Schramberg. Im Anschluss an einen gemeinsamen Spatenstich für ein neues Firmengebäude (wir werden noch berichten) gingen die SW-Geschäftsführer Kai Pieronczyk und Stefan Weber mit Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und Schrambergs Wirtschaftsförderer Ralf Heinzelmann durch die Montagehallen. Dabei wurde klar, wie beengt die Verhältnisse teilweise sind und wie dringend der Anbau für SW benötigt wird.
Weber zeigte ein großes Gehäuse, in das Maschinen für die Fertigung von Batterien für die E-Mobilität eingebaut werden. Der Transport solch großer Maschinen sei eine logistische Herausforderung, so Weber. „Dafür müssen drei Begleitfahrzeuge kommen, die den Tieflader bis zur Autobahn begleiten.“
Neben dem Anbau, für den nun der erste Spatenstich erfolgte, soll später noch eine neue Lehrwerkstatt und ein Technologiezentrum entstehen, berichtete Architekt Peter Motzer. Bis Ende des Jahres soll die neue Halle, die beiden anderen Bauvorhaben bis Ende April 2024 stehen.
Photovoltaik und E-Autos
Nach dem Rundgang kam Eisenlohr mit den SW-Vertretern zum Gespräch zusammen. Dabei diskutierte die Runde ein weites Themenfeld. So hatte SW kürzlich eine große PV-Anlage mit 2,2 Megawatt auf dem ehemaligen ArteM Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite in Betrieb genommen. Es sei wesentlich kostengünstiger, bestehende Dachflächen zu nutzen als die nun gesetzlich vorgeschriebene Überdachung von Parkplätzen mit Photovoltaikanlagen, so Motzer.
Im Unternehmen selbst werde man einen weiteren Geschäftsführer einstellen und dann die Portfolios neu aufteilen, teilte Kai Pieronczyk mit. Sein Geschäftsführer-Kollege Weber berichtete, SW habe das erste E-Mobil in den Firmenfuhrpark aufgenommen und werde demnächst eine Ladesäule installieren. Die Lieferfahrzeuge würden weiter per Dieselmotor betrieben. Weber beklagte die langen Lieferzeiten für E-Mobile.
Er sah auch die Gefahr, dass chinesische Hersteller den deutschen den Rang ablaufen. „Die Autos aus China sind technisch gut und preisgünstig.“ Weber rechnet damit, dass die Batterietechnik große Fortschritte machen wird und dass der Stromspeicher an Bedeutung gewinnen werde.
Wirtschaftsförderer Heinzelmann wies darauf hin, dass die E-Mobilität eine komplett andere Art der Stromversorgung in Gewerbegebieten bedingen werde. Auch die Parkplatzfrage werde man künftig anders lösen, ist OB Dorothee Eisenlohr überzeugt: Gemeinsame Parkhäuser für mehrere Firmen, um Platz zu sparen.
Sie erkundigte sich nach Krisen- und Katastrophenplänen. Mit einem elf Jahre alten, gasbetriebenen Blockheizkraftwerk verfüge das Unternehmen über ein Notstromaggregat. „Das reicht, damit die Büros und die IT weiter mit Strom versorgt werden, wenn es einen Stromausfall gibt“, so Weber. Außerdem lasse sich SW in diesem Bereich gerade zertifizieren.
Konjunktur flaut etwas ab
Auch SW merke den Konjunkturrückgang in China, der zum Jahreswechsel aufgetreten war. Zuvor sei eine enorme Nachfrage im Zusammenhang mit der E-Mobilität zu spüren gewesen. Inzwischen seien in China die Verkaufszahlen zurückgegangen „Der europäische Markt ist aber stabil“, versichert Weber, „wir haben eine gute Auslastung.“
Zahlen aus dem Unternehmen belegen Webers Aussage: „Unser Geschäft hängt im Moment an der E-Mobilität.“ Demnach sind 52 Prozent der Aufträge im Bereich E-Mobilität zu verorten,12 Prozent gehören noch zum klassischen Verbrenner, etwa 20 Prozent stammen aus dem allgemeinen Automobilbau, etwa für die Fertigung von Bremsen. „Und nur der Rest ist Non-Automotive.“
E-Mobilität nur mit Batterie, Brennstoffzelle und E-fuels für Nischen
Bei der E-Mobilität sieht Weber wenig Chancen für andere Antriebsarten wie Brennstoffzellen oder E-Fuels. Er geht eher davon das, dass die Batterien noch leistungsfähiger werden und dann die im Grunde einfache Technik der Elektromotoren sich durchsetzen wird. Die Brennstoffzelle sei zu teuer und aufwändig. E-Fuels seien etwas für 12-Zylinderliebhaber, Porschefahrer und Exoten. Für normale Autos viel zu teuer.
Man könne sie höchstens als Range extender oder Reichweitenerweiterer einsetzen. Ein kleiner Verbrennermotor treibt einen Generator, der die Batterie mit zusätzlichem Strom versorgt. In Ländern mit geringer Ladesäulendichte sei so etwas denkbar. Ansonsten gehöre der Batterie die Zukunft, ist Weber überzeugt.
Arbeitsmarkt beruhigt sich etwas
Etwas beruhigt habe sich auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Letztes Jahr habe SW große Probleme gehabt, Leute zu finden. „Wir finden jetzt wieder Mitarbeiter.“ Das Unternehmen tue sich allerdings sehr schwer, Personal für den Außendienst zu finden. Deshalb baue man mehr und mehr Auslandsvertretungen auf, um von dort den Service und die Inbetriebnahme zu übernehmen.
Weber wies darauf hin, dass im angeblichen Autoland Deutschland gar nicht mehr so viele Autos hergestellt werden. Die großen Unternehmen fertigten in China, den USA oder im europäischen Ausland. „Hier wird entwickelt, die Produktion ist wo anders.“ Dies mache ihm Sorge, so Weber. Insbesondere die Zulieferer der zweiten und dritten Reihe würden Probleme bekommen, fürchtet er.
Traum von der Hochschule
Eisenlohr fragte nach Kooperationen mit Hochschulen im Rahmen von Studium plus: „Wir haben ja immer noch den Traum, eine Außenstelle einer Hochschule nach Schramberg zu bekommen.“
Man arbeite mit etlichen Hochschulen von Horb, Albstadt, Tuttlingen bis Furtwangen und Villingen-Schwenningen zusammen, so Weber. Er sieht die Schwierigkeit darin, den richtigen Studiengang für Schramberg zu finden. Bei SW studierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zehn verschiedenen Studiengängen. Aber man sei „sehr interessiert daran, eine solche Außenstelle hier her zu bekommen“, versicherte Weber.