Ob VW, Mercedes oder Stellantis – die Autokrise trifft derzeit alle großen Hersteller. Die Nervosität in den Chefetagen der Branche wird durch chinesische Unternehmen verstärkt. Deren Heimatmarkt schwächelt ebenfalls – mit Folgen für beide. Beim Online-Automotive-Gipfel von wvib und Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg wurde diskutiert, worauf Automobilzulieferer in diesem Umfeld achten müssen.
Region. Zwei Entwicklungen sind laut IHK-Mitteilung für den Automobilsektor in China bemerkenswert: Zum einen belasten Überkapazitäten und sinkende Absatzzahlen die Branche, zum anderen werden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor weiterhin eine große Rolle spielen – auch wenn BYD & Co. in Europa primär als Anbieter von Elektroautos wahrgenommen werden.
Der chinesische Automobilmarkt steht vor einer harten Konsolidierung: „Die Produktionsauslastung der Werke über alle Hersteller in China hinweg liegt im Durchschnitt derzeit bei rund 50 Prozent“, erklärt Nicole Steiger von der Stuttgarter Beratungsgesellschaft JSC Automotive. 30 Prozent der Produktionskapazitäten müssen abgebaut werden, um eine langfristige Stabilisierung zu erreichen, erklärte sie.
China setzt weiterhin auf den Verbrenner: „Der Verbrenner überlebt, in veränderter Form, als relativ günstiger und einfacher Hybrid, oder als Motor, der mit unterschiedlichen synthetischen Kraftstoffen betrieben werden kann“, so Steiger.
Die Prognose von Steiger: „Während die Nachfrage nach batterieelektrischen Fahrzeugen zunimmt, wird das Wachstum nach Erreichen eines Marktanteils von 25 Prozent mittelfristig abflachen.“ Während synthetische Kraftstoffe in Europa eine untergeordnete Rolle spielen, setzt China große Hoffnungen auf die Öl-Alternativen. Dabei stehen zunächst Anwendungen im militärischen Bereich, in der Luftfahrt und in der Schifffahrt im Vordergrund.
Potenzial in China
Dr. Peter Schaumann von der Marquardt Gruppe in Rietheim-Weilheim sieht für viele deutsche Automobilzulieferer Potenzial auf dem chinesischen Markt. Allerdings nicht ohne Schwierigkeiten. Chinesische Kunden seien kompliziert: „Bis zur Hälfte der Projekte werden abgebrochen, bevor sie richtig begonnen haben.“
Die Marquardt Gruppe bleibe dennoch fest in China engagiert und sehe langfristige Chancen. Das Entwicklungspotenzial sei auf dem chinesischen Markt mitunter besser als auf dem europäischen.
Das Fazit der Veranstaltung: Obwohl kurzfristig Preiskämpfe und Überkapazitäten das Bild prägen, biete der chinesische Markt Chancen für Zulieferer aus Deutschland. Die politisch gelenkte Wirtschaft Chinas folgt einer eigenen Logik – wer bereit ist, dieser zu folgen, kann Erfolg haben.