Schramberg – Um die Lärmbelästigung entlang der B 462 zu verringern, hat die Stadt Schramberg einen Lärmaktionsplan ausgearbeitet. Am Freitag endete die Frist der Öffentlichen Auslegung. Gegen den Vorschlag, auf fast der gesamten innerstädtischen Strecke, also vom Bereich Zimmrei Lauble bis zur Grüne-Baum Kurve, Tempo 30 einzuführen, wehren sich Aichhalden und Schiltach. Sie fürchten Ausweichverkehre durchs Eselbachtal und durch Aichhalder Loch.
„Die Große Kreisstadt Schramberg nimmt die Lärmreduzierung entlang der Bundesstraße 462 als zentrale Aufgabe zur Schaffung eines lebenswerten Wohnumfeldes.“ So begründet die Verwaltung den Plan. Der Lärmaktionsplan biete die Chance zur Verbesserung.
Schon bisher habe man Maßnahmen zur Lärmminderung getroffen, beispielsweise das Tempo 30 zwischen Paradiesplatz und H.A.U. An der Bahnhofstraße steht ein Blitzer, etwas weiter Richtung Schiltach eine Geschwindigkeitsanzeige.
Als weitere Maßnahme schlägt der Plan nun vor, Tempo 30 oder Tempo 40 anzuordnen. Das könnte für den ganzen Tag gelten oder auch nur nachts. Der Bereich wäre von etwa Lidl / Kaufland / Zimmerei Lauble bis zur Grüne Baum Kurve.
Außerdem wäre es möglich, einen „lärmoptimierten Asphalt“ auf der gesamten Strecke vom Haldenhof bis zur Zimmerei Lauble aufzubringen.
Schramberger Umweltzone kommt am 1. März zu den Akten
Die schon jetzt bestehende Tempo 30-Zone hatte das Land als Maßnahme gegen die Stickoxidbelastung im Rahmen der Umweltzone angeordnet. Weil aber die Stickoxidwerte inzwischen längst unter den Grenzwerten liegen, möchte das Land die Umweltzone wie etwa in Balingen nun wieder aufheben. Und zwar im Frühjahr des kommenden Jahres am 1. März.
Das bestätigt die Sprecherin des Regierungspräsidiums Freiburg Heike Spannagel auf Nachfrage der NRWZ. Dies geschehe „in Abstimmung mit dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg und der Stadt Schramberg“ Auch dafür wird es einen Plan geben: „Vorgesehen ist, dass im Oktober diesen Jahres die Beteiligung der Öffentlichkeit durch Bekanntmachung und Auslegung des Planentwurfs sowie die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange beginnt.“
Die Tempo 30-Regelung auf der Oberndorfer Straße werde mit Inkrafttreten des Luftreinhalteplans keine Maßnahme der Luftreinhaltung mehr sein. „Sie bleibt aber aus Gründen des Lärmschutzes erhalten“, so Spannagel. Das heißt, dass bis dahin der Lärmaktionsplan fertig sein müsste.
Ausweichverkehr im Eselbach und Aichhalder Loch
Doch aus Schiltach und Aichhalden kommt Widerspruch: Beide Kommunen können als Träger öffentlicher Belange zum Aktionsplan Stellung nehmen. In Schiltach diskutierte der Rat am 1. Juni, in Aichhalden tags zuvor schon. In beiden Kommunen fürchtet man sich vor Ausweichverkehr auf schmalen Straßen.
Laut Protokoll der Sitzung am vergangenen Dienstag rechnet Aichhaldens Bürgermeister Michael Lederer, dass sich die Fahrtzeit durch Schramberg um 77 Prozent beziehungsweise um fast zwei Minuten erhöhen werde. „Behinderungen durch erhöhtes Verkehrsaufkommen, Baustellen, Unfälle oder sonstiges noch nicht berücksichtigt.“
Navis führen in die Irre
Das Problem: Navis würden dann als „kürzeste Strecke“ die Strecke durch das Eselbachtal oder das Aichhalder Loch anzeigen. Beide Strecken seien aber für den Durchgangsverkehr „völlig ungeeignet“. In einer Stellungnahme hat der Aichhalder Rat dann auch einstimmig gefordert, die Temporeduzierung aus dem Lärmaktionsplan zu streichen.
Sollte Schramberg dennoch daran festhalten, müsse ein Fachbüro die Auswirkungen auf die beiden Ausweichstrecken untersuchen.
Auch der Schiltacher Rat hat Bedenken. Bürgermeister Thomas Haas wies laut Sitzungsprotokoll zwar darauf hin, dass „den Kommunen nahezu keine anderen Instrumente zur Lärmminderung zur Verfügung stehen, als die Geschwindigkeit konsequent zu reduzieren“.
Das habe auch das Beispiel an den Ortsdurchfahrten Vorder- und Hinterlehengericht gezeigt. Deshalb könne man Schramberg den Wunsch nun „schlecht verwehren“.
Allerdings fürchtet auch Schiltach eine Verkehrszunahme auf der Strecke durchs Aichhalder Loch. Haas schlug vor, man solle dem Lärmaktionsplan zwar zustimmen, aber anregen, es bei Tempo 40 tagsüber zu belassen, „damit sich die längere Fahrzeit für die Verkehrsteilnehmer nicht ganz so gravierend auswirkt“. Die Schiltacher Ratsmehrheit habe dem so zugestimmt, so das Sitzungsprotokoll.
Bei allem gebotenen Respekt vor den gewählten Gremien in Aichhalden und Schiltach und in Kenntnis der befürchteten „Ausweichrouten“:
Diese Strecken fährt kein auch nur halbwegs vernünftiger Mensch freiwillig, wegen lächerlicher zwei Minuten zusätzlicher Fahrzeit durch die Ausweitung der Tempo 30 Zone in der Talstadt! Durch Schiltach geigen, bis es nur mal bergan geht. Da sind die zwei Minuten mehr in der Talstadt schon mehr als doppelt verbraucht!
Bei Bürgern aus Aichhalden ist es natürlich anders, jetzt schon: Von Schiltach kommend, das hat aber nichts mit Tempo 30 zu tun, sondern mit Abkürzung! Siehe Dunningen und Bösingen: Von Rottweil kommend fährt man nicht durch Dunningen, sondern über Stittholz, das spart einige Kilometer, bei höherem Risiko!
Zeit verliert man beim Herumstehen vor Ampeln und Warten beim Abbiegen, und nicht weil man etwas langsamer fahren muss! Und die Ampeln sind heute schon da!
Und bei der Bergauffahrt ist es so, dass ein schwerer LKW ohnehin erst einmal auf Touren kommen muss. Es ist auch nach der Tempo 30 Zone noch eine Weile recht steil. Insoweit ist die Ausweitung bis zum „Grünen Baum“ nicht so schlimm!
Viel Lärm um nichts. Aber dieser Lärm passt nicht in den Aktionsplan.
Muss meinem Vorredner hier klar widersprechen!! Sie behaupten, diese „Ausweichrouten“ fährt kein halbwegs vernünftiger Mensch freiwillig? Schon heute kann man feststellen, dass diese Route gerne gefahren wird, um Zeit zu sparen. Sollte sich Schramberg tatsächlich für eine Tempobegrenzung auf 40 km/h oder gar 30 km/h entscheiden, was meines Erachtens völliger Unsinn ist, werden noch deutlich mehr auf diese Routen ausweichen. In dem Text wird geschrieben, dass sich die Fahrzeit um 2 Minuten verlängere. Das ist sehr optimistisch gerechnet, das kann man fast nicht glauben. Zudem wird sich die Tempobegrenzung auch negativ auf den öffentlichen Busverkehr auswirken, was die ganzen Fahrpläne und Anschlussverbindungen durcheinander bringen könnte. Des Weiteren bin ich der Meinung, dass sich durch die Temporeduzierung nicht viel an Lärm einsparen lässt. Der ADAC hat bereits 2015 das Pro & Contra von Tempo 30 und 50 untersucht, mit dem Ergebnis, dass durch eine Temporeduzierung lediglich 2 Dezibel eingespart werden können. Also allein eine Temporeduzierung halte ich für den völlig falschen Ansatz. Die Einführung von Tempo 30 in der Oberndorfer Straße war damals vor dem Aspekt Umweltschutz, jetzt werden die Grenzwerte unterschritten, nun muss der Lärmschutz herhalten. Man findet immer wieder einen neuen Grund um die Kassen zu füllen und die Autofahrer zu gängeln.