„Botschafter für Rottweil“: Jürgen Knubben wird 70

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Renommierter Bildhauer, einflussreicher Kurator, ideenreicher Kunstvermittler: Jürgen Knubben zählt zu den prägenden Gestalten der Kunst in der Region – mit nationaler und internationaler Ausstrahlung. Im September wurde er dafür mit der Staufer-Medaille ausgezeichnet. Am 19. März wird er 70.

Er ist ein Meister der Reduktion mit unverkennbarer Handschrift: Spitz aufragende Dreiecks-Körper, Quader, die himmelwärts klettern, Bootsminiaturen aus Kreissegmenten – mit strengen, klaren Skulpturen, oft in Ensembles gruppiert, bringt Jürgen Knubben das geometrische Grundvokabular immer wieder neu zum Sprechen.

Am Beginn seiner Bildhauer-Biografie stand eine Ausstellung des Stadtjugendrings 1973. Knubben, damals noch Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums, war wie 20 andere junge Leute dabei. Und weckte mit einem Materialbild das Interesse Erich Hausers. Dies wurde zum Ausgangspunkt langjähriger Förderung und enger Verbundenheit. Knubben zählt Hauser – zusammen mit Romuald Hengstler und Franz Bucher – denn auch zu den Künstlern, die ihn wesentlich geprägt haben.

Gleichwohl ist er eigene Wege gegangen, hat sich verschiedene Dimensionen erschlossen und die Ausdruckspotenziale seiner bevorzugten Materialien Eisen und Baustahl konsequent ausgelotet. Feste Ordnung tariert er dabei mit Kräften der Offenheit aus. Fen Anspruch von Dauerhaftigkeit der Metalle konterkariert er mit einer Patina aus Rost.

Wie ein barockes „Memento mori“, ein Fingerzeig auf Vergänglichkeit, setzt Korrosion seinen Objekten zu, verweist auf Prozesse der Veränderung. Und schafft eine samtig patinierte, vielgestaltige Oberfläche. Das wahrzunehmen erfordert freilich einen Blick aus nächster Nähe, der wiederum ein Schlüssel zum Verständnis von Knubbens Werk ist: Große Gestalt und kleines Detail stehen bei ihm in enger Verbindung. Für beides will er die Sinne schärfen.

Über die Jahre hat Knubben eine Entwicklung zu immer stärkerer Konzentration in Materialeinsatz und Formensprache durchlaufen – bis hin zum Archaisch-Elementaren wie Kugel, Quader, Kegel und Pyramide. Diese Verdichtung auf das Wesentliche schließt lesbare Bezugnahmen nicht aus, wie Knubben etwa mit seiner Eisenguss-Arbeit zur berühmten Nofretete-Büste 2011 zeigte, deren Konturen er auf Grundlinien verknappte. Die Konzentration öffnet jedoch vor allem Räume für sinnliche und symbolische Assoziationen: Je reduzierter die Gestalt, desto stärker und offener oft ihr Verweischarakter.

Diese Verknüpfung von Konzentration und Offenheit, in der Mathematik, Philosophie, Theologie und Ästhetik komplexe Verbindungen eingehen, hat ihm einen festen Platz im Kunstbetrieb eingebracht. Mit Ausstellungen in halb Europa, Preisen, Prestige und Anerkennung.

Die gilt auch seinem enorm vitalen Wirken als Kuratur, insbesondere als – gerade am Samstag im Amt bestätigter – langjähriger Geschäftsführer des Forum Kunst Rottweil. Unter Knubbens Ägide hat das Forum vielfach Rottweil und die Region mit kreativen Impulsen belebt und bereichert – gelegentlich auch mit kontrovers diskutierten Interventionen, etwa im Zusammenhang mit der Debatte um Verkehrsführung und langfristige Stadtgestaltung.

Auch wenn man die dabei gezeigten Positionen nicht teilt: Kunst macht in diesen von Jürgen Knubben mit initiierten Aktionen genau das, was sie soll: Blickfelder öffnen, zum Nachdenken anregen, zu einer perspektivenreichen Debatte.

Künstler, Kurator, Kunst-Organisator – diese Rollenvielfalt bündelt sich bei Jürgen Knubben in herausragender Weise – und mit Strahlkraft für Rottweil. Treffend hat OB Dr. Christian Ruf bei der Verleihung der Staufermedaille im September in seiner Laudatio an Knubben gerichtet zusammengefasst: „Sie sind ein Künstler, Förderer und unermüdlicher Aktivist für Kultur und Soziales. Sie sind nicht nur ein Sohn unserer Stadt, sondern auch ein Botschafter für Rottweil und die Kunst in Baden-Württemberg“.




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