Street Art im Münster: kraftvoller Kreuzweg schafft Bezug zur Gegenwart

In der mit Palmsonntag beginnenden Heiligen Woche verdichtet sich die christliche Symbolik vom Leiden bis zur Erlösung. Im Münster wird dies nun um einen ebenso inspirierenden wie irritierenden modernen Akzent erweitert: einen Kreuzweg im Street Art-Stil.

Der ist ein ziemlich Rottweilerisches Projekt, nicht nur des Ortes wegen: Zwei der Stationen haben Rottweiler geschaffen: Konstantin Viktor Müller und Robert Hak. Zimmermeister Georg Albrecht hat die Vorrichtung installiert, an der die Arbeiten hängen. Und auf das Konzept kam ein Rottweiler: der vielseitig interessierte, vor Ideen geradezu sprudelnde Michael Grimm.

Bei der Projektpräsentation (v.l.n.r.): Initiator Michael Grimm, die Künstler Konstantin Viktor Müller und Adam Goldwald sowie Münsterpfarrer Timo Weber. Foto: privat

Als Zunftmeister der Küferzunft steht er bei festlichen Anlässen gemeinsam mit anderen Zunft-Repräsentanten im Chor des Münsters. Beim Blick in Richtung Empore und deren nackte Stirnseite kam ihm, wie er im Gespräch mit der NRWZ erzählt, irgendwann der Gedanke: „Da muss was hin. Kunst. Temporär.“

Auf der Empore wurde eine Konstruktion angebracht. Foto: privat

Als Mann der Tat nahm Grimm Kontakt mit Münsterpfarrer Timo Weber auf. Der zeigte sich offen – ebenso wie der Kirchengemeinderat. Und schrittweise reifte die Idee einer zeitgenössischen Lesart des Kreuzwegs.

Meist umfasst dieser vierzehn Stationen – von der Verurteilung Jesu, über seinen Leidensweg und Tod am Kreuz bis zur Grablegung. Es gibt aber auch Versionen, die das Passions-Geschehen in nur sieben Stationen darstellen.

Moderne Deutungen dieser sieben Leidens-Etappen lassen sich nun an der Stirnseite der Empore des Münsters zu entdecken. Mit großformatigen Arbeiten, die weithin wirken. Und in mehrfachem Sinne taufrisch sind – die Farbe ist kaum trocken auf einigen der Arbeiten, die am Freitag im Münster vorgestellt wurden.

Die modernen Kreuzweg-Stationen vor der Anbringung an der Empore. Foto: privat

„Kreuzstreet“ lautet der griffige Titel – eine prägnante Fusion von „Kreuzweg“ und „Street Art“. Letzteres fasst etwas überbegrifflich zusammen, dass die sieben beteiligten Künstler mit heute aktuellen Stilmitteln das Geschehen reflektieren, von dem die Evangelien berichten.

Der Leitgedanke dabei: Die biblischen Berichte sollten nicht als etwas Fernes, Abgekoppeltes gelesen werden. Sondern als Themen, in denen sich aktuelle Lebenssituationen spiegeln. „Schauen wir zum Beispiel nicht oft nur weg und waschen unsere Hände in Unschuld, wenn etwas schlechtes passiert?“, fragt Initiator Michael Grimm. Sollten wir uns nicht häufiger für andere einsetzen, wie Veronika, die Jesus das Schweißtuch reicht oder Simon, der sein Kreuz für ihn trägt? Und mehr noch: Wer hat Jesus wirklich ans Kreuz geschlagen? Der mit dem Hammer, der Richter, alle, die zusahen, aber nichts unternommen haben?

In dieser Perspektive ist der Kreuzweg Jesu nah und brandaktuell. In den modernen Interpretationen, in den Lesarten der jungen Künstler, die nun im Münster zu sehen sind, wird das in vieler Hinsicht spürbar – inspirierend und irritierend.

Info: „Kreuzstreet“ wird im Rottweiler Heilig-Kreuz-Münster bis Fronleichnam gezeigt. Näheres zu den Künstlern und Werken finden Sie in Kürze auf NRWZ.de.




Schreiben Sie einen Kommentar




Back to top button