In wenigen Tagen jährt sich der verheerende Brand im Dolomiti zum elften Mal. Seither „ziert“ die Brandruine den Stadteingang an der Oberndorfer Straße. An der Fasnet lästerten verschiedene Gruppen über die „vierte Schramberger Ruine“ als besondere Sehenswürdigkeit. Die Behörden versuchen seit Jahren, den Missstand zu beseitigen. Doch der Eigentümer unternimmt nichts mehr.
Schramberg. In der Nacht zum Palmsonntag 2013 hatte ein Brand das beliebte Lokal an der Oberndorfer Straße zerstört. Auch mehrere Familien, die im Haus lebten, verloren ihr Obdach. Nach dem Brand stand das Haus länger leer. Zunächst, weil die Versicherung nach der Brandursache suchen ließ.
2018 dann verkauften die bisherigen Eigentümer die Brandruine an einen Immobilienfachmann aus dem Raum Donaueschingen. Fünf Jahre nach dem Brand kündigte er im Gespräch mit der NRWZ an, er werde das Gebäude kernsanieren, sechs Wohnungen und einen Gastrobereich einrichten.
Boardinghousepläne schnell zerstoben
Im Folgejahr tat sich dann auch tatsächlich etwas. Der Eigentümer ließ das Haus entkernen und versprach, die komplette Installation werde erneuert. Doch bis zum Herbst 2019 ist weiter wenig geschehen. Er suche nach weiteren Interessenten, um ein „Boardinghouse“ im Dolomiti einzurichten, erklärte er der NRWZ.
Im Mai 2020 fielen dann Putzteile auf den Gehweg und die Straße. Die Stadt ordnete Sicherungsmaßnahmen an, sperrte den Gehweg und die Parkplätze vor dem Gebäude. Mit Spanngurten und Netzen ließ der Eigentümer das Gebäude sichern. Ein Statiker bestätigte der Stadt, dass keine Gefahr für Passanten bestehe.
Im Herbst 2021 erklärte der Eigentümer, es würde wieder am Haus gearbeitet. Demnächst käme ein Gerüst, zunächst müssten dafür Fundamente betoniert werden. Beides geschah nicht. Wegen des unschönen Zustandes halte sich sein „schlechtes Gewissen in Grenzen“, wie er der NRWZ erklärte. Er sei eben nicht der alleinige Eigentümer des Gebäudes.
Gebäude unsicher
Am 10. Januar 2023 hat die NRWZ ein weiteres Mal mit dem Eigentümer telefoniert. Er werde sich „in Abstimmung mit der Stadt“ nicht zum Gebäude und dem weiteren Vorgehen äußern. Es liefen „bestimmte Dinge“. Im Frühjahr werde entschieden.
Weil konkrete Absturzgefahr bestand, hat die Stadt Ende Januar 23 eine Zimmerei beauftragt, eine Art Fußgängertunnel vor dem Dolomiti zu bauen. Sie hat angekündigt, die Kosten dem Eigentümer in Rechnung zu stellen.
Weitere Anfragen – zuletzt fünf Anrufe in dieser Woche – hat der Eigentümer aus der Donaueschinger Ecke nicht mehr beantwortet. Alle Bitten um Rückruf blieben unbeantwortet.
Stadt: Konkrete Maßnahmen ergriffen
Der Leiter des Fachbereichs Recht und Sicherheit Matthias Rehfuß versichert auf Nachfrage der NRWZ, die Stadt sei „dran, konkrete Maßnahmen zu ergreifen“. Die Stadt habe eine Verfügung erlassen und warte auf das weitere Verfahren. Die Rechnung für den Fußgängertunnel habe man dem Eigentümer zugestellt, so Rehfuß.
Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr will zum „Schandfleck am Stadteingang“ konkret nichts sagen. Allgemein aber weist sie darauf hin, dass Kommunen zur Beseitigung von Gefahren und Missständen Maßnahmen anordnen könnten. „Dagegen können die Betroffenen Widerspruch einlegen“, so Eisenlohr. „Diese Dinge können dauern.“
Im Fall von Schramberg ist das Regierungspräsidium Freiburg für solche Widersprüche zuständig.
Ob das Gebäude heute noch zu retten ist, bezweifeln Baufachleute. Mehr als ein Jahrzehnt war das Haus Wind und Wetter mehr oder weniger schutzlos ausgesetzt. Es bleibe eigentlich nur der Abbruch der Brandruine, so die Fachleute. Doch ob und wann der kommt, das ist unklar.