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    NRWZ.deSchramberg"Der Rabe, der ein Storchenbaby klaut"

    Eine merkwürdige Tiergeschichte aus Waldmössingen

    „Der Rabe, der ein Storchenbaby klaut“

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    Am Montagabend erreicht die NRWZ der aufgeregte Anruf einer Tierfreundin: Ein Rabe habe aus dem Storchennest auf dem Kirchdach in Waldmössingen ein Storchenbaby geraubt. Er sei dann bei der Bushaltestelle gelandet. Weil ihn das Storchenpaar dort bedrängt habe, sei der Rabe geflüchtet – und das Baby verletzt dort liegen geblieben.

    Schramberg-Waldmössingen. Die NRWZ habe doch über das Storchennest berichtet, ob ich ihr nicht die Kontaktdaten des dort erwähnten Storchenbetreuers weitergeben könne. Das Storchenjunge sei von einem Tierarzt an einer offenen Wunde schon behandelt worden. Kein Problem:

    Hartmut Polet, der sich seit Jahren um Störche in Sulz, aber auch in Winzeln und Waldmössingen kümmert, hat sich des Storchenwaisen angenommen. Er hat es in Waldmössingen abgeholt, bei sich im Haus warmgehalten. Er wisse, dass Störche Wärme bräuchten, so habe er immer wieder den Kamin angeheizt. „Ich war die ganze Nacht wach“, erzählt er lachend. Das Storchenküken habe er „mit Hackfleisch gefüttert“.

    Das Waldmössinger Ereignis sei schon sehr ungewöhnlich, denn entweder falle ein Storchen-Baby aus dem Nest und sei schon tot, oder die Eltern werfen es bewusst aus dem Nest, weil sie nicht genug Nahrung finden. Aber dass ein Rabe….

    Kein Storch

    Am Dienstag dann setzt sich Polet mit dem Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell in Verbindung. Er schickt ein Foto des Waldmössinger Storchenbabys dorthin. Die Vogelfachleute vom Bodensee haben eine ernüchternde Nachricht für Polet: Es sei kein Storchenküken, sondern wohl ein Wildtaubenjunges.

    Die Bestätigung gibs dann bei einer gemeinsamen Internetrecherche mit einer Wildtierpflegerin. Anhand des Schnabels hätten sie den Gast eindeutig als Taube identifiziert.

    Er mache da niemandem einen Vorwurf, auch Fachleute hätten wegen der Geschichte auf Storch getippt.  Aber nun, da klar sei, dass der Storch eine Taube sei, habe er die Ernährung auch von Hackfleisch auf pürierte Körner umgestellt, wie er der NRWZ berichtet. Inzwischen hat Polet die kleine Taube ans Tierheim in Schramberg übergeben.

    Er sieht das ganze mit Humor: „Nun weiß ich wenigstens, wie man Jungtauben füttert.“

    Wer erfindet so was?

    Nun bleiben für Polet (und die NRWZ) zwei Fragen offen: Wird ihm die Waldmössinger Ortsverwaltung wenigstens seine Fahrtkosten für seinen Einsatz erstatten? Bisher habe sich da noch niemand auf seine Anfrage gemeldet, teilt er mit.

    Noch spannender aber: Wie kam die Geschichte mit dem Raben, der ein Storchenbaby klaut und dann nach einer Attacke der Storcheneltern sausen lässt, in die Welt?

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    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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    Das interessiert diese Woche

    Am Montagabend erreicht die NRWZ der aufgeregte Anruf einer Tierfreundin: Ein Rabe habe aus dem Storchennest auf dem Kirchdach in Waldmössingen ein Storchenbaby geraubt. Er sei dann bei der Bushaltestelle gelandet. Weil ihn das Storchenpaar dort bedrängt habe, sei der Rabe geflüchtet – und das Baby verletzt dort liegen geblieben.

    Schramberg-Waldmössingen. Die NRWZ habe doch über das Storchennest berichtet, ob ich ihr nicht die Kontaktdaten des dort erwähnten Storchenbetreuers weitergeben könne. Das Storchenjunge sei von einem Tierarzt an einer offenen Wunde schon behandelt worden. Kein Problem:

    Hartmut Polet, der sich seit Jahren um Störche in Sulz, aber auch in Winzeln und Waldmössingen kümmert, hat sich des Storchenwaisen angenommen. Er hat es in Waldmössingen abgeholt, bei sich im Haus warmgehalten. Er wisse, dass Störche Wärme bräuchten, so habe er immer wieder den Kamin angeheizt. „Ich war die ganze Nacht wach“, erzählt er lachend. Das Storchenküken habe er „mit Hackfleisch gefüttert“.

    Das Waldmössinger Ereignis sei schon sehr ungewöhnlich, denn entweder falle ein Storchen-Baby aus dem Nest und sei schon tot, oder die Eltern werfen es bewusst aus dem Nest, weil sie nicht genug Nahrung finden. Aber dass ein Rabe….

    Kein Storch

    Am Dienstag dann setzt sich Polet mit dem Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell in Verbindung. Er schickt ein Foto des Waldmössinger Storchenbabys dorthin. Die Vogelfachleute vom Bodensee haben eine ernüchternde Nachricht für Polet: Es sei kein Storchenküken, sondern wohl ein Wildtaubenjunges.

    Die Bestätigung gibs dann bei einer gemeinsamen Internetrecherche mit einer Wildtierpflegerin. Anhand des Schnabels hätten sie den Gast eindeutig als Taube identifiziert.

    Er mache da niemandem einen Vorwurf, auch Fachleute hätten wegen der Geschichte auf Storch getippt.  Aber nun, da klar sei, dass der Storch eine Taube sei, habe er die Ernährung auch von Hackfleisch auf pürierte Körner umgestellt, wie er der NRWZ berichtet. Inzwischen hat Polet die kleine Taube ans Tierheim in Schramberg übergeben.

    Er sieht das ganze mit Humor: „Nun weiß ich wenigstens, wie man Jungtauben füttert.“

    Wer erfindet so was?

    Nun bleiben für Polet (und die NRWZ) zwei Fragen offen: Wird ihm die Waldmössinger Ortsverwaltung wenigstens seine Fahrtkosten für seinen Einsatz erstatten? Bisher habe sich da noch niemand auf seine Anfrage gemeldet, teilt er mit.

    Noch spannender aber: Wie kam die Geschichte mit dem Raben, der ein Storchenbaby klaut und dann nach einer Attacke der Storcheneltern sausen lässt, in die Welt?

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