden Sitzungssäle im Rathaus gewesen.
Pragmatisch und zupackend
In ihrer Rede hob Eisenlohr Weissers „pragmatische, selbst mit anpackende Art“ hervor. Er sei sich nie zu schade gewesen, etwa „nach dem Sommerempfang Stühle zu stapeln oder Ehrengäste durch den Fasnetstrubel zu lotsen“.
Auch im Gemeinderat habe er „ein gutes standing“ gehabt. Er sei „jahrzehntelang ein geschätzter Ansprechpartner und Ratgeber“ gewesen. Mit Christian Birkle habe die Stadt glücklicherweise einen qualifizierten Nachfolger gefunden.
Eisenlohr dankte Weisser im Namen der Stadtverwaltung und des Gemeinderats von Herzen. Die Ratsmitglieder und Verwaltungsleute erhoben sich und applaudierten lange.
Neudeck: Immer loyal
Für den Gemeinderat sprach anschließend Udo Neudeck (Freie/Neue Liste). Er nannte Weisser „einen Kollegen der alten Schule, wie man ihn sich nur wünschen kann“. Er wisse, dass Weisser „kein Freund von Tam tam und ei ei ei und dadada“ sei, aber da müsse er nun durch.
Neudeck berichtete einige Anekdoten von Weisser. So habe der stets korrekt gekleidete Beamte sich einmal mit seiner Krawatte in große Gefahr begeben, als er mit dem Schlips um den Hals am Aktenvernichter hantierte. Die Krawatte sei in den Aktenvernichter geraten und habe ihn „gnadenlos Richtung Papierschlitz gezogen. Und da sag noch einer, Bürotätigkeit wäre nicht gefährlich.“
Er habe Weisser in den letzten 25 Jahren als „loyalen, hilfsbereiten, kompetenten und sympathischen Menschen“ erlebt. Den Rätinnen und Räten gegenüber habe er den höchsten Respekt gezeigt. Er habe sich nie anmerken lassen, wenn ihm etwas gegen den Strich ging.
Nur beim genauen Hinschauen habe man „ein verräterisches Zucken deiner Mundwinkel oder ein leichtes Schielen deiner Augen nach oben erkennen“ können, verriet Neudeck. Er sei überzeugt, dass Weisser oft gerne etwas gesagt hätte, doch das habe ihm der Respekt vor dem Ehrenamt verboten. „Das ist und bleibt vorbildhaft, und ich hoffe, dass diese Charaktereigenschaft mit deinem Weggehen in diesem Haus nicht gänzlich verschwindet.“
Fleißig und barmherzig
Im Ältestenrat habe er manchen Fehler verhindert, „ohne andere zu beschädigen“. Weisser sei auch sehr fleißig gewesen, oft habe noch spät abends in seinem Büro das Licht gebrannt. Er sei auch ein anerkannter Personalchef gewesen. „Dazu gehört, dass man entschlossen handelt, dass man Entscheidungen trifft und erläutert, dass man Fehler zugibt und eine der wichtigsten Eigenschaften: Einfühlungsvermögen und oft auch Barmherzigkeit.“
Auch ihm persönlich habe Weisser von Anfang an mit Rat zur Seite gestanden. Und er habe ihn auch das ein oder andere Mal davor bewahrt, übers Ziel hinaus zu schießen.
Weisser habe sich sein ganzes Arbeitsleben überdurchschnittlich für „unsere kleine und liebenswerte Stadt Schramberg eingesetzt“, stellte Neudeck schließlich fest.
Dank an sein Team und den Rat
Uwe Weisser versprach, er werde nicht lange reden, er kenne ja die umfangreiche Tagesordnung. Er dankte Eisenlohr und Neudeck für die „anerkennenden Worte“ und dem Gemeinderat für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Ihm habe die Arbeit immer Spaß gemacht, versicherte er.
Er lobte die gute und konstruktive Zusammenarbeit in der Verwaltung und mit dem Gemeinderat. „Ich bin auch dankbar dafür, dass ich für meine Heimatstadt auf diese Weise habe arbeiten können.“ Ohne sein Team wäre das aber so nicht möglich gewesen. Jetzt freue er sich auf eine Zeit ohne Termine.
Die Sitzungssäle seien leider noch nicht ganz fertig. Bei den Vorhängen habe die Lieferfirma ihn „hängen lassen“. Er hoffe, dass der Rat im neuen Ratssaal gute Entscheidungen treffen werde.
Mit Geschenken der Verwaltung und des Gemeinderats und einem Blumenstrauß für Weissers Frau verabschiedeten Eisenlohr und Neudeck Uwe Weisser in den Ruhestand.