Noch im Februar hatte die Saxonia-Belegschaft in Göppingen einen wichtigen Erfolg erzielt. Nach neun Tagen Streik gab die Geschäftsleitung der Kern-Liebers-Töchter nach, und der Arbeitgeber hat Anfang Februar die bisherigen Tarifverträge der Belegschaft anerkannt. Zuvor waren die beiden Unternehmen aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten – ohne dass die Belegschaft davon wusste.
Nun erweist sich der Erfolg wohl als Pyrrhussieg: Kern-Liebers hat in einer Pressemitteilung angekündigt, die Produktion von Saxonia Textile Parts nach Schramberg zu verlegen. In der Mitteilung heißt es, die Kern-Liebers Grupp plane „aufgrund der aktuellen konjunkturellen Herausforderungen und einem schwierigen Marktumfeld“ die Verlagerung der Fertigung der Saxonia Textile Parts in Göppingen.
Gefragt, ob die jetzige Stilllegung mit dem Streik im Winter zusammenhänge erklärt Dr. Erek Speckert, CEO der Kern-Liebers-Gruppe: „Die Fokussierung auf ein Einzelereignis würde der Komplexität der Situation nicht gerecht werden.“
Wirtschaftliche Lage als Ursache
„Trotz unserer intensiven Anstrengungen, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, haben die sich ständig ändernden Marktbedingungen und die allgemeine wirtschaftliche Situation uns vor Herausforderungen gestellt, die eine Änderung unserer Betriebsstruktur erfordern. Nach sorgfältiger Prüfung verschiedener Alternativen haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, die Fertigung in Göppingen einzustellen und größtenteils an dem Standort Schramberg zu konsolidieren“, so Speckert in der Mitteilung.
Die Geschäftsführung der Saxonia Textile Parts werde umgehend Gespräche mit dem Betriebsrat aufnehmen, um die geplante Verlagerung und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Belegschaft ausführlich und transparent zu erörtern. Betroffen sind alle 93 noch dort Beschäftigten
Auch bei der zweiten Saxonia Tochter wird gespart
Vorerst nicht direkt betroffen bleibt das zweite Saxonia-Unternehmen in Göppingen: „Die Fertigung der Saxonia Umformtechnik GmbH am Standort Göppingen bleibt von dieser Entscheidung unberührt und wird zum jetzigen Zeitpunkt unverändert fortgeführt. Dennoch sieht die Kern-Liebers Gruppe auch hier die dringende Notwendigkeit, über nachhaltige Kostenanpassungsmaßnahmen intensiv zu sprechen.“ Hier arbeiten laut Speckert derzeit 129 Personen.
Die Kern-Liebers Gruppe bleibe verpflichtet, ihren Kunden weiterhin qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen anzubieten, und sei überzeugt, dass die vorgesehenen Änderungen dem Unternehmen eine stärkere Position für zukünftiges Wachstum bringen werden, schreibt die Firma abschließend.