„Ohne Migranten wird das Brotbacken schwierig“
NGG stellt „Bäckerei-Monitor“ vor: 460 Profis backen und verkaufen im Kreis Rottweil Brot und Brötchen

Sie machen die Frühaufsteher-Jobs: Rund 460 Profis backen und verkaufen im Landkreis Rottweil Brot, Brötchen und Butterkuchen. „Sie müssen früh auf den Beinen sein. Der Wecker rappelt bei vielen schon mitten in der Nacht. Morgenmuffel haben’s da eher schwer“, sagt Burkhard Siebert von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Allerdings passiere in der Backbranche gerade viel, was die Arbeit in Bäckereien erleichtern könne: „Schafft eine Bäckerei zum Beispiel neue Kühltechnik an, kann der Teig schon am Vortag vorbereitet werden. Morgens wird dann gebacken. Dadurch liegen ein paar Stunden mehr Schlaf drin“, so Burkhard Siebert.
Der Geschäftsführer der NGG Schwarzwald-Hochrhein appelliert an die Bäckereien im Kreis Rottweil, die Jobs der Branche attraktiver zu machen. Immerhin beklage gut die Hälfte der Beschäftigten im Backgewerbe, oft Überstunden machen zu müssen. Das ist ein Ergebnis des „Bäckerei-Monitors“, den die Hans-Böckler-Stiftung im Auftrag der NGG gemacht hat. Die Gewerkschaft hat dazu zum ersten Mal bundesweit rund 1.400 Beschäftigte im Bäckerhandwerk und in der Brotindustrie befragt. Künftig soll es die Branchen-Analyse einmal pro Jahr geben.
Beim ersten „Bäckerei-Monitor“ haben mehr als acht von zehn Beschäftigten angegeben, dass sie oft Zeitdruck und Stress im Job erleben. Knapp die Hälfte arbeitet mit wenig Pausen. Und 84 Prozent beklagen, dass Personalmangel im eigenen Betrieb für sie zu spürbaren Belastungen führe.
„Fehlender Nachwuchs ist ein entscheidender Punkt – vor allem für das Bäckerhandwerk“, sagt Burkhard Siebert. Insgesamt gebe es aktuell in den 29 Betrieben des Backgewerbes im Landkreis Rottweil 19 Auszubildende – vom Bäcker-Azubi bis zur Auszubildenden im Fachverkauf. Die NGG beruft sich bei den Angaben zu Betrieben und Beschäftigten im Backgewerbe auf Zahlen der Arbeitsagentur.
Beim Bäckerei-Nachwuchs sieht die NGG Schwarzwald-Hochrhein einen Trend: Immer häufiger setzten Bäckereien in der Region auf Migranten. „Eines ist klar: Ohne junge Menschen, die als Geflüchtete oder Zuwanderer zu uns kommen, wird das Brotbacken von morgen schwierig“, so Burkhard Siebert. Bereits heute habe bundesweit jeder vierte Azubi im Backgewerbe einen Migrationshintergrund.
Für den Nachwuchs habe die NGG zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks einen wichtigen Anreiz gesetzt: „Das Portemonnaie der Azubis in Bäckereien ist deutlich voller geworden. Zum Ausbildungsstart bekommen sie bereits 1020 Euro pro Monat. Und im dritten Ausbildungsjahr sind es sogar 1230 Euro“, so Siebert abschließend.