„Wir brauchen eine Agenda pro Mittelstand.“ Dieses Fazit zieht Birgit Hakenjos, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg im Hinblick auf die jüngste Konjunkturumfrage. Laut einer IHK-Pressemitteilung rechnen 90 Prozent der befragten Betriebe mit stagnierenden oder sinkenden Geschäftszahlen für 2025.
Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Jedes dritte Unternehmen berichtet von einer schlechter werdenden wirtschaftlichen Situation. 43 Prozent wollten Personal abbauen. „Zuversicht entsteht mit Investitionssicherheit. Der Staat muss hier einen Eigenbeitrag bringen: mit der Sanierung von Straßen und Brücken, mit einem Abbau von Auflagen und Pflichten, mit einem Ausweiten von Ermessensspielräumen und einer wettbewerbsfähigen Steuerpolitik“, so Birgit Hakenjos.
Negative Stimmung bei den Unternehmern
Die Präsidentin verweist auf den regionalen Konjunkturklimaindex. Dieser fasst die aktuelle Geschäftslage mit den Erwartungen für die nächsten zwölf Monate zusammen. Er ist nahezu auf das Niveau der Corona-Pandemie zurückgefallen. Konkret bezeichnen 39 Prozent aller Betriebe ihre aktuelle Ertragslage als schlecht. Nur 18 Prozent sehen sie als gut an.
Gleichzeitig formulieren nur zehn Prozent der Betriebe eine positive Geschäftserwartung. Das drückt auch die Investitionsneigung: 56 Prozent der Befragten wollen weniger oder gar kein Geld in ihr Unternehmen investieren. Wo dies doch getan wird, steht die Rationalisierung und das Beschaffen von Ersatzmaterial im Vordergrund.
Gleichzeitig spielen hohe Arbeitskosten, die geringe Nachfrage und hohe Energiepreisen negativ zusammen. Beispielhaft planten 43 Prozent aller Befragten einen Abbau von Personal – obwohl jeder zweite Betrieb prinzipiell noch nach Fachkräften sucht.
Neustart bis zur Wahl
Für die kommenden Monate zur Bundestagswahl erwartet die IHK-Präsidentin einen Neustart. „Es kann nicht sein, dass mehr als die Hälfte der befragten Betriebe die Wirtschaftspolitik als eine Gefahr für den Fortbestand seines Unternehmens wahrnimmt.“ Diese Diskrepanz könne die Politik nur mit einem proaktiven Zugehen auf die Unternehmen korrigieren.
Birgit Hakenjos bekräftigt die Offenheit für Gespräche und die Kooperationsbereitschaft des Mittelstandes: „Wir erwarten ein Umdenken von der Politik. Betriebe müssen erst Geld verdienen, bevor man dieses ausgeben kann.“ Jede Regierung sei jetzt mit Nachdruck dazu verpflichtet, gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen. „Unsere Unternehmen stehen mit ihrem Know-how bereit. Für Gespräche, für Projekte, für das Aufarbeiten aller Hausaufgaben in Land und Bund. Eine neue Regierung sollte das als Chance begreifen“, sagt die IHK-Präsidentin.