Proklamation: Narren-Regierung zapft Geldquellen an

Um klamme Kassen, Nachhaltigkeit, träge Verwaltung und mehr ging es bei der Proklamation am Fasnetssonntag. Am Ende kam der erlösende Appell: „Drum uf ihr Leit‘, send au gscheit ond narret, was‘ zom narren geit!“

Was in Berlin Wochen dauert, geht in Rottweil ratzfatz: Während in der Bundeshauptstadt nach der Wahl am vorigen Sonntag erstmal sondiert und vorverhandelt wird, hat die alte Reichs- und Narrenstadt schon seit dem späten Vormittag „a neie Obrigkeit“.

So proklamierte es Georg Hauser mit glanzvollem Gepränge vor einem stattlichen Publikum, das sich erwartungsvoll vor dem Alten Rathaus versammelt hatte. Sehen Sie hier die Bilder und lesen Sie im Wortlaut den von der Narrenzunft übermittelten Text der Proklamation aus der Feder von Zunftschreiber Prof. Frank Huber:

„Älle Bürgersleit vu Rottweil, kund und z`wissa!  Graouße Ereignis hond sich zuetraga. Heut Morga hot da Narramoaschter mit sine Manna s`Stadtregiment übernumma. Mir hond a neie Obrigkeit!

Dia nei Obrigkeit entbietet älle Bürgersleit ihren herzlicha Willkommensgruaß !  Und b`sunders herzliche Grüaß deana auswärtige Rottweiler und älle Gäscht, wo koan Weag g`scheut hond, in iserem Narranescht a herrliche Fasnet z`verleaba!

Z`ällererscht dekretiert dia nei Obrigkeit, dass dia Fasnet mit Glanz und Gepränge stattfinda soll.

Entschprechende obrigkeitliche Aordnunga sin schao erlassa. Bekannt gmacht sei au, dass it bloß narra, sondern au zuagucka sche sai ka.

Bürgersleut, überleget`s euch guat: Mit em Fransakleidle narra hoaßt, dass dir sogar im schtanda vor lauter Bolla und Fransa, da Saich da Buckel na lauft. Dass du no it austrocknesch, muasch literweis Schorle in di nai lera. Am Obed hosch dann zwar koa Geld me im Sack, dafiar an Dullo im Gsicht. Und am näschta Tag moinsch du hosch a Blei-Ei im Schädel, des in era Schorlesupp schwimmt und bei jeder Bewegung gega d`Schädelwand haut.

Aber au weißnarra bringt bloß Ärger. Dia sauschwera Glocka machet dir da Buckel krumm und em Physiotherapeut da Geldbeutel voll.  Und wenn sich`s beim Jucka mit em Federahannesstecka da Schporn am Stecka andersch überlegt und sich it am Pflaschterstoi verkantat, no haut´s de aus drei Meter ubremst uf da Buckel und 10000 Leit guckat au no zua, wenn`s dir da Kibel vom Gsicht haut. Schreit dann no oiner vu dena Zuschauer: A glückselige Fasnet!, no dua erscht amol mit em Foulard und em Stecka dein brochena Arm schiena, bevor du dem an d`Gurgel gosch.

Ha, sogar Schantle narra isch ugsund. Vom wippa mit dem Schirm und vom traga vu dem sackschwera Grata krieagsch oft links und rechts an Tennisarm. Vor lauter Schmerza im Ellaboga, kasch am Aschermittwoch dann da Hering it mit Messer und Gabel essa, sondern bloß püriert durchs Röhrle sauga. Deshalb schtandet lieber an d`Schtroß. Do kriegat ihr gnung zum veschpera vu da Narra und wenn ihr uffs Klo zum pinkla miasset no sin eich d`Foulard it im Weg. Do passiert eich nix. Im Gegateil: Iser quitschfideles Ordnerpersonal mit selberbackana Schuh, selber gschtrickta Socka, eng anliegender Angora-Unterwäsch, um da Jürgen Pach und da Rainer Prinzig sorgt sich an da Schtroß um eier Wohl. Wie fiar dia Manna vu da Zunft gilt au bei dena ordnenden Zwölfender des Frohsinns: Sie sind trinkfest und arbeitsscheu, aber der Fasnet treu.

Bekannt gmacht sei weiter, dass wia äll Johr da Narramoaschter heut in ällera Früah mit sine Manna ufs Rothaus glofa isch. Kaum isch da Narramoaschter mit sine Manne aber durchs Schwarz Tor marschiert, war`s rum mit dera Tradition. Zmols kragelt da OB inera Lautstärke vom Rothaus d`Schtadt nuff, dass d`Stefan Drobny in Zizenhausa denkt hot, da Nicola Busch isch in da Zahnarztpraxis im Koroko bei era Wurzelbehandlung mit em Bohrer abgrutscht. „Wartet, wartet,“ schreit der wia verruckt, „bleibet um Himmelswilla schtanda, I muss eich erscht abkassiera.“ „Ha no, wa isch den jetzt au mit dem Bämolle los?“ frogt mi iser Narramoaschter. „Der geifert jo wia a alte Beisszang, so kenn I den gar it! Uff deana haufa Foto in da Zeitung und mit seiera neia Freindin im Arm do grinst der doch immer so schee.“

Wo der Drehschtuhlfahrer no am Tor war, hot er glei älles erklärt. „Woisch Chrischtoph, wa fascht koaner mitkriegt hot in da Schtadt, isch, dass mir im Rothaus koa Geld me hond. 9 Milliona Euro brauchet mir, sonscht miaset mir an Kredit ufnehma.“ „Jetzt her uff, und wa hot des mit is zum doa?“, froagt no glei des oberschte Kepsle vu da Wadelkappa. Der oberschte Akten-Vernichter vu da Schtadt hot no glei gsait, wo`s in Zukunft lang goht: „Ha woisch Chrischtof, inera nicht-öffentlicha Sitzung vum Schtadtrot hot da Banholzer gsait: „Liebe Rotsmitglieder, I ka dia freudige Mitteilung macha, dass mir grad an guta Gedanke komma isch. Des isch umso erfreulicher, weil mir des Glück in maira langjährigen Zeit als Schtadtrot no nia wiederfahren isch. Wa haltete ihr davu, wenn mir it nu da Verein in Rottweil koa Geld meh gebet, sondern an Schritt weiter ganget und mir vu deana Geld verlanget? Jeder Verei in Rottweil muass jetzt halt au a weng dazu geba, das mir meh Einnahma hond.“, hot dia Zündkerz der Weisheit kundig gmont. 

„Und dann hond mir vu da Schtadt denkt, mir fanget mol beim greschta Verein in Rottweil, bei da Narrazunft an. Is isch nu grad ufgfalla, dass da zum Narra jo bloß fiar da Metig und Dienschtig a Narrakart brauchsch. Mir hond denkt, ha no kassieret mir vu da Schtadt eich und eura Narra am Suntig ab und scho hot Narrazunft ihren Beitrag gleischtet.“ Da Narramoischter hot sei Schtirn gefletscht und seine Zäh grunzlet. „Ha Chrischtian“, fluacht no des Käpsele vu Narrazunft, „ha, do haut`s jo im Meischter Lampe d`Schneidezäh aus da Kauleischte!“. „It ufrega, dia andere Verein krieagat mir au no dra. Mir hond is zum Beischpiel überlegt, dass da Archie Armleder vom MUM-Verein da Eierflugwettbewerb am Ferienzauber wieder einführa sot. Jeder, wo mitmacht muass dann Start- und Landegebiahra zahla. Scho klinglets in da Kass!. Wer beim Stadtlauf vom TSV gewinnt, der krieagt koa Gschenk, sondern der zahlt. Und wer beim Angelverei an Fisch im Fischweiher fängt, der zahlt au.“  „Ha, Chrischtian do blitzt jo dia Lampe der Vernunft durch dia Dunkelheit und wa isch wenn er koan Fisch fängt?“ „Chrischtoph, frog it so bled, no zahlt natürlich au. I glaub, du hosch`s Prinzip no it verschtanda.“

Bürgersleut vu Rottweil, ihr merket bei da Schtadt und im Gmeindrot do rollt da Schtoi der Uvernunft da Buckel der Unwissenheit nuf. Mer frogt sich bloß, wia bahnt sich dia Unvernuft bei deana Frolic-Stanzer bloss da Weg? Ha no, do brauchsch bloß gucka, wia se ihre Mitarbeiter kriegat. Do wird dir älles klar. Im Dezember hot d`Schtadt a Azubi-Speed Dating in da Schtadthalle gmacht. 270 Rotzlöffel sind komma und hond wella gucka und froga, ob mer bei da Schtadt au schaffa und it bloß faulenza ka. Nota und Zeugnis hond dia Saicher koane mitbringa miassa. Da Personalratsvorsitzende vu da Narrazunft, da Stefan Roth, hot dann d`Sabine Leins vu da Schtadt gfrogt, „Ja, sag a mol, wia krieaget ihr no raus, wer eigschtellt wera ka?“, „Ha über an Tescht.“, kunt`s wia aus da Pischtol gschossa. „Jeder Bewerber hot oi Stund Zeit, dass er mir d`Regla von Schere-Stein-Papier erklärt. Wer`s nakrieagt, hot an Ausbildungsplatz bei da Schtadt sicher, wer´s halba nakrieagt, den schicka mir glei uff d`Fachbereichsleiter-Schul noch Kehl und wer d`Schpielregla it hot erklära kenna, den hond mir glei uff da Zettel als Kandidat für dia näschte OB -Wahl gschrieba.“

Bürgersleut vu Rottweil, do blubbert da Verstand wia a Sprudelwasser in da Flasch. Und des merkt mer oifach halt au do dra, wia dia alt Obrigkeit schafft.  KLIMA.LÄND.TAGE. hot dia Veranschtaltung im September gheißa, wo Rottweil mitgmacht hot. Jede Schtadt in Bada-Württemberg hot a Nachhaltigkeitsprojekt veranschtaltet. Jetzt horchet gnau zua! In Rottweil hond se sich selber übertroffa. Als Nachhaltigkeitsprojekt hond se a zweistündige Waldbegehung organsiert. Potzdonnder! Ha do schwätzt dir jo da Arsch und da Orpheus im Mosaik fengt`s heila a.

Hättet se bloss mol a paar Bürgersleit gfrogt, dia hättet do beschtimmt bessere Idea zur Nachhaltigkeit ghet.

Da Wasserzauberer vu da Feierwehr, da Caduff, hot gmoint, „Ha, Nachhaltigkeit isch bei is scho lang a Thema. Wenn mir bei da Feierwehr Spritzproba machet, no spritz I des Wasser vorna aus em A-Rohr n`aus und uff da andera Seita schtoht da Jockl Wollstädt, der fänget`s Wasser no wieder mit ma Eimer uff. Da Jockl macht des au scho richtig guat, I han halt immer no den bleda Reflex, dass wenn`s heißt Wasser Marsch, zieh I mir d`Wanderschuh a und lauf in Richtung Südtirol los.“

Und au da Schanza Rolf, vum Schneelaufverei hot au glei Alarm gmacht. „Also, wega dera Nachhaltigkeit hond mir is überlegt, ob mir it dia Bäum, dia mir fiar isere neia Mountainbike-Schtrecke bei da Rota Schtaig abgsägt hond, mit ma 3-Phase – Bepp it uf d`Körnerschtross na beppat. Des het da Vorteil, dass dia zwai oanziga Radfahrer, dia uf dera Fahrradschtroß fahret, da Hubert Nowack und Bettina Auch, im Sommer a weng Schatta beim Schtrampla uff em Laschtarad hond.

Da Rob Hak hot gmoint, da Nachhaltigkeit z`lieab, dät I mai grescht Dummheit äller Zeita, nämlich mai Skaterrampe vor maim Haus in da Flötzlinstorschtross, opfera. I det se zrückbaua und mit dem recycelta Beton dia Schlaglöcher in da Bergschtross uffülla. Vielleicht schaffets no dia schwangera Fraua, dass se uf em Weg in d`Heliosklinik ihren Zwuckel im Kreissaal und it scho im Auto uff d`Welt bringat.

Au da Jimmy Grimm von da GVS hot gsait, er hot a Herz fiar Nachhaltigkeit. Er hot jo vor 2 Johr fiar sei Stimm fiar da richtig OB des Breucha-Grundstück krieagt. A Quartier fiar d` Generationa hät do na baut wera solla. Aber wahrscheinlicher, wie da Bau vu dem Generationahaus isch´s, dass wenn da an Frosch knutsch, dass der sich in an Waizabier oder in a Ruländerschorle verwandelt, uf em Herrgottsacker im Korokko-Viertel wieder Dinosaurier rumlaufet oder a Sau s`Rückaschwimma lernt. Deshalb hot da Jimmy gmoint, uf dem Flecka sieht`s noch zwei Johr eh scho aus wia Kraut und Riaba. Fiar Nachhaltigkeit dät er do a Bio-Müllkippe na macha. Im Chef vom B2, dem Stefan Schopf, dät`s gefalla. „Des mua mer sich amol vorschtella“, sait der dann zum Grimm. „In da Schtadionschtroß dät`s schtinka wia zua Reichschtadtzeita. Mon, des dät meina Kunda gfalla. Bio-Produkte mit Gille-Duft, ha do kennt I grad fiar des eh scho saudeire Zeig, no meh verlanga.

Horchet Bürgersleut, ihr wisset d`Narrenzunft denkt älleweil an eier Wohl. Weil dia seltenschte Flüssigkeit uff em Planeta jo Beamta-Schweiss isch, befehlet mir, dass dia grausig langsam Schtadtverwaltung die Online-Abschtimmung zum Gaswerk in da Au und dem Areal drum rum, so schnell wia möglich eischtampft.  Ha Bürgersleit, wa soll au des? Grad mol oi Prozent vu da Bürgersleit hot abgschtimmt, dass do a Naturbühne mit ma temporära Parasolschirm na komma soll.

Bürgersleit, a Naturbühne mit ma temporära Parasolschirm: Des heißt nix anders als a ugmähte Wies zum na liega und wenn`s temporär zum saich afängt, muasch halt an Regaschirm dabei han. Ha, wer will au des?

Mir vu da Zunft hond do a andera Idee. Unterhopft wia d`Rottweiler wega deana weniga Lokal schtändig sin, wär`s erschte wa mer braucht, it an temporära Schirm, sondern uff dem Areal an Zapfhahn der permanent kräht. Da Prinzing isch scho am überlega, wie er vu seim Braustüble im Korokko a Leitung in d`Au n`ab krieagt. Fiar den Schnelldenker aber koi Problem, der hot`s jo au gschafft, das sei Bier d`Schtadt nuff in Hauptstroß 1 kunnt. 

Fiar d`Unterhaltung im Lokal sorgt Rottweils neuster Star am Musikhimmel die Steiffen-Band mit em Micha Marschall und em Andy Leichtle vu da Zunft. Mit dem Lied: Liebling, ich habe dir den Mond gekauft und morgen schiess ich dich da rauf!, hen se in Rottweil scho me Fans wie da FV 08 Rottweil Zuschauer beim a Heimschpiel.

Und au für d`Kultur hättet mir ebbes zum bieta. Im Kulturcafe wäret Fraua unter sich, um an da Narrakleider Glöckle-richta zu lerna. Wenn oine des dann guat macht, darf se dann au mol d`Glocka und da Riema beim a Biß sortiera.

Bürgersleit vu Rottweil, aber au Essa isch bekanntlich Kultur. D` Rottweiler Kochfreunde um da alte Hansmann, da Kleiter, da Hagenbach und da Zunftsäckelmeister dätet fiar eier Wohl parat schtanda. Mit era Biersupp vornaweg, ma Kuttla-Sorbet als Zwischagang, ma Ochsamaulsalat vum a Rindvieh, des it em Artgenossa am Fidla gleckt hot, und ma Eis mit Linsen mit Spätzle-Gschmack als Nochtisch, dättet dia eich a Menü abieta des du au it überall krieagsch.  Bürger vu Rottweil, während dia nei Obrigkeit also oba uff Empfang isch, schwingt bei da alta Obrigkeit der Kamm der Unvernunft durch die Mähne der Verwirrung.

Bürgersleit, ihr merket´s! Da Wahnsinn nimmt zu, aber dia Vernunft bleibt schlank. Jeder oinzelne vu dera neia Obrigkeit isch gscheider wia a Schorle im Café Schädle und jeder oinzelne vu dera neia Obrigkeit hot meh Geld im Sack wia da Timo Weber noch am Sunntigsgottesdienscht im Klingelbeitel.

Jeder oinzelne vu dera neia Obrigkeit sieht sauguat aus und hot sogar no im hoha Alter a Gsicht, so glatt wia a Fransakleidle. Es krasse Gegenteil dazua isch dia alt Obrigkeit.

Da alte Obrigkeit guckt mer in dia Augen und mer woiß sofort. Es isch zwar Licht a, aber es isch koaner dahoim.

Bürger vu Rottweil!  Wer Ohra hot, hot`s g`hert, und wer Auga hot, hot`s g`seha. Dia Zeita wearet äwell glanzvoller und deurer, aber au schöner!  Drum befehl i namens da neia Obrigkeit deana Ausscheller, uverziglich i ällene Gässle und Schtroßa z`ganget und dert z`verkünda, dass dia nei Obrigkeit beschlossa hot, dia Fasnet heit wia vor altem abz`halta. Uf, ihr Ausscheller, fanget a!

HU-HU-HU“