Kern-Liebers: Gesellschaftermehrheit steht zu Schramberg

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Schramberg. Am Montagvormittag hat sich mit einem Aushang der Vorsitzende der Geschäftsführung von Kern-Liebers, Dr Erek Speckert an die „liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ gewandt. Nach den  guten Wünschen für Weihnachten und zum neuen Jahr berichtet er über die Geschäftsentwicklung, die Probleme im Automotive-Bereich und Investitionen in neue Maschinen für die Wasserstofftechnologie. Speckert  berichtet aber auch vom „klaren Bekenntnis“ der Mehrheitsgesellschafter zu Kern-Liebers nach der Ankündigung von Dr. Hans-Jochem Steim seine Anteile verkaufen zu wollen. Schließlich bietet er der IG Metall Gespräche an, deren Verhalten er andererseits kritisiert.

Halbleitermangel trifft auch Kern-Liebers

Zum Abschluss des Geschäftsjahres Ende Juni habe die Firma „auf Gruppenebene ein sehr gutes Jahr erlebt“. Auch der Start ins neue Geschäftsjahr sei gut gewesen. In den letzten zwei bis drei Monaten aber habe auch Kern-Liebers mit dem Halbleitermangel zu kämpfen. An den Standorten mit einem großen Anteil an Automobilgeschäft habe das zu Umsatzrückgängen von etwa 25 Prozent geführt. Schramberg zähle zu diesen Standorten.

Aktuell scheine sich die Lage „ein wenig zu entspannen“, so Speckert, der mit Blick auf das Automobilgeschäft „vorsichtig optimistisch für die kommenden Monate ist“.

Kern-Liebers-Chef: Dr. Erek Speckert. Foto: pm

Investitionen in Wasserstofftechnologie

Ausführlich geht Speckert auf die Investitionen ein. Mit sechs Millionen Euro im Kalenderjahr 2021 habe Kern-Liebers in Schramberg mehr als an jedem anderen Standort investiert. Das erfordere die „immer schneller fortschreitenden Transformation in der Automobilindustrie“. Vor einigen Tagen sei eine neue Feinschneidpresse für die Kühlkörper geliefert worden. Die Presse im Wert von  1,5 Millionen Euro werde die Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor weiter reduzieren, ist Speckert überzeugt. Diese Kühlkörper werden  auf Leiterplatten aber auch bei Brennstoffzellen gebraucht.

Die neue Feinschneidpresse: Die auf dieser Maschine hergestellten Teile gehen in die Elektronik in der Automobilindustrie, erläutert Speckert auf Nachfrage der NRWZ. Sie würden vom Verbrennungsmotor unabhängig gebraucht, seien „also zukunftsfähig“. Foto: pm

Ebenfalls für die Brennstoffzelle habe das Unternehmen  diese Woche eine Windemaschine für größere Drahtabmessungen in der Halle Nord installiert. „Hierauf werden zukünftig Federn für Brennstoffzellenanwendungen gefertigt. Im Bereich der stationären Brennstoffzellen, einem großen Marktsegment der Zukunft, konnten wir im Stanzbereich erste, wichtige  Musteraufträge gewinnen.“

20 neue Arbeitsplätze in Schramberg

Speckert berichtet auch über die geplante Schließung des Werkes in Chemnitz, „eine schwierige, aber wirtschaftlich leider notwendige Überlegung“. Geplant sei die Verlagerung des dort ansässigen Schiebernadelgeschäfts nach Schramberg und damit etwa 20 neue Arbeitsplätze im Textilbereich hier. Wie berichtet soll das Werk in Sachsen mit etwa 80 Arbeitsplätzen geschlossen werden, weil dort seit Jahren nur Verluste gemacht werden.

„Kern-Liebers bleibt Familienunternehmen“

Ausführlich geht Speckert in seinem Weihnachtsschreiben auch auf die Ankündigung von Dr. Hans-Jochem Steim und seines Sohnes Hannes ein, die Firma zum Jahresende zu verlassen und ihre Anteile zu verkaufen.

Diese Absichtserklärung der Familie Dr. Hans-Jochem Steim habe „am Standort natürlich für große Überraschung und Verwunderung gesorgt“. Es sei aber nicht ungewöhnlich, dass in Familienunternehmen einzelne Gesellschafter Anteile veräußerten.

„Wichtig für Kern-Liebers und den Standort Schramberg ist, dass alle anderen Gesellschafter, namentlich Frau Nikola Mayer für die Liebers Anteile, Herr Dr. Jürgen Steim und der Familienstamm Drosten mit Frau Sybille Drosten, geb. Steim, Ulrike Hubert, geb. Drosten, Dr. Andreas Drosten und Christoph Drosten ihr klares Bekenntnis pro Kern-Liebers erklärt haben.“ Das entspreche etwa 68  Prozent aller Anteile. So werde Kern-Liebers auch in Zukunft ein Unternehmen in Familienbesitz bleiben.

An der „in Entwicklung befindlichen Strategie“ ändere der Verkauf der Dr. Hans-Jochem Steim Anteile nichts, Egal ob die Anteile an andere Gesellschafter oder an einen externen, strategischen Interessenten gingen, versichert Speckert.

IG-Metallflugblatt, das am 6. Dezember bei Kern-Liebers verteilt wurde.

Gesprächsangebot an IG Metall

Schließlich kritisiert der Kern-Liebers Chef die IG-Metall die mit einer Pressemitteilung und einer Flugblattaktion auf die Veränderungen der Gesellschafterstruktur und an der Firmenspitze reagiert hatte. Er halte die Aktivitäten der IG Metall  „für wenig passend“.

Er habe im Mai „proaktiv“ der IG Metall „bei einem persönlichen Besuch in Freudenstadt angeboten, im gemeinsamen Dialog über die zukünftige Ausrichtung des Standortes Schramberg zu sprechen. Bis heute gab es hierauf leider keine Antwort.“ Er sei nach wie vor offen für Gespräche. „Diese sollten aber nicht öffentlich und nicht in dieser Form ausgetragen werden“, findet Speckert.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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Halbleitermangel trifft auch Kern-Liebers

Zum Abschluss des Geschäftsjahres Ende Juni habe die Firma „auf Gruppenebene ein sehr gutes Jahr erlebt“. Auch der Start ins neue Geschäftsjahr sei gut gewesen. In den letzten zwei bis drei Monaten aber habe auch Kern-Liebers mit dem Halbleitermangel zu kämpfen. An den Standorten mit einem großen Anteil an Automobilgeschäft habe das zu Umsatzrückgängen von etwa 25 Prozent geführt. Schramberg zähle zu diesen Standorten.

Aktuell scheine sich die Lage „ein wenig zu entspannen“, so Speckert, der mit Blick auf das Automobilgeschäft „vorsichtig optimistisch für die kommenden Monate ist“.

Kern-Liebers-Chef: Dr. Erek Speckert. Foto: pm

Investitionen in Wasserstofftechnologie

Ausführlich geht Speckert auf die Investitionen ein. Mit sechs Millionen Euro im Kalenderjahr 2021 habe Kern-Liebers in Schramberg mehr als an jedem anderen Standort investiert. Das erfordere die „immer schneller fortschreitenden Transformation in der Automobilindustrie“. Vor einigen Tagen sei eine neue Feinschneidpresse für die Kühlkörper geliefert worden. Die Presse im Wert von  1,5 Millionen Euro werde die Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor weiter reduzieren, ist Speckert überzeugt. Diese Kühlkörper werden  auf Leiterplatten aber auch bei Brennstoffzellen gebraucht.

Die neue Feinschneidpresse: Die auf dieser Maschine hergestellten Teile gehen in die Elektronik in der Automobilindustrie, erläutert Speckert auf Nachfrage der NRWZ. Sie würden vom Verbrennungsmotor unabhängig gebraucht, seien „also zukunftsfähig“. Foto: pm

Ebenfalls für die Brennstoffzelle habe das Unternehmen  diese Woche eine Windemaschine für größere Drahtabmessungen in der Halle Nord installiert. „Hierauf werden zukünftig Federn für Brennstoffzellenanwendungen gefertigt. Im Bereich der stationären Brennstoffzellen, einem großen Marktsegment der Zukunft, konnten wir im Stanzbereich erste, wichtige  Musteraufträge gewinnen.“

20 neue Arbeitsplätze in Schramberg

Speckert berichtet auch über die geplante Schließung des Werkes in Chemnitz, „eine schwierige, aber wirtschaftlich leider notwendige Überlegung“. Geplant sei die Verlagerung des dort ansässigen Schiebernadelgeschäfts nach Schramberg und damit etwa 20 neue Arbeitsplätze im Textilbereich hier. Wie berichtet soll das Werk in Sachsen mit etwa 80 Arbeitsplätzen geschlossen werden, weil dort seit Jahren nur Verluste gemacht werden.

„Kern-Liebers bleibt Familienunternehmen“

Ausführlich geht Speckert in seinem Weihnachtsschreiben auch auf die Ankündigung von Dr. Hans-Jochem Steim und seines Sohnes Hannes ein, die Firma zum Jahresende zu verlassen und ihre Anteile zu verkaufen.

Diese Absichtserklärung der Familie Dr. Hans-Jochem Steim habe „am Standort natürlich für große Überraschung und Verwunderung gesorgt“. Es sei aber nicht ungewöhnlich, dass in Familienunternehmen einzelne Gesellschafter Anteile veräußerten.

„Wichtig für Kern-Liebers und den Standort Schramberg ist, dass alle anderen Gesellschafter, namentlich Frau Nikola Mayer für die Liebers Anteile, Herr Dr. Jürgen Steim und der Familienstamm Drosten mit Frau Sybille Drosten, geb. Steim, Ulrike Hubert, geb. Drosten, Dr. Andreas Drosten und Christoph Drosten ihr klares Bekenntnis pro Kern-Liebers erklärt haben.“ Das entspreche etwa 68  Prozent aller Anteile. So werde Kern-Liebers auch in Zukunft ein Unternehmen in Familienbesitz bleiben.

An der „in Entwicklung befindlichen Strategie“ ändere der Verkauf der Dr. Hans-Jochem Steim Anteile nichts, Egal ob die Anteile an andere Gesellschafter oder an einen externen, strategischen Interessenten gingen, versichert Speckert.

IG-Metallflugblatt, das am 6. Dezember bei Kern-Liebers verteilt wurde.

Gesprächsangebot an IG Metall

Schließlich kritisiert der Kern-Liebers Chef die IG-Metall die mit einer Pressemitteilung und einer Flugblattaktion auf die Veränderungen der Gesellschafterstruktur und an der Firmenspitze reagiert hatte. Er halte die Aktivitäten der IG Metall  „für wenig passend“.

Er habe im Mai „proaktiv“ der IG Metall „bei einem persönlichen Besuch in Freudenstadt angeboten, im gemeinsamen Dialog über die zukünftige Ausrichtung des Standortes Schramberg zu sprechen. Bis heute gab es hierauf leider keine Antwort.“ Er sei nach wie vor offen für Gespräche. „Diese sollten aber nicht öffentlich und nicht in dieser Form ausgetragen werden“, findet Speckert.

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