„Wir haben einen Durchbruch geschafft“, freut sich der Chef von Schweizer Electronic Nicolas Schweizer im Gespräch mit der NRWZ. Die Zahl 100 bei den Entlassungen ist vom Tisch, für die Abfindungen der Faktor 0,5 festgeschrieben. Auch werde die Kurzarbeit bis Ende 2021 ausgedehnt. Soweit die guten Nachrichten.
Die schlechte: 60 Stellen sollen in diesem Jahr gestrichen werden. im kommenden Jahr maximal weitere 22 Mitarbeiter den Leiterplattenhersteller verlassen. „Wir werden aber alles tun, dass wir 2021 keine Stellen mehr abbauen müssen, versichert Schweizer. Der Betriebsratsvorsitzende Markus Kretschmann erklärt dazu der NRWZ: „Die Forderungen des Betriebsrats sind zu 100 Prozent erfüllt.“
Transfergesellschaft für Entlassene
Dazu gehört auch: Für die 60 Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen müssen, wird eine Transfergesellschaft gegründet. Bei den möglichen 22 wegfallenden Stellen im kommenden Jahr weist Kretschmann darauf hin, dass dieser Stellenabbau an wirtschaftliche Kennzahlen gebunden sei. Die gesamte Belegschaft könne dazu beitragen, dass diese Stellen erhalten bleiben.
Man habe am Donnerstag elf Stunden lang mit dem Betriebsausschuss des Betriebsrats verhandelt, so Schweizer. Es seien „sehr sachliche und zielgerichtete Verhandlungen“ gewesen. „Wir haben einen Lösungsweg gefunden, der die Zukunft von Schweizer stützen wird.“
Ziel: Klarheit für alle
Für den Vorsitzenden des Betriebsrates und des fünfköpfigen Betriebsausschusses Kretschmann waren die Verhandlungen sehr gut. Er betont, der Betriebsausschuss sei „mit der klaren Ansage in die Verhandlung gegangen: ‚Heute muss weißer Rauch aufsteigen.‘“
Die Firmenleitung habe viele Wünsche des Betriebsrates nachvollziehen und erfüllen können, versichert der Vorstandsvorsitzende der Schweizer AG.
Im Vorfeld der Verhandlungen hatte der Betriebsrat coronabedingt drei kleinere Versammlungen abgehalten und eine Umfrage gestartet. Der Wunsch der Belegschaft nach rascher Klarheit sei nachvollziehbar, so Kretschmann, aber: „Jeder Monat, in dem alle an Bord sind, ist ein guter Monat.“ Außerdem müssten solche Verhandlungen gut vorbereitet sein.
Von 125 auf 60 Entlassungen
Zu Beginn habe der Arbeitgeber davon gesprochen, dass 125 Arbeitsplätze entfallen müssten, erinnert Kretschmann. Der Betriebsausschuss habe die wirtschaftlichen Zahlen angeschaut und sei zu dem Ergebnis gekommen, „ganz ohne Stellenabbau geht es nicht“.
Immerhin habe man für die Betroffenen die Transfergesellschaft und bei der Abfindung den Faktor 0,5 erreicht. Die Abfindung errechnen sich aus Jahren der Betriebszugehörigkeit mal Monatsgehalt mal 0,5.
Nächste Woche Knopf dran
Der Gesamtbetriebsrat diskutiere heute und am Dienstag über das Ergebnis, man hoffe bis Ende nächster Woche die Einigung festzuschreiben und werde das Ergebnis dann sehr zügig umsetzen, so Schweizer. Schon unmittelbar nach der Verhandlung habe man gemeinsam mit dem Betriebsausschuss die Belegschaft per E-Mail über das Ergebnis informiert.
Auch Kretschmann hofft, dass man nächste Woche „einen Knopf dran machen“ und sich dann alle wieder an die Arbeit machen können. Und mit Blick auf einen Leserbrief eines ehemaligen Schweizer-Betriebsratsvorsitzenden meint er: „Um mein Rückgrat braucht sich niemand Sorgen machen“. Das sei stabil.