Die wichtigste Botschaft gleich zum Beginn: „Schramberg bleibt eine der sichersten großen Kreisstädte im Land.“ Das hat Revierleiter Jürgen Lederer am Freitag um die Mittagszeitbei einem Pressegespräch zusammen mit Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, der Leiterin der Abteilung Öffentliche Ordnung Cornelia Penning und seinem neuen Stellvertreter Harry Hurtz berichtet.
Bei der Kriminalität, wie sie die Statistik widerspiegle, habe man mit gerade mal 568 Straftaten genau denselben Wert wie im Jahr 2018 – und dieser sei damals schon „sensationell niedrig“ gewesen. Lederer führt die guten Zahlen auch auf seine Polizeibeamten zurück: „Das Ergebnis fußt auf unserer Arbeit.“
Zwei Säulen seien es, auf die er die erfolgreiche Arbeit zurückführt: Zum einen fahnde die Polizei regelmäßig mit Kontrollen in Schramberg und Lehengericht, zum anderen auf die Bürgernähe und tägliche Fußstreifen in der Innenstadt.
Kontrollen wirken
Die mehrmals im Monat abgehaltenen Kontrollaktionen sprächen sich bei den Verbrechern rum und hätten eine abschreckende und verdrängende Wirkung. Trotz Personalknappheit beteiligten sich die Kollegen an den außerdienstplanmäßigen Kontrollaktionen, lobte Lederer. „Wir kontrollieren die Personalien und schauen in die Autos rein und gucken nach Einbruchswerkzeug beispielsweise“, erläutert Lederer.
Häufigkeitszahl weit unter dem Landesdurchschnitt
Die Statistik erfasse alle Taten, auch die Versuche. Sie solle auch Hinweise auf tatverdächtige geben. Deshalb würde auch die Nationalität der Tatverdächtigen erfasst. Für die Vergleichbarkeit mit anderen Städten sei die Häufigkeitszahl wichtig. Sie zeige, wie sicher eine Stadt sei. Sie rechnet die Zahl der Tatverdächtigen auf 100.000 Einwohner hoch.
Mit 2681 sei im Jahr 2019 in Schramberg ein historisch niedriger Wert erreicht worden. Der Wert für den Kreis Rottweil beträgt 3028, im Land liegt die Häufigkeitszahl bei 5184.
Aufklärungsquote hat sich verschlechtert
Bei der Aufklärungsquote habe man 2018 in Schramberg eine „Hammerquote von 74 Prozent gehabt. Die sei im vergangenen Jahr auf nur noch 58,5 Prozent gesunken. Lederer erklärt diesen schlechten Wert unter anderem damit, dass größere Geschäfte Ladendiebstähle nachträglich gemeldet hätten, die Täter dann aber nicht mehr zu ermitteln waren.
Sonst sind Ladendiebstähle „gut“ für die Statistik, weil sie meist von Ladendetektiven angezeigt werden, die die Täter gleich mitliefern. Wenn aber die Diebstähle erst bei der Inventur auffielen, gebe es keinen Ermittlungsansatz, so Lederer.
Auch bei der Internetkriminalität sei es sehr schwer an die Täter zu kommen. Wenn ältere Menschen in betrügerischer Absicht angerufen würden, rechtzeitig merken, sie sollen betrogen werden und Anzeige erstatten, dann sie das ein versuchter Betrug. „Aber wir haben keine Chance, die Täter zu finden.“
Was Lederer tröstet, ist, dass bei den schweren Delikten wie Körperverletzung oder Einbruch die Aufklärungsquote weiterhin sehr hoch sei. Die Zahl der Rohheitsdelikte sei erstmals unter 100 gesunken. Etwas angestiegen sei die Zahl der „gefährlichen Körperverletzungen“ von 16 auf 22, also Taten bei denen Waffen im Spiel waren oder sehr schwere Verletzungen die Folge waren. Aber: „Die klären wir alle.“
Mehr Ladendiebstähle
Auch bei den Ladendiebstählen habe es eine Zunahme gegeben. Deshalb seien die Beamten auch verstärkt auf Fußstreife in der Stadt unterwegs, auch um potenzielle Diebe abzuschrecken. Ebenfalls wieder zugenommen hat die Zahl der Einbrüche von ungewöhnlich wenigen, nämlich zwei im Jahr 2018 auf neun im letzten Jahr. Hier rät Lederer als Vorbeugemaßnahme: „Lassen Sie das Licht an!“ Einbrecher würden in der dunklen Jahreszeit am frühen Abend durch die Wohngebiete fahren und nach dunklen Wohnungen Ausschau halten, weil dort die Bewohner vermutlich noch bei der Arbeit seien.
Um die Rauschgiftkriminalität kümmere sich ein Beamter fast ausschließlich. Er hatte im vergangenen Jahr 42 Fälle, einen leichten Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Lederer betont: „Es gibt in Schramberg keine offene Rauschgiftszene.“
Zahl der Tatverdächtigen rückläufig, aber viele Jugendliche und Ausländer dabei
Die Zahl der Tatverdächtigen ist seit 2017 von 419 auf 286 gesunken. Bezogen auf die Straftaten bedeutet dies, dass statistisch jeder Tatverdächtige etwa zwei Taten begangen hat. Manche Täter werden immer wieder auffällig: „Wir haben in Schramberg einen kleinen ’Kundenstamm‘, der uns regelmäßig beschäftigt.“
Sorgen macht Lederer der Anstieg bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Etwa 27 Prozent der Tatverdächtigen sind unter 21 Jahre alt. Zwei Jugendsachbearbeiter kümmerten sich mit sehr viel Fingerspitzengefühl um diese Gruppe.
Auch der Anteil der „nichtdeutschen Tatverdächtigen“ sei mit fast 40 Prozent überproportional hoch. Der Ausländeranteil in Schramberg liege bei knapp 17 Prozent.
Eisenlohr lobt Zusammenarbeit
Oberbürgermeisterin Eisenlohr bestätigte die „außerordentlich gute Zusammenarbeit“ zwischen Stadtverwaltung und Polizei. Der letzte Platz bei der Häufigkeitszahl zeige, dass die Arbeit der Polizei wirke. Die Stadt trage ebenfalls zu mehr Sicherheit bei, in dem der Gemeindevollzugsdienst seit Januar im Schichtdienst unterwegs sei. „Manch einer hat sich schon beschwert, dass er nun auch am Wochenende oder abends einen Strafzettel für Falschparken bekommen hat“, erzählt sie lachend. Es trage aber zum Sicherheitsgefühl bei, wenn die Gemeindevollzugsbediensteten Präsenz zeigten.
Eisenlohr findet es unverständlich, dass gegen die Polizei Hass geschürt werde. „Die Polizei und der Gemeindevollzugsdienst sind wichtig für unsere Sicherheit.“
Respekt geht zurück
Harry Hurtz, der neue Leiter der Führungsgruppe und stellvertretende Revierleiter ist überzeugt, dass der Respekt vor der Polizei in den letzten Jahren nachgelassen hat. „Aber Hass spüren wir hier nicht.“ Der Umgang der Menschen untereinander sei anders geworden.
Einen allgemeinen Vertrauensverlust in die Polizei könne er nicht bestätigen. Seine Kollegen und er wollten einen guten Umgang mit den Menschen pflegen. „Uns kennt man hier, wir können nicht über die Stränge schlagen, das würde sich sofort im privaten Bereich auswirken.“ Andererseits müsse die Polizei meist bei Konflikten eingreifen. „Der eine mag uns dann, der andere nicht.“ Ordnungsamtsleiterin Penning bestätigt das: „Es kommt selten vor, dass wir mit zwei harmonierenden Parteien zu tun haben.“
Zu den Anzeigen wegen Corona-Verstößen meint Lederer, die meisten seien auf Anzeigen anderer Bürger zurückzuführen gewesen. Derzeit komme kaum noch etwas.
Ein Blick in die Asservatenkammer
Nach einer Aussprache zu einigen lokalen Themen zeigte Lederer den Pressevertretern die Asservatenkammer im Untergeschoss des Reviers. Hier liegen fein säuberlich verpackt Gegenstände, die die Polizei im Zusammenhang Straftaten beschlagnahmt hat: Von einem klapprigen Damenfahrrad, Brecheisen oder Butterflymessern über eine gläserne Haschischpfeife, einen blauen Müllsack mit geschmuggelten Zigaretten bis hin zu Nuntchakos und einen echten asiatischen Schwert.