Das traditionsreiche Reisebüro Bühler mit seiner Zentrale in der Hauptstraße in Schramberg hat Insolvenz angemeldet. Das Insolvenzgericht hat Rechtsanwalt Dr. Dirk Pehl aus Rottweil zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestimmt.
Durch die Coronapandemie ist vielen Reisebüros die Existenzgrundlage weggebrochen. Das Reisebüro Bühler hatte auch sehr viele Geschäftsreisen organisiert. Bühler betreibt mehr als 30 Filialen im gesamten Südwesten Deutschlands sowie in Niedersachsen.
Ingo Schorlemmer von der beauftragten Insolvenz-Kanzlei bestätigt auf Nachfrage der NRWZ, dass das vorläufige Insolvenzverfahren eingeleitet wurde. Die Ursache sei die Corona-Pandemie, „die die Reisebürobranche besonders stark getroffen hat“. In den gut 30 Reisebüro-Flialen seien etwa 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Für diese gebe es bis Ende Januar 2021 Insolvenzgeld. Auch laufe der Geschäftsbetrieb derzeit normal weiter, so Schorlemmer.
90 Prozent Umsatzeinbruch
In einer ausführlichen Pressemitteilung der Kanzlei Schultze & Braun heißt es, Reisewarnungen, verunsicherte Urlauber und der Wegfall von Geschäftsreisen hätten zu Umsatzausfällen von über 90 Prozent geführt.
Der Geschäftsbetrieb gehe weiter. Bereits gebuchte Reisen werden von den jeweiligen Veranstaltern durchgeführt und finden unverändert statt, sollten es die Pandemie-Bedingungen (zum Beispiel Reisewarnungen) zulassen.
„Trotz harter Sparmaßnahmen und Kurzarbeit für unsere Mitarbeiter, konnten wir unser großes Tourismusunternehmen nicht neun Monate ohne nennenswerte Umsätze wirtschaftlich weiterführen. Auch wenn die Überbrückungshilfen I und II einen Großteil der Fixkosten wie Mieten, IT und Kommunikationskosten et cetera bei kleineren Unternehmen decken können, reichen diese Hilfen für Unternehmen unserer Größenordnung leider nicht dauerhaft aus“, erklären die Geschäftsführer Peter und Markus Finke.
Finanzielle Reserven aufgebraucht
„Das Unternehmen war mit seinen Mitarbeitern in der Krise für die Kunden da, um Stornierungen, Umbuchungen und Erstattungen von abgesagten Reisen zu bearbeiten. Die Mitarbeiter haben außerordentliche Arbeit geleistet, hatten dafür aber leider keine nennenswerten Einnahmen. Hinzu kam, dass die Airlines die automatisierten Erstattungssysteme abgeschaltet hatten und für Tausende von Flugscheinen eine händische Erstattung eingereicht werden musste.“ Nun seien die finanziellen Reserven aufgebraucht und die Kreditbelastungen nicht mehr zu stemmen, heißt es in der Pressemitteilung.
Betrieb soll erhalten werden
Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Dirk Pehl habe sich bereits vor Ort einen ersten Eindruck verschafft und werde in den kommenden Wochen die wirtschaftliche Lage des Unternehmens weiter analysieren und Sanierungsmöglichkeiten prüfen. „Oberstes Ziel ist es zunächst, den Geschäftsbetrieb stabil weiterlaufen zu lassen. Parallel werde ich gemeinsam mit der Geschäftsleitung ausloten, wie es uns gelingen kann, das Unternehmen und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“, sagt Dr. Pehl.
Genauere Aussagen seien zu einem so frühen Zeitpunkt des Verfahrens allerdings noch nicht möglich. „Wir werden in den kommenden Wochen viele Gespräche mit Geschäftspartnern und Kunden führen, um die Reisebüros zu sichern und ihnen eine Zukunftsperspektive zu verschaffen.“
Traurig und zu erwarten. Wohl nur der erste Fall in einer langen Kette die noch folgen wird. Wer glaubt, dass wir auch wirtschaftlich mit einem blauen Augen durch die Krise kommen wird sich wohl bitter täuschen. Die volle Wucht werden wir erst in 2021 zu spüren bekommen.