Bundestagswahl 2025

Fachleute fordern Bürgerversicherung und mehr Selbstfürsorge

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Geballte Fachkompetenz in Sachen Gesundheit gab es bei der Podiumsdiskussion der Grünen im Kapuziner: Neben Petra Krebs, Landtagsabgeordnete und Krankenschwester, Vorsitzende des Arbeitskreises Gesundheit und Integration sowie Sprecherin für Soziales, Gesundheit und Pflege war Dr. Andreas Ragoschke-Schumm, Neurologe, Radiologe und Bundestagskandidat der Grünen dabei, außerdem die Diplom-Psychologin und niedergelassene Psychotherapeutin Stefanie Busch sowie Julia Schumm, Chefärztin für Kardiologie und Intensivmedizin im Tuttlinger Klinikum.

Rottweil – Einig waren sich die Experten, dass die medizinische Versorgung im ländlichen Raum Verbesserungen braucht, viele gute Schritte aber bereits eingeleitet sind und sich auch bemerkbar machen. Einig war man sich aber auch, dass es wichtig ist, dass die Menschen mehr Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen. So erzählte Julia Schumm von Leuten, die den Rettungswagen rufen, weil die Nase verstopft ist oder sie sich übergeben mussten. Fälle, die Rettungsdienst und Notaufnahmen unnötig belasten – hier fehle es auch an Wissen, wie man sich in solchen Fällen selbst helfen kann. Aber auch die zunehmende Vereinsamung spiele hier eine Rolle.

Mehr Eigenverantwortung: Hier könnten Rabatte in der Krankenversicherung für gesunden Lebensstil, aber auch steuerliche Vorteile für gesunde Lebensmittel und entsprechendes Essen in Kantinen helfen.

Petra Krebs verwies auf die 150 neuen Medizin-Studienplätze, die das Land geschaffen hat, 75 davon im Rahmen des Landarztmodells, alle sehr begehrt. Aber auch darauf, dass nicht mehr Krankenhäuser die Lösung seien, mit ihren enorm hohen Kosten von Personal über Material und Energie. Die Gesundheitsversorgung finde in erster Linie im ambulanten Bereich statt, Krankenhäuser bräuchten eine klare Spezialisierung, um die Patienten bestmöglich versorgen zu können. Andreas Ragoschke-Schumm berichtete von Operationen in Tuttlingen, die von Spezialisten der Uni Tübingen digital begleitet werden.

„Hausärzte haben eine Schlüsselfunktion“, stellte Petra Krebs klar, sie könnten steuern, welche Behandlung beim Facharzt oder in der Klinik tatsächlich nötig ist. Auch die elektronische Patientenakte (EPA) sorge dafür, dass teure Untersuchungen nicht mehrfach gemacht werden. Das kennt Andreas Ragoschke-Schumm aus seiner Arbeit am MVZ in Tuttlingen, „hier wären die Hausärzte als Lotsen extrem sinnvoll“, auch für die Patienten. Petra Krebs plädierte für eine Bürgerversicherung, in der alle Einkommen, auch Kapitalerträge und Mieteinnahmen, berücksichtigt werden, denn „Armut macht krank!“ Im derzeitigen System mit Privat- und Kassenpatienten würden Wohlhabende klar bevorzugt. Doch gehörten zur Gesundheit auch gute Luft und saubere Städte, ein Thema also für alle Bereiche der Politik.

Den Forderungen aus der CDU, nach den Taten von Aschaffenburg psychisch kranke Menschen in einer besonderen Datei zu erfassen, erteilte Stefanie Busch eine klare Abfuhr. So eine Stigmatisierung „ist menschenverachtend!“

Die Angst vor der elektronischen Patientenakte nahm Petra Krebs gerne, hier könne der Patient klar regeln, wer auf welche Daten Zugriff habe. Und mit Blick auf die elektronische Steuererklärung machte Informatiker Markus Trinh klar, dass hier ja der Datenschutz prima funktioniere.

Wichtig sei eine niederschwellige, frühzeitige Beratung der Menschen, ob durch Apotheken, Gesundheitsämter oder auch Hebammen gleich bei der Geburt eines Kindes. So helfe man Menschen zur Selbsthilfe, denn nicht immer brauche es den Arzt oder gar die Klinik. Dass die Bürokratie enorme Ausmaße angenommen hat, auch hier war man sich einig. Petra Krebs machte allerdings klar, wie wichtig Dokumentationen angesichts der vielen Klagen gegen Ärzte und Gesundheitspersonal, aber auch in anderen Bereichen, sind. „Bürokratie ist auch dazu da, die Bürger zu schützen.“

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