Schramberg. Eine schlechte Nachricht gegen Ende der Gemeinderatssitzung hatte der Ableitungsleiter Tiefbau Konrad Ginter. Als Tagesordnungspunkt 12 ging es um die Vergabe von Planungsleistungen für den Anschluss der Kläranlage Tennenbronn. Eigentlich unspektakulär. Die Tennenbronner Kläranlage soll still gelegt werden und das Tennenbronner Abwasser über einen Kanal durchs Bernecktal nach Schramberg in die dortige Kläranlage fließen.
Ginter hatte die Idee, „wenn wir den Kanal durchs Bernecktal an die Landesstraße anbauen, dann könnten wir doch auch gleich eine Radweg darauf setzen“. Doch das Land spielt nicht mit.
Man plane „leider zurzeit“ ohne geförderten Radweg, so Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Als Ginter den Vorschlag im vergangenen Jahr machte, war die Begeisterung im Rat groß. Der ehrenamtliche Radbeauftragte Gunnar Link sprach gar von einer „Jahrhundertchance“.
„Stark untergeordnete Verkehrsbedeutung“
Ginter berichtet nun, die Stadt habe mit dem Regierungspräsidium (RP) verhandelt, und das RP im Verkehrsministerium „bis auf die höchste Ebene beraten“. Ohne Erfolg. Das Regierungspräsidium habe den gleichzeitigen Bau eines Radwegs mit dem Kanal abgelehnt. Die Strecke habe zwar „eine hohe kommunale Bedeutung, im Gesamtnetz Baden-Württemberg aber eine stark untergeordnete Verkehrsbedeutung“, hieß es zur Begründung.
Das Radnetz Baden-Württemberg weist nämlich eine Nord-Südverbindung von Freudenstadt nach Villingen-Schwenningen aus, die über Sulgen, Hardt und Königsfeld führt. Die West-Ost-Verbindung geht vom Kinzigtal über Schramberg die Steige hoch nach Sulgen und weiter über Dunningen nach Rottweil. Gäbe es die bestehende Verbindung „oben rum“ nicht schon, hätte das Bernecktal eine höhere Bedeutung für das Land, vermutet Link.
Auch ein weiterer Fördertopf scheide aus, so Ginter. Mittel aus der Förderung von kommunalen Straßen können nämlich nicht für einen Radweg an einer Landesstraße eingesetzt werden. „Ohne Fördermittel können wir den Radweg leider nicht umsetzen“, so ein sichtlich enttäuschter Tiefbauchef.
Vier bis sechs Millionen Euro
Auch Thomas Brugger (CDU) bedauerte, dass der Radweg nicht gebaut werden könne. Er schlug vor, im Rahnen der sowieso notwendigen Straßenbauarbeiten für den Kanal zumindest den bestehenden „Gehweg“ auszubauen und an geeigneten Stellen den Randstreifen zu verbeitern.
Tanja Witkowski (SPD-Buntspecht) wollte wissen, wieviel der Radweg schätzungsweise kosten würde. Ginter meinte, es gäbe grobe Schätzungen von vier bis sechs Millionen Euro für die sechs Kilometer lange Strecke. „Angesichts der vielen anderen Vorhaben ist das für die Stadt nicht finanzierbar.“
Die Vergabeentscheidung für die Kanalpläne war anschließend reine Formsache. Das Tuttlinger Büro Breinlinger hatte bei einer europaweiten Ausschreibung von drei Büros die höchste Punktzahl erreicht und wird die Planung für 312.000 Euro übernehmen. Der Gemeinderat hat dem einstimmig zugestimmt.