2022 soll eine neue lokale Plattform der Rottweiler Volksbank gemeinsam mit einer Handvoll noch ungenannter weiteren Genossenschaftsbanken entstehen. Henry Rauner, Chef der Bank, hat bereits recht konkrete Pläne. Es gehe darum, die Verbundenheit mit den Bankkunden zu stärken und Kaufkraft in der Region zu binden, darum, den Großen Paroli zu bieten – und nicht selbst unterzugehen. Zuerst berichtete das Handelsblatt.
Vom Finanzdienstleister zum Lösungsanbieter: Genossenschaftsbanken spielen schon seit längerem mit dem Gedanken, für ihre Kunden ein digitales Ökosystem zu schaffen. Die Veränderungen seien tiefgreifend, berichtete etwa „Der Bank Blog“ vor knapp einem Jahr. Die Autorin erklärt: „Nur wer ins pralle Leben der Kunden eintaucht, kann perfekte Lösungen anbieten. Ein Produkt wird zum Dienst am Kunden – mitten in dessen Lebenswelt. Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken werden zukünftig erleben, dass mit hohem Komfort ihre zahlreichen Wünsche aus einer Hand ‚einfach‘ erfüllt werden.“ Es vollziehe sich ein Wandel von der Angebots- zur Nachfrageperspektive – es gehe um das „Warum“ aus Kundensicht, den spürbaren Kundennutzen. „Digitale Ökosysteme schaffen die Infrastruktur dafür, bündeln sie doch das Wissen und die Informationen über das, was den Kunden wirklich bewegt.“
Dahinter stehe nichts weniger als die Zukunftsfähigkeit der Banken. Und „die Annahme, dass FinTechs und zunehmend auch BigTechs die bisherigen Brot- und Buttergeschäfte der Banken übernehmen, ihnen die Kunden abjagen und damit deren traditionelle Erlösquellen erodieren lassen. Götterdämmerung also.“
Die Pläne werden nun offenbar konkreter. „Mobilfunkvertrag, Reisebuchung und Handwerker beauftragen per Onlinebanking? Bisher sind solche Angebote bei Geldhäusern nur sehr selten zu finden“, erklärt das Handelsblatt in einem heute erschienenen Beitrag. Nun würden sich die Volks- und Raiffeisenbanken, die als konservativ gelten, daran machen, ein eigenes Ökosystem als Ergänzung zum Bankgeschäft zu schaffen.
Die Präsidentin des Genossenschaftsverbands der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), Marija Kolak, sagte dem Handelsblatt: „Wir wollen ein erweitertes Ökosystem aufbauen. So können Genossenschaftsbanken vor Ort auch in einer immer digitaleren Welt alltagsrelevant für ihre Kunden bleiben. Die Priorität bei dem Vorhaben ist, Kontakt und Schnittstelle zu den Kunden abzusichern.“
In einem zweiten Schritt wollten die gut 800 Volks- und Raiffeisenbanken zusätzliche Erträge erzielen, so Kolak laut dem Handelsblatt weiter. Konkret bastele die genossenschaftliche Finanzgruppe daran, mehr Dienstleistungen zum Thema Bauen und Wohnen anzubieten: „Womöglich bis hin zu Unterstützung beim gesamten Immobilienkauf, von der Besichtigung bis zum Notartermin und der Renovierung“, sagte Koljak laut dem Handelsblatt. Zudem prüften die Genossenschaftsbanken demzufolge, ob sie Plätze in Pflegeheimen vermitteln können.
Ganz im Trend dabei offenbar Henry Rauner, Vorsitzender der Volksbank Rottweil. Ihm sei es wichtig, „schon früher mit einer Plattformstrategie zu beginnen, um Erfahrungen zu sammeln, die wir auch in die Gruppe einbringen können“, sagte er dem Handelsblatt. Die Bank habe mit einer Handvoll weiteren Genossenschaftsbanken ein eigenes Projekt aufgesetzt und wolle damit möglichst bereits 2022 loslegen. Die Plattform „Mein RW“ solle die „Verbundenheit mit unseren Kunden“ stärken, so Rauner, „und Kaufkraft in der Region binden, nach dem Motto: ‚Genozon statt Amazon‘“.
Mehr als das Handelsblatt bekommt man aus Henry Rauner derzeit nicht heraus. Auf Nachfrage der NRWZ erklärt eine Sprecherin der Volksbank Rottweil freundlich, aber bestimmt: „Gerne können Sie die Plattform ‚MEIN-RW‘ bereits anteasern – hierfür müssen die von Herrn Rauner im Handelsblatt getroffenen Aussagen jedoch vorerst ausreichen.“ Auch mit der Kommunikation des Leistungsumfangs und der im Boot befindlichen Partner müsse man sich noch ein wenig gedulden. Anfang Oktober, heißt es, gebe es vielleicht mehr zu sagen.