Die Seele der „Volksfreund“- Redaktion
Nachruf auf Margret Kiene

Es gibt Menschen, die kein Amt bekleiden oder prominent sind. Und die doch auf ihre Art ausstrahlen. Margret Kiene, die langjährige Sekretärin und gute Seele der Lokalredaktion der Rottweiler Ausgabe der „Schwäbischen Zeitung“, war so ein Mensch. Im Alter von 75 Jahren ist sie verstorben.
Tatkraft, Humor, Herzlichkeit: Mit diesen Eigenschaften hielt Margret Kiene das Getriebe der Lokalredaktion der „Schwäbischen Zeitung“ am Laufen. Und machte mit diskreter Effizienz und Umsicht erst möglich, dass da Tag für Tag eine Lokalausgabe erscheinen konnte, in der Rottweil und die Region mit wirklichem Interesse in den Blick genommen wurden.
Dabei strahlte sie einen nie nachlassenden Elan aus. Unvergesslich, wie sie etwa die elektronische Schreibmaschine blamierte, die da hektisch vor sich tackerte, um all die Buchstaben endlich aufs Blatt zu bringen, die sie längst eingetippt hatte – auch die schnellste Kiste war für Frau Kiene zu lahm.
Oder wie sie, gewürzt mit einem Scherz, auch wenig verlockende Pressetermine an die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter brachte. Und so nicht nur eine lebendige Lokalberichterstattung managte, sondern auch Einkunftsmöglichkeiten verteilte und mit einem guten Wort vielen Menschen eine Freude machte.
Denn beides lag ihr am Herzen: Zum einen die Menschen, mit denen sie zu tun hatte. Seien es blutjunge oder gestandene, zuweilen eigenwillige Redakteurinnen und Redakteure. Oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die sie eine wichtige Schnittstelle zur Redaktion bildete. Nicht wenige damalige Anfänger in der Scheiberzunft – „Kleinerle“, wie Frau Kiene liebevoll sagte – hat sie begleitet und ermutigt. Und so auch Weichen für spätere Lebens- und Berufswege mit beeinflusst. Im besten Sinne.
Zum anderen lag Margret Kiene der Lokaljournalismus am Herzen. Sie hatte ein starkes Bewusstsein für die öffentlichen Angelegenheiten, für die Rolle von Zeitungen für eine bürgerliche Öffentlichkeit. Dafür, dass Macht kontrolliert werden muss, dass Themen angesprochen und solide diskutiert werden müssen – schlicht, weil es darum geht, um gute Lösungen zu ringen. Nicht zuletzt war sie stets auch eine Stimme der bodenständigen Vernunft. Etwa, wenn es darum ging abzuwägen, ob ein Thema in der Stadt Resonanz findet.
Deshalb brachte sie sich nach Schließung der Lokalausgabe der „Schwäbischen Zeitung“ auch mit Herzblut in den Start des Projekts Neue Rottweiler Zeitung ein. Ihre besondere Leidenschaft galt freilich der Fasnet. Vor dem „Lamm“ hatte sie über Jahre einen festen Standort, an dem ihr, die sie mit Rottweil so eng verbunden war, vielfach aufgesagt wurde. Dort wird sie nun fehlen. Und nicht nur dort.