Kern Liebers-Chef Speckert: Wasserstoffgeschäft wird fehlen

Boschs Verzicht auf Brennstoffzelle betrifft auch Schramberger Unternehmen

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Nicht völlig überrascht war der Chef von Kern Liebers von der Entscheidung des Bosch-Konzerns, aus der Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie auszusteigen. „Das hat sich in den letzten anderthalb Jahren schon angedeutet“, so Dr. Erek Speckert bei einem Video-Pressegespräch. Das Aus habe aktuell keine Auswirkungen auf Arbeitsplätze oder Umsätze in Schramberg. „Aber wir verlieren einen großen Zukunftsmarkt“, fügt er bedauernd hinzu.

Schramberg. Bosch hatte in einer Pressemitteilung Ende Februar bekannt gegeben, man wolle sich auf die Wasserstofferzeugung konzentrieren und verabschiede sich von der Serienentwicklung von „Systemen zur dezentralen Energieversorgung auf Basis von Festoxid-Brennstoffzellentechnik (SOFC)“.

Zur Begründung erklärte Bosch, der Markt habe sich „anders entwickelt als erwartet“. Für die etwa 550 Beschäftigten im SOFC-Bereich würden sozialverträgliche Lösungen gesucht.

In Schramberg hatte seit etwa drei Jahren Kern Liebers als Partner für Bosch bipolare Platten entwickelt und hergestellt, die für die SOFCs benötigt wurden. Die Stückzahlen und Umsätze waren allerdings noch sehr gering.

„Das Projekt hat uns geholfen, extrem gute Expertise aufzubauen“, sieht Speckert das ganze positiv. „Wir haben viel gelernt.“ Möglicherweise könne das Unternehmen mit anderen Kunden zusammenarbeiten und dieses Wissen nutzen. Das würde dem Standort helfen.

Zukunftsprojekt fällt weg

Andererseits sei mit dem Thema Brennstoffzeile ein wichtiges Zukunftsprojekt für den Standort Schramberg verloren. „Das lässt sich nicht so schnell kompensieren.“ Er habe sich hohe Umsätze aus dem Projekt erhofft.

Am Standort Schramberg mache Kern Liebers „nach wie vor Verluste“, bedauert Speckert. Man sei bisher zwar recht gut durch die andauernde Krise gekommen. Dies aber auch, weil Produktion aus Göppingen nach Schramberg verlagert wurde. „Auch aus Budweis verlagern wir aktuell die Platinenproduktion nach Schramberg, das stärkt den Standort “, so Speckert.

Textilbranche leidet seit Jahren

Stark zu schaffen mache allen Textilmaschinenherstellern und deren Zulieferern die Krise auf dem Textilmarkt. „Es werden mehr billige Kleider gekauft, die auf billigen Maschinen hergestellt werden“, analysiert Speckert. Er höre schon seit Jahren, dass man gute Geschäfte machen werde, wenn der Markt zurückkommt. „Das tut er aber nicht.“

Dr. Erek Speckert. Foto: Kern Liebers

Sollte auf Dauer der Markt nicht wieder anziehen, würden die bereits durchgeführten Maßnahmen und die zeitlich befristete Kurzarbeit wohl nicht ausreichen, „um den Bereich profitabel zu gestalten“, fürchtet Speckert.

Insgesamt, findet er, sei Kern Liebers in Schramberg immer noch zu auto-lastig aufgestellt. Und dabei insbesondere im Bereich des Verbrennermotors. Ihn wundere, dass in Deutschland die „E-Mobilität“ klein geredet werde. Um uns herum, insbesondere in China boome das Geschäft mit E-Autos.

USA: Keine Planungssicherheit dank Trump

Zu den USA und der Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump meint Speckert: „Auch wenn diese uns in den USA und Mexiko derzeit nur bedingt treffen, sind Zölle für ein Unternehmen wie Kern Liebers immer nachteilig.“ Deutschland lebe vom Export seiner insbesondere technischen Güter.

Wenn diese Exporte zurückgingen wie im letzten Jahr, dann treffe das die Kunden im nach wie vor wichtigsten Markt von Kern Liebers, nämlich Deutschland. „Wir spüren das dann relativ schnell an unseren Produktionsstandorten in Deutschland“, analysiert Speckert. 

Andererseits sei es fast unmöglich, sich auf die US-Zollpolitik einzustellen, denn sie ändere sich praktisch täglich. Er stellt fest: „Planungssicherheit gibt es nicht mehr“. Trotz dieser Unsicherheiten wolle Kern Liebers sein US-Geschäft weiter ausbauen. „Die USA sind die weltgrößte Volkswirtschaft.“

Partner für Carl Haas gesucht

Zurück in der Heimat blickt Speckert auf das Tochterunternehmen Carl Haas: „Wir suchen nach wie vor nach einem strategischen Partner.“ Sein Ziel bleibe eine Verschlankung des Konzerns und die Konzentration auf die Kernkompetenzen.

Ein äußeres Zeichen war die kürzlich erfolgte Namensänderung: Aus dem Monster “Hugo Kern und Liebers GmbH & Co. KG Platinen- und Federnfabrik“  wurde knapp „KERN LIEBERS GmbH & Co. KG.“




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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