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    NRWZ.deIn KürzeLeiterplattenspezialist Schweizer will klimaneutral werden

    Grüner Abgeordneter Tobias Bacherle zu Besuch in Schramberg

    Leiterplattenspezialist Schweizer will klimaneutral werden

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    Sie haben offenbar dieselbe Sprache gesprochen, Tobias Bacherle, Grüner Bundestagsabgeordneter aus Sindelfingen und Nicolas Schweizer, Chef des Sulgener Leiterplattenherstellers Schweizer Electronic. Jedenfalls nickten sie sich zu, wenn Abkürzungen wie CDP, AES oder IRA fielen. Bacherle besuchte gemeinsam mit der Sprecherin der Grünen im Kreis Sonja Rajsp-Lauer und Vorstandsmitglied Alexander Rustler das Sulgener Unternehmen, um sich über die Probleme und Wünsche des Leiterplattenherstellers zu informieren. Über den Besuch berichten die Grünen in einer Pressemitteilung: 

     Schramberg. Seit 2021 ist der studierte Politik- und Islamwissenschaftler Bacherle im Bundestag und dort im auswärtigen und im Digitalausschuss. Dabei beschäftigt er sich besonders mit Datenschutz, digitaler Außenpolitik, Lieferkettenproblemen, Nordafrika und Japan und Korea. Die Schnittstellen für ein Gespräch waren also gegeben.

    Nicolas Schweizer stellte sein Familienunternehmen vor. Familienbetrieb seit 175 Jahren, 600 Mitarbeiter, heute einer der Top 3-Leiterplattenhersteller in Europa.  Als „schwäbischer Mittelständler“ sei Schweizer dennoch global aufgestellt. Infineon sei ein wichtiger Partner. In Singapur sei Schweizer seit den 1980er Jahren in China seit den 90er Jahren mit Werken vertreten.

    High-End-Produktion

    Seit den 1950er Jahren produziere Schweizer Leiterplatten. 2010 habe man sich auf „High-End-Produkte“ konzentriert. Dabei sei besonders der Automobilbereich wichtig. In der von Schweizer entwickelten „Embedding“-Technologie werden winzige Microchips direkt in die Leiterplatte eingebettet. „Da sind wir die einzigen, die das können“, bemerkt Schweizer nicht ohne Stolz. Benötigt würden solche Leiterplatten beispielsweise in Radarsystemen für autonomes Fahren und der Leistungselektronik von E-Mobilen.

    Sein Unternehmen habe sich zum Ziel gesetzt, möglichst klimaneutral zu werden. Am Carbon Disclosure Project (CDP) hätten sich viele tausend Unternehmen beteiligt, nur wenige seien mit A bewertet worden. Schweizer stehe am oberen Rand von C: „Ich möchte nach B kommen“, betonte er. Firmen wie Exxon, aber auch Tesla seien in E gelandet. Gemessen werde unter anderem der CO2 -Fußabdruck.

    „All-Electric Society“

    Der Weg zur Klimaneutralität ist für Schweizer klar: „Das funktioniert, wenn wir zu einer ‚All Electric Society‘ werden, wir keine fossilen Brennstoffe mehr brauchen. Wenn unsere Energieversorgung also in aller erster Linie auf Elektrizität beruht.“

    Neben der Energiewende, die kommen müsse, fordert Schweizer auch eine Energieeffizienzwende: „Wir müssen aus dem gewonnen Strom das Maximale herausholen.“ Sehr wichtig sei dabei die Gebäudeinfrastruktur und die Einführung von Smart Grids, intelligenten Stromzählern also.

    In diesem Zusammenhang kommen dann wieder die Produkte von Schweizer ins Spiel. Für die künstliche Intelligenz und die dafür erforderlichen Server werden enorme Strommengen gebraucht. Da könnten die Leiterplatten mit eingebetteten Chips den Stromverbrauch senken.

    Sorge um Produktionsbasis

    Mit Blick auf China und Südostasien bemerkt Schweizer, dass dort inzwischen die allermeisten Leiterplatten produziert würden. Waren 2000 noch etwa 20 Prozent der Leiterplatten europäischen Ursprungs, seien es heute noch fünf Prozent. Der taiwanesische Partner von Schweizer sei etwa zehnmal so groß. „Der Verlust der Produktionsbasis und der Technik macht mir Sorge.“

    Anders als bei Halbleitern sei der Rest der Welt bei Leiterplatten vollständig von Asien abhängig. „China braucht keine Leiterplatten aus Europa“, so Schweizer, bestimmte Halbleiter aber schon.

    Bacherle sah etliche Überschneidungen mit den Zielen der Grünen. Ihn interessierte, wie sehr auch die Leiterplattenhersteller von Rohstoffen auch China abhängig seien. Auch da habe es seit 2000 einen starken Umschwung gegeben, bestätigte Schweizer. Inzwischen kämen die meisten Basismaterialien aus Asien beziehungsweise China.

    Rahmenbedingungen ändern

    Um da eine Änderung herbeizuführen, müsse die europäische und die deutsche Politik die Rahmenbedingungen ändern, forderte Schweizer. In Deutschland werde zu viel reguliert. Die Vorgabe, bei neuen Gesetzen und Vorschriften „One in-one out“ zu verfahren, werde leider nicht eingehalten. Für jede neue Regel eine bestehende abzuschaffen, gelinge nicht.

    Bacherle bestätigte, er höre die Forderung nach Bürokratieabbau, „seit ich denken kann“. Gehe man dann tatsächlich dran, eine Regelung abzuschaffen, kämen regelmäßig Leute die erklärten, „genau diese Regel hat doch einen Sinn“.

    Von Schweizer wollte er wissen, ob die Politik der Industrieförderung durch die US-Regierung, der Inflation Reduction Act, kurz IRA, ihm zu schaffen mache. Schweizer nannte Präsident Bidens IRA „sehr geschickt“. Die Deindustrialisierung in den USA sei beendet. „Es werden neue Leiterplattenfabriken gebaut.“ Das Pendant, der europäische Chips Act, sei ein guter Anfang, fand er.

    Bacherle fragte nach den Gründen, weshalb Schweizer sich in China zurückgezogen habe. Der Produktionsstart im Jahr 2020 sei wegen Corona und den dazugehörigen Problemen zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt erfolgt. „Das hat uns bös erwischt.“ Im vergangenen Jahr, nach dem Verkauf der Mehrheit an den taiwanesischen Partner, sei der Turnaround gelungen, schreibe Schweizer wieder schwarze Zahlen.

    Die DIN und andere Normen

    Ein weiteres Thema beschäftigte Bacherle: Die Standardisierung und der Aufwand, den Unternehmen dafür leisten müssen. Aus Sicht von Schweizer könnten sich Firmen wie seine nur über die Verbände an Standardisierungsvorhaben beteiligen. Ein alter Spruch laute: „Wer normt, der bleibt.“ Jahrzehntelang hätten die Deutschen mit ihrer DIN gepunktet.

    Das sei auch eine Art Protektionismus. „Das haben andere inzwischen auch verstanden“, so Schweizer. Bacherle nannte als Beispiel chinesische Busspuren, in die Busse europäischer Bushersteller nicht mehr hineinpassten. Er wollte wissen, wie Politik da helfen könne. Das sei nicht einfach, bei der Normierung gebe es ja schon auf nationaler Ebene „widerstreitende Interessen“, so Schweizer.

    bacherle schweizer böckeler foto 2 dkpm 140424
    Tobias Bacherle, Nicolas Schweizer und Edwin Böckeler in der Fertigung (von links). Foto: Schweizer Electronic AG

    Weitere Themen waren seltene Erden – die Schweizer nicht braucht – und das Lieferkettengesetz, sinnvoll aber schwer umzusetzen, wie Schweizer findet. Bacherle fragte, welche Vorschriften für Schweizer der „größte Quatsch“ seien.

    Da fiel Schweizer eine Regelung aus dem Aktiengesellschaftsrecht ein: Sie müssten ihre Jahresabschlusszahlen in einer komplizierten Weise eintragen, damit sie europaweit vergleichbar seien. Das sei ein „Riesenaufwand für die Unternehmen“, aber niemand schaue sich die Daten an, außer den Statistikbehörden vielleicht. „Das ist alles für die Tonne.“

    Bürokratie lähmt

    Fertigungsleiter Edwin Böckeler nannte die Datenerfassung im Umweltbereich als weiteres Beispiel. Er habe ein junges Team, das sich um Energieeffizienz im Betrieb kümmere. Die Leute verbrächten „die Hälfte der Zeit mit reporting, also dem Berichte schreiben, statt zu schauen, wie man Energie einsparen könnte“.

    Nach einem Betriebsrundgang, bei dem Böckeler den Gästen die hochpräzisen Anlagen zeigte, verabschiedete sich der Abgeordnete Bacherle und versprach, im Kontakt zu bleiben und sich um die Anliegen zu kümmern.

     

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    Pressemitteilung (pm)
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     Schramberg. Seit 2021 ist der studierte Politik- und Islamwissenschaftler Bacherle im Bundestag und dort im auswärtigen und im Digitalausschuss. Dabei beschäftigt er sich besonders mit Datenschutz, digitaler Außenpolitik, Lieferkettenproblemen, Nordafrika und Japan und Korea. Die Schnittstellen für ein Gespräch waren also gegeben.

    Nicolas Schweizer stellte sein Familienunternehmen vor. Familienbetrieb seit 175 Jahren, 600 Mitarbeiter, heute einer der Top 3-Leiterplattenhersteller in Europa.  Als „schwäbischer Mittelständler“ sei Schweizer dennoch global aufgestellt. Infineon sei ein wichtiger Partner. In Singapur sei Schweizer seit den 1980er Jahren in China seit den 90er Jahren mit Werken vertreten.

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    Seit den 1950er Jahren produziere Schweizer Leiterplatten. 2010 habe man sich auf „High-End-Produkte“ konzentriert. Dabei sei besonders der Automobilbereich wichtig. In der von Schweizer entwickelten „Embedding“-Technologie werden winzige Microchips direkt in die Leiterplatte eingebettet. „Da sind wir die einzigen, die das können“, bemerkt Schweizer nicht ohne Stolz. Benötigt würden solche Leiterplatten beispielsweise in Radarsystemen für autonomes Fahren und der Leistungselektronik von E-Mobilen.

    Sein Unternehmen habe sich zum Ziel gesetzt, möglichst klimaneutral zu werden. Am Carbon Disclosure Project (CDP) hätten sich viele tausend Unternehmen beteiligt, nur wenige seien mit A bewertet worden. Schweizer stehe am oberen Rand von C: „Ich möchte nach B kommen“, betonte er. Firmen wie Exxon, aber auch Tesla seien in E gelandet. Gemessen werde unter anderem der CO2 -Fußabdruck.

    „All-Electric Society“

    Der Weg zur Klimaneutralität ist für Schweizer klar: „Das funktioniert, wenn wir zu einer ‚All Electric Society‘ werden, wir keine fossilen Brennstoffe mehr brauchen. Wenn unsere Energieversorgung also in aller erster Linie auf Elektrizität beruht.“

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    In diesem Zusammenhang kommen dann wieder die Produkte von Schweizer ins Spiel. Für die künstliche Intelligenz und die dafür erforderlichen Server werden enorme Strommengen gebraucht. Da könnten die Leiterplatten mit eingebetteten Chips den Stromverbrauch senken.

    Sorge um Produktionsbasis

    Mit Blick auf China und Südostasien bemerkt Schweizer, dass dort inzwischen die allermeisten Leiterplatten produziert würden. Waren 2000 noch etwa 20 Prozent der Leiterplatten europäischen Ursprungs, seien es heute noch fünf Prozent. Der taiwanesische Partner von Schweizer sei etwa zehnmal so groß. „Der Verlust der Produktionsbasis und der Technik macht mir Sorge.“

    Anders als bei Halbleitern sei der Rest der Welt bei Leiterplatten vollständig von Asien abhängig. „China braucht keine Leiterplatten aus Europa“, so Schweizer, bestimmte Halbleiter aber schon.

    Bacherle sah etliche Überschneidungen mit den Zielen der Grünen. Ihn interessierte, wie sehr auch die Leiterplattenhersteller von Rohstoffen auch China abhängig seien. Auch da habe es seit 2000 einen starken Umschwung gegeben, bestätigte Schweizer. Inzwischen kämen die meisten Basismaterialien aus Asien beziehungsweise China.

    Rahmenbedingungen ändern

    Um da eine Änderung herbeizuführen, müsse die europäische und die deutsche Politik die Rahmenbedingungen ändern, forderte Schweizer. In Deutschland werde zu viel reguliert. Die Vorgabe, bei neuen Gesetzen und Vorschriften „One in-one out“ zu verfahren, werde leider nicht eingehalten. Für jede neue Regel eine bestehende abzuschaffen, gelinge nicht.

    Bacherle bestätigte, er höre die Forderung nach Bürokratieabbau, „seit ich denken kann“. Gehe man dann tatsächlich dran, eine Regelung abzuschaffen, kämen regelmäßig Leute die erklärten, „genau diese Regel hat doch einen Sinn“.

    Von Schweizer wollte er wissen, ob die Politik der Industrieförderung durch die US-Regierung, der Inflation Reduction Act, kurz IRA, ihm zu schaffen mache. Schweizer nannte Präsident Bidens IRA „sehr geschickt“. Die Deindustrialisierung in den USA sei beendet. „Es werden neue Leiterplattenfabriken gebaut.“ Das Pendant, der europäische Chips Act, sei ein guter Anfang, fand er.

    Bacherle fragte nach den Gründen, weshalb Schweizer sich in China zurückgezogen habe. Der Produktionsstart im Jahr 2020 sei wegen Corona und den dazugehörigen Problemen zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt erfolgt. „Das hat uns bös erwischt.“ Im vergangenen Jahr, nach dem Verkauf der Mehrheit an den taiwanesischen Partner, sei der Turnaround gelungen, schreibe Schweizer wieder schwarze Zahlen.

    Die DIN und andere Normen

    Ein weiteres Thema beschäftigte Bacherle: Die Standardisierung und der Aufwand, den Unternehmen dafür leisten müssen. Aus Sicht von Schweizer könnten sich Firmen wie seine nur über die Verbände an Standardisierungsvorhaben beteiligen. Ein alter Spruch laute: „Wer normt, der bleibt.“ Jahrzehntelang hätten die Deutschen mit ihrer DIN gepunktet.

    Das sei auch eine Art Protektionismus. „Das haben andere inzwischen auch verstanden“, so Schweizer. Bacherle nannte als Beispiel chinesische Busspuren, in die Busse europäischer Bushersteller nicht mehr hineinpassten. Er wollte wissen, wie Politik da helfen könne. Das sei nicht einfach, bei der Normierung gebe es ja schon auf nationaler Ebene „widerstreitende Interessen“, so Schweizer.

    bacherle schweizer böckeler foto 2 dkpm 140424
    Tobias Bacherle, Nicolas Schweizer und Edwin Böckeler in der Fertigung (von links). Foto: Schweizer Electronic AG

    Weitere Themen waren seltene Erden – die Schweizer nicht braucht – und das Lieferkettengesetz, sinnvoll aber schwer umzusetzen, wie Schweizer findet. Bacherle fragte, welche Vorschriften für Schweizer der „größte Quatsch“ seien.

    Da fiel Schweizer eine Regelung aus dem Aktiengesellschaftsrecht ein: Sie müssten ihre Jahresabschlusszahlen in einer komplizierten Weise eintragen, damit sie europaweit vergleichbar seien. Das sei ein „Riesenaufwand für die Unternehmen“, aber niemand schaue sich die Daten an, außer den Statistikbehörden vielleicht. „Das ist alles für die Tonne.“

    Bürokratie lähmt

    Fertigungsleiter Edwin Böckeler nannte die Datenerfassung im Umweltbereich als weiteres Beispiel. Er habe ein junges Team, das sich um Energieeffizienz im Betrieb kümmere. Die Leute verbrächten „die Hälfte der Zeit mit reporting, also dem Berichte schreiben, statt zu schauen, wie man Energie einsparen könnte“.

    Nach einem Betriebsrundgang, bei dem Böckeler den Gästen die hochpräzisen Anlagen zeigte, verabschiedete sich der Abgeordnete Bacherle und versprach, im Kontakt zu bleiben und sich um die Anliegen zu kümmern.

     

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