Schramberg. Der Wirt der Pizzeria Roma möchte „so bald wie möglich“ seine Pizzen im ehemaligen Rebstock in der Berneckstraße backen. Antonio Chiapetta hatte erfahren, dass das Gebäude mit seinem Lokal in der Marktstraße auf einer Liste mit Gebäuden steht, die abgerissen werden sollen. „Das ist mir zu gefährlich“, sagt er der NRWZ. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr versichert, der Pachtvertrag sei nicht gekündigt.
Im städtischen Gebäude in der Marktstraße wolle er nicht bleiben, weil ihm die Stadt keinen langfristigen Pachtvertrag mehr angeboten habe. Der erste Vertrag sei über zehn Jahre gelaufen. Danach habe die Stadt nur noch einen Drei-Jahresvertrag angeboten. „Sie können mir keine Garantie für länger geben“, habe es geheißen. „Da war mir klar, ich wechsle, wenn sich die Gelegenheit ergibt.“ Deshalb habe er jetzt zugegriffen, als der „Rebstock“ frei geworden sei. Mit der Stadt habe er vorher nicht mehr gesprochen, bestätigt er.
OB Eisenlohr: Kein Abbruchtermin in Sicht
Bei der Stadtverwaltung war man überrascht über Chiapettas Entscheidung. Es sei zwar richtig, „dass dieses Haus auf einer vor langer Zeit vom Gemeinderat beschlossenen Liste mit Gebäuden steht, die grundsätzlich eines Tages rückgebaut werden sollen“, bestätigt Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr auf Nachfrage der NRWZ.
Es gebe bisher aber keinen Zeitpunkt, an dem das Gebäude tatsächlich abgebrochen werden soll. Sie betont, dass die Stadt mit den Chiapettas zuverlässige Pächter habe, mit denen „ein ungekündigter Pachtvertrag“ bestehe.
Der Verpächter des Rebstock, Karl Wolf, kann noch keinen genauen Termin für die Eröffnung nennen, weil die Bewilligung beziehungsweise die Gaststättenerlaubnis der Stadt noch fehlten. Chiapetta ist gerade dabei, „das mit den Papieren“ zu regeln. In Coronazeiten sei das nicht so einfach, erzählt er am Telefon. Er habe zwar nicht so viel Druck, aber möchte dennoch so bald als möglich umziehen, „einfach, um wieder zur Ruhe zu kommen“.
Fünf Jahre Vertragslaufzeit vereinbart
Aufgrund der Berichterstattung im „Schwarzwälder Boten“ und in der NRWZ hat sich Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr am Dienstagnachmittag zu Wort gemeldet: „Gemäß einem Beschluss des Verwaltungsausschusses vom Mai 2019 hat der Pächter der „Pizzeria Roma“ einen Pachtvertrag mit einer fünfjährigen Laufzeit (Mai 2019 bis Mai 2024). Zusätzlich kann er diesen Vertrag von seiner Seite aus jederzeit mit einer Frist von drei Monaten zum Quartalsende kündigen.“
Damit habe man dem Pächter einerseits Sicherheit geben wollen – eben durch die fünf Jahre Laufzeit. Andererseits habe man ihm die Flexibilität eröffnen wollen, dass er umziehen kann, wenn er ein geeignetes anderes Lokal findet. „Die Stadt als Verpächterin hingegen kann den Vertrag von ihrer Seite aus erst seit Mai 2021 mit ganzen 12 Monaten Frist und nur, wenn ein öffentliches Interesse am Abriss des Gebäudes gegeben ist, kündigen“, betont Eisenlohr. Derzeit sei das Pachtverhältnis von keiner der beiden Seiten gekündigt.
Eisenlohr schreibt abschließend: „Wir wissen, dass uns von der Stadtverwaltung in der öffentlichen Diskussion und der Presse gerne der ’schwarze Peter‘ zugeschoben wird, aber an dieser Stelle lehnen wir ihn entschieden ab.“
Alle handeln rational:
Da ist ein Verpächter, der für sein leerstehendes Lokal gerne wieder einen Pächter hätte. Und das Glück hat, einen eingeführten Wirt gefunden zu haben.
Da ist ein Wirt, der in einem Haus arbeitet, das irgendwann abgerissen werden soll. Dann wird er eine neue Bleibe brauchen, auch wenn die Stadt als Vermieterin noch so rücksichtsvoll mit ihm umgeht. Es wird der Tag kommen, an dem er raus muss. Ob da dann eine Alternative in bester Lage frei ist?
Verpächter und Wirt finden zusammen. Ist doch toll, wär schön, wenn es immer so gut liefe.
Wo ist eigentlich das Problem? Ich kann beim besten Willen keinen „Schwarzen Peter“ erkennen, der, wohin auch immer, geschoben werden soll.