back to top
...
    NRWZ.deRottweilRottweil setzt auf Idee aus Waldmössingen

    Rottweil setzt auf Idee aus Waldmössingen

    Artikel
    Kommentare
    Autor / Quelle
    Weitere Artikel
    Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

    Joachim Glatthaar ist ein Mann vom Bau – und ein cleverer Erfinder und Investor Mit seiner Firma Glatthaar-Fertigkeller hat er es zum Marktführer in Deutschland gebracht. In Bayern fördert er ein Start-up, das kleine E-Fahrzeuge baut und jetzt kommt seine jüngste Idee auf den Markt: Die Glatthaar-Erdveredelung.

    Dem gelernten Maurermeister ist seit Jahren ein Dorn im Auge, wie viele tausend Lastwagenfuhren Erdaushub für den Kellerbau weit weg auf eine Erddeponie gefahren werden. Gleichzeitig brauchen andere Häuslebauer jede Menge Schotter und Kies, um den Untergrund für ihr Bodenplatte frostsicher zu machen. Die Transporte sind nicht nur teuer, sondern belasten auch die Umwelt, ärgert sich der Waldmössinger Unternehmer.

    Er hat beobachtet, dass in Neubaugebieten etwa 40 Prozent der Häuslebauer einen Keller wollen 60 Prozent eine Bodenplatte. Der eine muss Erdmaterial wegschaffen, der andere  muss frostsicheres Material einkaufen.

    Bewährte Methode miniaturisiert

    Wenige Kilometer entfernt in Herrenzimmern  arbeitet Hansjörg Bihl  mit seiner Firma IBS. Bihl hat sich darauf spezialisiert, minderwertige Böden mit Hilfe von Zement und einem von ihm entwickelten Additiv Novocrete  zu verbessern. Aus frostsensiblen Böden entstehen so frostsichere Tragschichten.

    „Die Methode ist nicht neu“, sagt Glatthaar und IBS-Chef Bihl bestätigt: „Wir machen das schon seit mehr als zwanzig Jahren in Deutschland.“  Beim Bau von Autobahnen, Industriebauten und Flughäfen ist das gang und gäbe. Dort aber setzten die Baufirmen riesige Maschinen für eine Million Euro ein. Viel zu groß und viel zu aufwändig wäre das  für den Bau eines Ein- oder Zweifamilienhauses.

    Doch Glatthaar wäre nicht Glatthaar, wenn ihm keine Lösung einfallen würde: „Wir brauchen kleinere Geräte, die die Erde aufbereiten und mischen.“ Geräte, die man an einen Bagger hängen kann. „Bagger sind  sowieso auf der Baustelle.“ Er sucht eine Firma, die solche Maschinen baut und stellt das nötige Geld bereit. Ingenieurinnen und Ingenieuren der Firma EMB Kobelco entwickeln in seinem Sinne mehrere Zusatzgeräte für seinen Plan.

    Start in Rottweil: Vorbaugeräte für Bagger stehen bereit

    Inzwischen sind die Geräte fertig und Glatthaar hat sie bereits auf mehreren Baustellen erprobt. Nun will er in Rottweil im Bereich Spitalhöhe Ernst machen. Weil dort eine leichte Hanglage sei, sei das Gebiet besonders gut geeignet. Bauherren mit einer Bodenplatte brauchen dafür Auffüllmaterial, das der Nachbar mit dem Aushub für seinen Keller liefern könnte. „Die Stadt Rottweil sieht das auch sehr positiv“, versichert Glatthaar. Dort an der Spitalhöhe seien bereits alle Grundstücke verkauft und die Bauherren könnten demnächst loslegen.

    Fachbereichsleiter Lothar Huber bestätigt, dass das Glatthaarsche Verfahren für die Stadt interessant sei. Die Spitalhöhe sei „topografisch recht bewegt“. Wenn also bei den notwendigen Erdarbeiten anfallendes Material vor Ort wieder eingebaut werden könne, dann helfe das Transporte und Kosten zu sparen. „Wir wollen das Verfahren deshalb hier ausprobieren.“  An der Spitalhöhe seien knapp 40 Bauplätze entstanden, so Huber. Jetzt müsse man die Bauherren und den Erdveredler zusammen bringen und schauen, wie das ankommt.

    „Ich habe mir das benachbarte Neubaugebiet angeschaut“, erzählt Glatthaar, „ich bin überzeugt, man könne das gesamte Aushubmaterial vor Ort nutzen.“ Eine klassische Win-win-Situation: Der eine spart die Abfuhr seines Aushubs, der andere Bauherr die Kosten für Schotter für die Bodenplatte. Wie hoch die Ersparnis ist, hängt davon ab, wie viele Bauherren sich an dem Vorhaben beteiligen: „Je mehr, desto günstiger wird’s für alle“, so Glatthaar.

    Wichtig ist dem Unternehmer auch, dass die Bauherren keineswegs  mit seiner anderen Firma, den Kellerbauern, zusammen arbeiten müssen. „Das ist völlig unabhängig voneinander“, betont er. „Jeder kann mit seiner eigenen Baufirma das umsetzen.“

    Auch Aichhalden hat Interesse

    Neben Rottweil hat auch schon Aichhalden Interesse an der neuen Methode gezeigt. „Bürgermeister Michael Lehrer wollte mir in einer großen Halle die Möglichkeit geben, Bauherren meine Methode vorzustellen“, so Glatthaar. Wegen der Corona-Pandemie sei das aber bislang noch nicht zustande gekommen. Dass Glatthaar auch etwas vom Geschäft versteht, ist klar: „Ich habe mir das bundesweite Recht für Ein- und Zweifamilienhäuser gesichert.“ Die Bodenfestigkeit mit der Methode Bihl/Glatthaar ist ausreichend, daran hat Joachim Glatthaar keinen Zweifel:  „Wenn es eine Autobahn aushält, dann hält es ein Häuschen allemal.“

    Ein Video zeigt, wie die Methode Glatthaar funktioniert

     

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Diskutieren Sie mit!

    Hier können Sie einen Kommentar zu unserem Artikel hinterlassen.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

    Beiträge

    OneCoin: Kari Wahlroos gestorben

    Einer der früheren Top-Verkäufer von OneCoin, Kari Wahlroos, ist am Wochenende in Malaysia an einer Streptokokken-Infektion gestorben. Das berichtet „Alibi“, eine Onlinezeitung aus Finnland....

    Dolomiti-Eigentümer klagt gegen Abrissverfügung

    Eine schlechte Nachricht hatte Matthias Rehfuß am Ende der öffentlichen Gemeinderatssitzung. Der Fachbereichsleiter Recht und Sicherheit musste mitteilen, dass der Eigentümer des ehemaligen Dolomiti...

    Zollfahnder im Rathaus

    Ermittlungen wegen Schwarzarbeit haben zu einer Durchsuchung im Schramberger Rathaus geführt. Vergangene Woche waren Zollfahnder der Abteilung Finanzkontrolle Schwarzarbeit vor Ort. Dabei gehe es...

    Schramberg drohen magere Jahre

    Eine Haushaltseinbringung ohne Haushaltsrede – das geschieht äußerst selten. Die Haushaltsrede des Oberbürgermeisters oder der Oberbürgermeisterin ist eigentlich der Kern der Haushaltsberatungen. Darin legt...

    Kunst verbindet

    Fünf Künstlerinnen und Künstler haben sich zusammengetan und zeigen ihre Werke in der Vorweihnachtszeit in Schramberg. Im früheren Quickschuhmarkt an der Steige haben sie...

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Adventsbasar im Gemeindehaus Adolph-Kolping

    Die Aktion Eine Welt Rottweil veranstaltet wieder ihren traditionellen Adventsbasar im Gemeindehaus Adolph-Kolping in der Waldtorstraße 8 in Rottweil. Zu Gunsten der Entwicklungshilfearbeit werden...

    Mathe bis in die Nacht am DHG

    Ein besonderer Abend für kleine und große Rechenkünstler fand am Freitagabend im Droste-Hülshoff Gymnasium statt. Zum ersten Mal öffnete die Schule als eine von...

    Krokusse als Zeichen gegen Antisemitismus

    Die Idee zu The Crocus Project entstand ursprünglich in Irland. Doch längst wurde sie von vielen Initiativen überall in Europa aufgenommen. Mehr als 200.000...

    Zukünftige Auszubildende stark nachgefragt

    Agentur für Arbeit Rottweil - Villingen-Schwenningen, Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg sowie die Handwerkskammer Konstanz ziehen Bilanz zum vergangenen Ausbildungsjahr: Der Bedarf an qualifizierten Nachwuchskräften...

    Holocaust-Überlebende Eva Erben: Theresienstadt und Auschwitz überlebt

    In einer bewegenden Veranstaltung in der Messehalle Schwenningen berichtete die heute 94-jährige Holocaust-Überlebende Eva Erben zahlreichen Schulklassen verschiedener Schulen von ihrem Martyrium, das ihr...

    Alarm in Bochingen – Feuerwehr muss aber nicht eingreifen

    Eine große Zahl an Rettungskräften ist am späten Montagvormittag nach Oberndorf-Bochingen alarmiert worden. "Kellerbrand", so das Szenario. Glücklicherweise war alles nicht einmal nur halb...

    OneCoin: Kari Wahlroos gestorben

    Einer der früheren Top-Verkäufer von OneCoin, Kari Wahlroos, ist am Wochenende in Malaysia an einer Streptokokken-Infektion gestorben. Das berichtet „Alibi“, eine Onlinezeitung aus Finnland....

    Central Kino Rottweil ausgezeichnet

    Ende Oktober wurden in Frankfurt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth die Kinoprogrammpreise des Bundes verliehen. Das Central Kino...

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Das interessiert heute

    Joachim Glatthaar ist ein Mann vom Bau – und ein cleverer Erfinder und Investor Mit seiner Firma Glatthaar-Fertigkeller hat er es zum Marktführer in Deutschland gebracht. In Bayern fördert er ein Start-up, das kleine E-Fahrzeuge baut und jetzt kommt seine jüngste Idee auf den Markt: Die Glatthaar-Erdveredelung.

    Dem gelernten Maurermeister ist seit Jahren ein Dorn im Auge, wie viele tausend Lastwagenfuhren Erdaushub für den Kellerbau weit weg auf eine Erddeponie gefahren werden. Gleichzeitig brauchen andere Häuslebauer jede Menge Schotter und Kies, um den Untergrund für ihr Bodenplatte frostsicher zu machen. Die Transporte sind nicht nur teuer, sondern belasten auch die Umwelt, ärgert sich der Waldmössinger Unternehmer.

    Er hat beobachtet, dass in Neubaugebieten etwa 40 Prozent der Häuslebauer einen Keller wollen 60 Prozent eine Bodenplatte. Der eine muss Erdmaterial wegschaffen, der andere  muss frostsicheres Material einkaufen.

    Bewährte Methode miniaturisiert

    Wenige Kilometer entfernt in Herrenzimmern  arbeitet Hansjörg Bihl  mit seiner Firma IBS. Bihl hat sich darauf spezialisiert, minderwertige Böden mit Hilfe von Zement und einem von ihm entwickelten Additiv Novocrete  zu verbessern. Aus frostsensiblen Böden entstehen so frostsichere Tragschichten.

    „Die Methode ist nicht neu“, sagt Glatthaar und IBS-Chef Bihl bestätigt: „Wir machen das schon seit mehr als zwanzig Jahren in Deutschland.“  Beim Bau von Autobahnen, Industriebauten und Flughäfen ist das gang und gäbe. Dort aber setzten die Baufirmen riesige Maschinen für eine Million Euro ein. Viel zu groß und viel zu aufwändig wäre das  für den Bau eines Ein- oder Zweifamilienhauses.

    Doch Glatthaar wäre nicht Glatthaar, wenn ihm keine Lösung einfallen würde: „Wir brauchen kleinere Geräte, die die Erde aufbereiten und mischen.“ Geräte, die man an einen Bagger hängen kann. „Bagger sind  sowieso auf der Baustelle.“ Er sucht eine Firma, die solche Maschinen baut und stellt das nötige Geld bereit. Ingenieurinnen und Ingenieuren der Firma EMB Kobelco entwickeln in seinem Sinne mehrere Zusatzgeräte für seinen Plan.

    Start in Rottweil: Vorbaugeräte für Bagger stehen bereit

    Inzwischen sind die Geräte fertig und Glatthaar hat sie bereits auf mehreren Baustellen erprobt. Nun will er in Rottweil im Bereich Spitalhöhe Ernst machen. Weil dort eine leichte Hanglage sei, sei das Gebiet besonders gut geeignet. Bauherren mit einer Bodenplatte brauchen dafür Auffüllmaterial, das der Nachbar mit dem Aushub für seinen Keller liefern könnte. „Die Stadt Rottweil sieht das auch sehr positiv“, versichert Glatthaar. Dort an der Spitalhöhe seien bereits alle Grundstücke verkauft und die Bauherren könnten demnächst loslegen.

    Fachbereichsleiter Lothar Huber bestätigt, dass das Glatthaarsche Verfahren für die Stadt interessant sei. Die Spitalhöhe sei „topografisch recht bewegt“. Wenn also bei den notwendigen Erdarbeiten anfallendes Material vor Ort wieder eingebaut werden könne, dann helfe das Transporte und Kosten zu sparen. „Wir wollen das Verfahren deshalb hier ausprobieren.“  An der Spitalhöhe seien knapp 40 Bauplätze entstanden, so Huber. Jetzt müsse man die Bauherren und den Erdveredler zusammen bringen und schauen, wie das ankommt.

    „Ich habe mir das benachbarte Neubaugebiet angeschaut“, erzählt Glatthaar, „ich bin überzeugt, man könne das gesamte Aushubmaterial vor Ort nutzen.“ Eine klassische Win-win-Situation: Der eine spart die Abfuhr seines Aushubs, der andere Bauherr die Kosten für Schotter für die Bodenplatte. Wie hoch die Ersparnis ist, hängt davon ab, wie viele Bauherren sich an dem Vorhaben beteiligen: „Je mehr, desto günstiger wird’s für alle“, so Glatthaar.

    Wichtig ist dem Unternehmer auch, dass die Bauherren keineswegs  mit seiner anderen Firma, den Kellerbauern, zusammen arbeiten müssen. „Das ist völlig unabhängig voneinander“, betont er. „Jeder kann mit seiner eigenen Baufirma das umsetzen.“

    Auch Aichhalden hat Interesse

    Neben Rottweil hat auch schon Aichhalden Interesse an der neuen Methode gezeigt. „Bürgermeister Michael Lehrer wollte mir in einer großen Halle die Möglichkeit geben, Bauherren meine Methode vorzustellen“, so Glatthaar. Wegen der Corona-Pandemie sei das aber bislang noch nicht zustande gekommen. Dass Glatthaar auch etwas vom Geschäft versteht, ist klar: „Ich habe mir das bundesweite Recht für Ein- und Zweifamilienhäuser gesichert.“ Die Bodenfestigkeit mit der Methode Bihl/Glatthaar ist ausreichend, daran hat Joachim Glatthaar keinen Zweifel:  „Wenn es eine Autobahn aushält, dann hält es ein Häuschen allemal.“

    Ein Video zeigt, wie die Methode Glatthaar funktioniert

     

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]

    Das interessiert diese Woche

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]