Schulcampus: Projekt nimmt Fahrt auf
Derzeitige Kostenschätzung 48,5 Millionen Euro / Sanierung ähnlich teuer
Zum Stand beim Schulcampus hat die Verwaltung gemeinsam mit Architekt Stefan Kamm den besonderen Ausschuss Schulcampus informiert. Neben Kamm haben auch Fachbereichsleiter Bent Liebrich, die für Schulen zuständige Abteilungsleiterin Kerstin Flaig und von der Kämmerei Christian Seidel berichtet. In einer Vorlage hatte Liebrich schon die großen Veränderungen und Herausforderungen zusammengestellt (wir haben berichtet).
Schramberg. Ziemlich genau vier Jahre ist es her, da hatte das Büro von Architekt Stefan Kamm den Wettbewerb für den Schulcampus gewonnen. Seither hatte so mancher den Eindruck, das Projekt steckt fest.
Mehrere Wechsel hatte es im Fachbereich Umwelt und Technik gegeben. Die gesamte Leitungsebene einschließlich des programmverantwortlichen Architekten hatten kurz nach Amtsantritt von Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr die Verwaltung Richtung Rottweil oder Privatwirtschaft verlassen. Die „Neuen“ mussten sich erst einarbeiten oder dringende Aufgaben wie die Sanierung des Gymnasiums und die Fertigstellung des Freibads in Tennenbronn erledigen.
Inzwischen aber scheint wieder mehr Tempo in die Sache zu kommen. Auch eine Grundsatzentscheidung zur Zukunft der Berneckschule war für die Planer wichtig. Die Architekten haben die Leistungsphase 2 weitgehend abgeschlossen. Das heißt, die Grundlagenermittlung und die Vorplanung liegen größtenteils vor. Im zweiten Quartal 2025 wollen die Architekten diese und eine konkrete Kostenberechnung vorlegen.
Danach folgen die Leistungsphasen 3 und 4, die Entwurfs- und die Genehmigungsplanung. Parallel müssen die Stadtplaner den Bebauungsplan vorbereiten. Dieser hängt wiederum vom Entwurfsplan ab. Bis zum Jahresende oder im nächsten Frühjahr könnte man so weit sein, hofft Liebrich.
„Transparent und leicht“
Stefan Kamm berichtete im Ratssaal über den Planungsstand für das große Gebäude. Er stellte die Aufteilung der Räume in den einzelnen Stockwerken vor und betonte, dass es sich bei dem Bau um ein Holzbauwerk handle. „Alles wird transparent und leicht“, versprach er. Nur das Erdgeschoss werde aus Kostengründen aus Beton errichtet.
Bei den Parkplätzen sei man noch zu keiner endgültigen Lösung gelangt. Vorläufig könnten auf der Fläche des ehemaligen Don-Bosco-Kindergartens 35 Parkplätze entstehen. „Baurechtlich nötig wären 95“, so Kamm.
Kostenschätzung inzwischen bei 48,5 Millionen Euro
Er verwies auf etliche Umplanungen wegen neuer Anforderungen und mahnte zur Eile: „Die Kosten steigen immer weiter.“ Seine aktuelle Schätzung: 48,5 Millionen Euro. Eine Zahl, die mit Vorsicht zu genießen ist. Offen ist, wer diese Summe bezahlt. Die Stadt kann verschiedene Fördertöpfe anzapfen. Wie hoch die Förderung dann ausfällt, steht aber in den Sternen.
Auch sind etliche Fragen offen, die sich bei den Kosten auswirken, beispielsweise: Welches Heizsystem wird verwendet? Wie soll die Belüftung gestaltet werden?
Schülerzahlen steigen
Kerstin Flaig ging auf die schulische Sicht ein: Ursprünglich waren für die Verbundschule aus Realschule und Gemeinschaftsschule viereinhalb Züge geplant. Nun steigen die Schülerzahlen und es sollen fünf Züge untergebracht werden.
Auch das sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ), sprich die Peter-Meyer-Schule, ist von fünf Gruppen innerhalb von fünf Jahren auf neun Gruppen gewachsen. Ebenfalls gestiegen sei der Raumbedarf für die Hortgruppen Treff 12 und Doppelpunkt. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um nachzusteuern“, so Flaig.
Förderung klären
Nun müsse die Stadtverwaltung mit dem Regierungspräsidium klären, was das Land fördern werden und wie hoch diese Förderung ausfällt. Bent Liebrich betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig die Entscheidung der Schulbaukommission war, die vier bisherigen Schulstandorte „abzusprechen“. Das bedeutet, die Kommission hat anerkannt, dass die Gebäude als Schulhäuser langfristig nicht mehr taugen.
Liebrich zeigte auf, dass noch etliche Fragen zu klären sind: das Mobilitätskonzept sei „eines der wichtigsten Themen“. Es sei in Arbeit, auch weil man dieses Konzept für den Bebauungsplan brauche.
Neben der Schulbauförderung ließen sich auch Gelder über ein Sanierungsgebiet erhalten. Vom Regierungspräsidium gebe es dafür „positive Signale“. Um das Projekt innerhalb der Verwaltung voran zu bringen soll einer der Architekten oder Architektinnen „den Hut aufhaben“.
Schulden werden steigen
Für die Kämmerei hatte Christian Seidel keine guten Nachrichten. Mit dem Bau des Schulcampus werde die Verschuldung der Stadt – die derzeit nahe Null liegt – „exorbitant“ steigen. Wegen der schwachen Zahlen im Ergebnishaushalt werde die Stadt alle Investitionen über Schulden bezahlen müssen.
Die Liquidität werde bis Ende des Jahres ohnehin auf das Mindestmaß absinken. Um planen zu können, müsse die Kämmerei die Kosten für den Campus wissen. Auch die Höhe der Zuschüsse zu kennen „wäre extrem wichtig“, so Seidel.
Aus Sicht der Kämmerei „ist der erste Spatenstich erst dann möglich, wenn wir ausreichend Liquidität haben“. Zwischen 25 und 40 Prozent Eigenkapital sollten es schon sein. Er verwies auf die Haushaltsklausur, die jetzt für Mai geplant ist. „Wir müssen den Ergebnishaushalt resilient machen“, forderte er. Schwankungen wie jetzt bei der Gewerbesteuer, dürften nicht gleich so extrem durchschlagen.
Gern zugehört
Für die Berichte gab es Beifall aus dem Gremium. Clemens Maurer (CDU) versicherte, er habe „gern zugehört“. Der Campus sei schon lange Thema, seine Fraktion sei „nicht immer zufrieden“ gewesen, aber nun habe er „den Eindruck, dass wir nun endlich Fahrt aufnehmen“. Zu den Beschlussvorschlägen bat er um Präzisierungen und Ergänzungen. Den Hinweis, man werde beim Grunderwerb „nicht um jeden Preis“ zuschlagen, fand er daneben: „Wir haben noch nie ‚zu jedem Preis‘ etwas gekauft.“
Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr nahm die meisten Vorschläge auf und sagte zu, diese in den Beschlussvorschlag für den Gemeinderat in der kommenden Woche einzuarbeiten.
Mehr Fachfrauen im Rathaus
Tanja Witkowski (SPD-Buntspecht) dankte für den umfassenden Bericht. Mit Blick auf die Berneckschule meinte sie, beide Projekte müssten weitergebracht werden. Sie begrüße es, wenn eine interne Projektsteuerung erfolge. Beim Sanierungsgebiet empfahl sie, auch den unteren Teil der Oberndorfer Straße mit einzubeziehen. Es sei schließlich der Eingangsbereich zur Stadt.
Liebrich sah das genauso, der Zustand der Häuser mache ein Sanierungsgebiet erforderlich. Als Stadt könne man das allein nicht leisten.
Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr berichtete, dass zum Jahresbeginn eine neue Architektin bei der Stadt beschäftigt sei. Eine weitere komme im Februar, und zum Jahresende werde eine dritte Architektin aus dem Mutterschutz zumindest in Teilzeit zurückkommen.
Udo Neudeck (Freie Liste) warnte vor zu viel Optimismus bei der Schulbauförderung. Da werde oft viel herausgestrichen. Wenn man nicht zu viel erwarte, sei „die Fallhöhe nicht so groß“. Dass die Umlandgemeinden an der Schulbaufinanzierung beteiligt werden, halte er für fraglich. Käme es so, wäre eine Gemeinde zahlungsunfähig.
Sein Fraktionskollege Ralf Rückert mahnte an, die Sporthallenproblematik nicht auszuklammern. Die Karl-Diehl-Halle werde bei einer fünf-zügigen Schule nicht ausreichen.
„Was wir machen, ist vernünftig“
Thomas Brantner (CDU) appellierte an die Kolleginnen und Kollegen, für den Schulcampus zu werben – auch angesichts der genannten 48,5 Millionen Euro. „Wir müssen zeigen, dass die Sanierung der bestehenden Gebäude annähernd so viel kosten würde, wie der Neubau. Wir müssen in der Bevölkerung klar machen, dass es vernünftig ist, was wir machen.“ Gerade mit Blick auf den „Dauersanierungsfall Gymnasium“ könne man das zeigen.
Liebrich versprach, einen solchen Kostenvergleich bis zur Gemeinderatssitzung nachzuliefern. Aus Zeitgründen habe es für die Ausschusssitzung nicht mehr gereicht.
Jürgen Reuter (Aktive Bürger) mahnte schließlich, man dürfe sich nicht verzetteln. „Priorisierung bedeutet Verzicht.“ Er forderte eine klare Reihenfolge, welche Projekte nach dem Schulcampus umgesetzt werden sollen. Eisenlohr verwies auf die mittelfristige Finanzplanung, in der für den Bau der Halle in Tennenbronn für 2025 und die Jahre danach große Summen eingestellt seien.
Der Ausschuss gab keine Beschlussempfehlung ab und überlässt die Entscheidungen dem Gemeinderat.