SCHRAMBERG – Die extrem lange Aufschwungphase in der Wirtschaft schwächt sich weltweit ab. Auf dem regionalen Arbeitsmarkt ist es noch nicht zu spüren, aber in Betrieben in und um Schramberg, die oft sehr von der Automobilindustrie abhängen, hat man reagiert.
Wie berichtet, hat der Leiterplattenhersteller Schweizer ab 1. März „zeitlich begrenzt Kurzarbeit“ beantragt. Grund: Die Einführung der neuen Abgasnorm für alle Neuzulassungen sowie die Diesel-Fahrverbote in Deutschland habe „zu einem Vertrauensverlust und einer Zurückhaltung auf dem Absatzmarkt“ geführt.
Kurzarbeit bleibt Einzelfall
Beim größten Schramberger Arbeitgeber Kern-Liebers dagegen endete die Kurzarbeit. Auf Nachfrage der NRWZ berichtet Dr. Udo Schnell, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Kern-Liebers: „Im Bereich Textilmaschinenteile sind wir seit Anfang März aus der Kurzarbeit raus. Entwarnung können wir allerdings nicht geben, da wir uns von eher unstetigen Kundeneinplanungen nähren.“ Nach wie vor sei das Geschäft der Textilmaschinenhersteller sehr schwach.
Heimo Hübner, Geschäftsführer der MS-Schramberg Holding betont: „Kurzarbeit ist bei uns derzeit kein Thema.“ Aber auch der Hersteller von Magnetsystemen berichtet von einer „Beruhigung der Beauftragungen für Neuprojekte seit Herbst 2018“. Man diskutiere und entwickle für die Kunden. „Jedoch fallen die Entscheidungen verzögert oder werden in die Zukunft geschoben.“
Auch bei Trumpf-Laser ist man bei Einstellungen von neuen Mitarbeitern vorsichtiger und prüfe da „sehr genau“. Zu Gerüchten, Trumpf Laser stelle überhaupt niemanden mehr ein, stellt Silke Villinger, Teamleiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aber klar: „Es gibt derzeit aber keinen pauschalen Einstellungsstopp bei TRUMPF und auch keine Kurzarbeit.“
Sorgenkind Automobilindustrie
Wie bei Schweizer sehen auch die anderen Unternehmen insbesondere die Automobilindustrie als Ursache für die Konjunkturschwäche. Kern-Liebers-Chef Schnell spricht von einer „Beruhigung der Auftragslage wegen der Entwicklungen in den automotive Märkten.“ Aber Kurzarbeit stehe hier „derzeit nicht zu Debatte“. Entwarnung bedeutet das bei Kern-Liebers aber nicht: Schnell: „Wir müssen allerdings auch hier sehen, wie sich die Märkte weiter verhalten.“
Bei der Firma „Schwäbische Werkzeugmaschinen“ in Waldmössingen hat es 2018 richtig gebrummt, beantwortet Geschäftsführer Reiner Fries eine Nachfrage der NRWZ: „Das Jahr 2018 war weltweit für uns sehr positiv und wir konnten den Umsatz der SW-Gruppe weiter steigern.“ In diesem Jahr spüre er, „dass sich in der Branche etwas bewegt“ Sein Unternehmen sehe aber für 2019 trotz allem Potential, weiteres Wachstum zu generieren auch weil SW Niederlassungen in Frankreich, Italien und Polen gegründet hat.
MS-Geschäftsführer Hübner verweist darauf, dass sein Unternehmen zu etwa 70 Prozent im Automotive-Bereich tätig sei. Bei den Artikeln im Serieneinsatz habe MS seit September im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 „eine Normalisierung der Abrufmengen erfahren und ab November eine Abschwächung gegenüber Plan“. Hübner weist allerdings darauf hin, dass das erste Halbjahr 2018 auch deutlich über dem Plan lag.
Die Beruhigung Ende 2019 habe sich auch im neuen Jahr fortgesetzt. Deshalb sei sein Unternehmen mit den Planungen für 2019 etwas vorsichtiger „ins Rennen gegangen“. Auf dieser Basis und der Vorschau auf die nächsten zwei Monate liege MS „gegenwärtig leicht unter Plan“.
Vorsichtige Personalplanung
Trumpf Laser nennt drei Gründe, weshalb man wesentlich vorsichtiger als im vergangenen Jahr bei Einstellungen agiert: „Nicht zuletzt aufgrund des starken Kapazitätsaufbaus in den vergangenen Jahren, der Tarifrunde der IG Metall 2018 sowie angesichts der gegenwärtig schwächeren Konjunktur prüfen wir Einstellungen sehr genau.“ Das Ziel sei, den weiteren Aufbau von Strukturen zu begrenzen, schreibt Villinger in einer Stellungnahme für die NRWZ.
Bei der MS-Schramberg hat man ebenfalls reagiert und „schrittweise die Anzahl der Zeitarbeitskräfte reduziert“, so Geschäftsführer Hübner. Außerdem bauten die Mitarbeiter Gleitzeitstunden ab, die sie im ersten Halbjahr 2018 aufgebaut hatten.
Anders SW in Waldmössingen. Dort rechnet Geschäftsführer Fries damit dass sein Unternehmen in diesem Jahr zum ersten Mal weltweit mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigen wird: „Wir suchen Fachkräfte für nahezu alle Unternehmensbereiche. Auch haben wir die Ausbildungsplätze für den Ausbildungsjahrgang 2019 auf 35 erhöht“. Derzeit absolvierten 65 Auszubildende und Studenten ihre Ausbildung bei SW.