Schramberger Fasnet im Zeichen „100 Jahre Hansel“
Abstauben in der Talstadt / Neue Fahne von Gerd Pflumm
Die diesjährige Schramberger Fasnet steht unter einem besonderen Motto: Achim Schaub hats gedichtet und erstmals beim Ausschicken der Abstauber vorgetragen:
„D’ Hansel heut Geburtstag feiert,
er freut sich über hundert Jahr.
Lasset’s Hanselgschell erklinga,
schenket ei – und stoßet a‘!“
Schramberg. Das Motto kam zwar erst gegen Ende der alljährlichen Versammlung an Dreikönig beim Zunftmeister. Aber der Hansel stand auch da im Zentrum: An der Wand hatte Tobse Dold neun Hansel-Larven aus fast hundert Jahren ausgestellt. „Die waren früher teils schon lockerer“, meinte ein Elfer beim Blick auf die Gestaltung.
Dold hieß den Ehrenzunftmeister Hubert Dold, seinen Vorgänger Michael Melvin, Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, die Obernarren und Elferräte, Stadtarchivar Carsten Kohlmann und die Eheleute Pflumm willkommen.
Narren als einzige Konstante
Der Bundestagswahlkampf und die Parteien beschäftigten ihn. Dold versicherte: „Wir Narren werden die ganze Sache kritisch und närrisch begleiten.“ Er hoffe, dass sich nach der Wahl schnell eine Regierung bilde. In der Zwischenzeit seien die Narren „die einzige Konstante, auf die man sich verlassen kann“.
Auch in Schramberg werde ab Fasnetssamstag eine richtige Regierung an der Macht sein, die die Dinge wieder aufs Gleis bringt. So sei die Personalpolitik der Narrenzunft „von Kontinuität geprägt, was für gute, qualitativ hochwertige Arbeit sorgt“. Im Rathaus habe man das Gefühl, dass alle halbe Jahr jemand anderes ans Telefon geht. Das veranlasste OB Eisenlohr zum Zwischenruf: „Wenigstens nimmt jemand ab!“
Es wird nicht gespart
Dold riet, die Oberbürgermeisterin solle alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur (Stadt-) Fasnet zwangsverpflichten. „Das ist die beste Teambuilding-Maßnahme, die jedem zusätzlich Freude bringt.“ Er versprach, bis Aschermittwoch werde „nicht gespart an Ideen, Kreativität, Heiterkeit und Geselligkeit.“
Ausführlich ging Tobse Dold auf das Jubiläum ein: 100 Jahre Schramberger Hansel. Im Stadtmuseum werde es dazu eine Ausstellung geben. Gerd Pflumm habe aus diesem Anlass eine Fahne mit dem Hansel in Lebensgröße gestaltet. Damit sei Pflumm „ein weiteres Meisterwerk gelungen, das nun die Häuser in Schramberg schmücken kann“.
Der Hansel als prägende Figur
Der Hansel sei die prägende Figur der Schramberger Fasnet mit seinem mit seinem freundlichen Gesicht, seiner stolzen Krausel und dem klangvollen Gschell. „Kaum eine andere Figur in der schwäbisch-alemannischen Fasnet hat so eine Präsenz und Ausstrahlung“, versicherte Dold stolz. Die Schramberger seien oft eine der schönsten Gruppen bei den Narrentreffen. Das bekäme die Zunft dort immer wieder zu hören.
Zum Hansel gehörten die Brezeln beim Brezelsegen. Er habe ausgerechnet, wie viele Brezeln die Hansel in den letzten 100 Jahren ausgeworfen haben. Wenn man mal alle Krisen und Kriege abziehe und den Schwund der Brezeln, die der Hansel selber gegessen habe, komme er auf 1.233.450,5 Brezeln.
Auf einem Karton hatte Dold eine Kurve gezeichnet und die Berechnungsformel notiert. Als er den Karton hochhielt, brachte ihm das den Zuruf von Obernarr Edgar Reuter ein: „Jawohl, Herr Habeck!“.
„Seid anständig“
Die einzelnen Abstaubergruppen bekamen kleine Tütle oder „Gückle“ mit. Darin hatte Cathrine Dold in kleinen Holzschächtele Hanselmäskle verstaut. Außerdem gab es Prospekte für die Hanselausstellung, die die Elfer verteilen sollten.
Dold schloss, er freue sich auf die kommenden Tage und forderte: „Bringet die Fasnet in die Stadt und seid anständig.“
Mit dem ersten Narrenmarsch des Jahres begann dann Hubert Dold mit dem Abstauben:“ Sei mir gegrüßt, du edles Kleid der Narren…“
Nachdem alle Elfer und Obernarren ordentlich Staub aufgewirbelt hatten, begaben sich alle vor das Doldsche Wohnhaus. Tobse Dold zog erstmals die neue Hansel-Fahne hoch, viel bestaunt von den Elfern.
Das obligatorische Gruppenbild folgte.
Motto mit Gedicht
Wieder zurück im Haus verkündete Achim Schaub das diesjährige Motto (siehe oben),
heuer aber nicht einfach so, sondern mit einem langen Gedicht vorneweg:
Schließlich teilte der stellvertretende Zunftmeister Udo Neudeck die einzelnen Abstaubergruppen ein.
Pflumm, der mit seiner Ehefrau Gerda gekommen war, hatte noch ein weiteres Geschenk für Tobse Dold dabei: einen für ihn gefertigten Hoorig-Katz-Ring.
Mit belegten Brötle, liebevoll gerichtet von Cathrine Dold und Amelie Horstmann, und mit Sekt oder Selters gestärkt, zogen die Elfer schließlich los.
Um 19 Uhr war dann wieder Treffen im Spunden. Wie anständig sie unterwegs gewesen waren – wir werden es wohl nie erfahren. Oder vielleicht beim Rattenball.
Info: Das Stadtmuseum zeigt anlässlich des 100. Geburtstag des „Schramberger Orginal-Hansels“ eine Sonderausstellung. Die Eröffnung mit Brezelsegen ist am Mittwoch, 15. Januar, um 19 Uhr.