Schramberg (him) – Es wird immer wieder kolportiert, Stadtverwaltung und Gemeinderat beabsichtigten, die Villa Junghans zu verkaufen. Im Gespräch mit der NRWZ hat Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr dies erneut zurückgewiesen. Sie könne sich auch nicht daran erinnern, im OB-Wahlkampf sich in dieser Richtung geäußert zu haben.
Durch die Ankündigung der langjährigen Pächter, zum Jahresende aufhören zu wollen, ist nun aber wieder Bewegung in die Frage gekommen, was mit dem historischen Gebäude geschehen soll. Bei einem Stammtisch vor einigen Tagen plädierten die Anwesenden für den Erhalt der Villa mit Gastronomie. Sogar von der Gründung einer Bürgerinitiative war die Rede.
Die NRWZ hat Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr gefragt, wie sie die Probleme des Gebäudes und die Pächtersuche angehen will.
Ratsdebatte Ende September
Der Gemeinderat, so Eisenlohr, werde sich Ende September in öffentlicher Sitzung mit dem Thema Villa Junghans beschäftigen. Das hätten Wirtschaftsförderer Ralf Heinzelmann und Fachbereichsleiter Uwe Weisser bei dem Stammtisch Ende August ja auch schon angekündigt. Uwe Weisser und Ralf Heinzelmann hätten dort die Stadtverwaltung vertreten.
In der Sitzung werde der Gastro-Experte Ingo Wessel berichten, wie er die Zukunft der Villa Junghans sieht. „Herr Wessel war im April dieses Jahres in der Villa Junghans, auch in guter Abstimmung mit den bisherigen Pächtern, dem Ehepaar Weisser.“ Natürlich sei die interessierte Bürgerschaft eingeladen, an der Sitzung teilzunehmen, so Eisenlohr.
Villa Junghans – ein Haus mit hoher emotionaler Bedeutung
Schon seit vielen Jahren und Jahrzehnten gibt es Stimmen in der Stadt, die in der denkmalgeschützten Villa eher einen “Klotz am Bein“ sehen und finden, man sollte das Haus lieber verkaufen. Eisenlohr betont, sie habe sich im Wahlkampf nicht entsprechend geäußert.
Sie nehme vielmehr wahr, dass die Villa Junghans für die Bevölkerung der Stadt Schramberg eine sehr hohe emotionale Bedeutung habe. „Viele haben da ihre Hochzeit gefeiert, vielleicht ihre Taufe oder andere große Familienfeste. Der Bürgerschaft und dem Gemeinderat ist es ein großes Anliegen, dass die Villa weiterhin von der Schramberger Bevölkerung besucht werden kann. Und das sollte aus meiner Sicht mindestens so erhalten werden.“
Lösung offen
Offen sei. wie man das schafft. Ob man als Stadt das Gebäude weiter verpachtet oder nach einer anderen Lösung sucht, müsse man sicher noch diskutieren.
Eisenlohr rechnet damit, dass Gastro-Fachmann Wessel im Gemeinderat noch „die eine oder andere gute Idee mit dabei haben“ werde. Grundsätzlich sollte in der Villa eine Gastronomie erhalten bleiben, so die Oberbürgermeisterin.
Die Million vom Schulcampus
Wie die Stadt die immer wieder aufkommenden hohen Sanierungskosten für die Villa stemmen soll, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Beim erwähnten Stammtisch gab es Äußerungen, man solle „die Million eben beim Schulcampus“ kürzen.
Eisenlohr betont, es tue sicher Not,zu priorisieren. Das habe sie beim Sommerempfang schon versichert. „Und für eine Priorisierung spielt auch die emotionale Bedeutung eines Projektes in der Bevölkerung eine Rolle.“
Das sei dann politisch zu bewerten und einzuordnen. Dazu dienten auch die öffentlichen Diskussionen. „Einige Stimmen aus der Bürgerschaft“ hätten sich bei dem Stammtisch ja auch zu Wort gemeldet.
Die Vorstellung, man könne beim Schulcampusprojekt mal eben eine Million Euro einsparen, kontert sie so: „Das wäre natürlich sehr schön, wenn es gehen würde. Allerdings, könnte man beim Campus Projekt einfach so eine Million einsparen, hätte man das schon lange gemacht.“
Es sei ja klar, dass die Stadt auch beim Schulcampus einsparen muss. „Also die Million täte uns so oder so gut.“ Es werde aber leider nicht so einfach sein.
Bleiben die Weissers doch?
Zur Zukunft der Villa hat Eisenlohr doch noch Hoffnung, dass über den Jahreswechsel hinaus der Hotel- und Gaststättenbetrieb weiter laufen wird. Die Stadtverwaltung möchte noch einmal mit den bisherigen Pächtern, dem Ehepaar Weisser reden.
„Ziel der Verwaltung war, vor der Gemeinderatssitzung am 29. September noch einmal ein Gespräch mit dem Pächterehepaar zu führen“, berichtet Eisenlohr der NRWZ. Es habe „jetzt zarte Signale“ gegeben, dass die Weissers doch noch bereit wären, unter bestimmten Voraussetzungen weiter zu machen. „Das muss man sicher diskutieren.“
Würde die Pacht tatsächlich Ende des Jahres enden, würde auch die bisherige Konzession auslaufen. Das hätte Konsequenzen für den Weiterbetrieb: Der könnte abhängig gemacht werden von baulichen Maßnahmen, etwa dem Einbau eines Aufzugs oder der Barrierefreiheit.
„Wir waren vorbereitet“
Im Zusammenhang mit dem angekündigten Ende des Pachtverhältnisses betont Eisenlohr, die Stadt sei ja „jetzt nicht völlig kalt erwischt“ worden. „Uns war ja klar, einfach auch aufgrund von Lebensalter oder auch Lebenszyklen von Pachtverhältnissen, dass wir uns auf die Zukunft vorbereiten müssen.“
Deshalb habe die Stadt ja schon im April den Experten Wessel hinzugezogen. Eisenlohr ist sicher: „Wir finden bestimmt eine gute Lösung, die der Villa Junghans und auch der Bevölkerung gerecht wird.“
Das wäre gut, denn in einem Flyer für ein Jazz-Konzert mit Jens Gebel im Rahmen der Dreiklangreihe steht die Ankündigung, das Konzert werde in der Villa Junghans stattfinden – und das Team der Villa sorge für das leibliche Wohl.