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    Kern-Liebers: Droht jetzt der Kahlschlag?

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    Schramberg. Droht beim einst größten Arbeitgeber Schrambergs ein radikaler Personalabbau? Laut einer der NRWZ zugespielten Information des Betriebsrates könnte es bis 2028 durchaus so kommen. Demnach plant Kern-Liebers-Chef Erek Speckert etwa 430 der heute noch 1100 Arbeitsplätze im Stammwerk bis in fünf Jahren zu streichen. Außerdem will er die Produktion teilweise in Niedriglohnländer verlagern. Das und weitere Einschnitte gehen aus einer Betriebsratsinfo hervor, die der NRWZ vorliegt.

    Seit Monaten gärt es im Unternehmen. Die wirtschaftliche Lage ist angespannt, die eigentlich notwendigen Veränderungen hin zur E-Mobilität machen dem traditionsreichen Autozulieferer zu schaffen. Aber auch der Textilbereich kommt nicht voran.

    Kein Ergänzungstarivertrag

    Nach längerem Zögern hatte Speckert zu Beginn des Jahres die IG-Metall zu Verhandlungen zu einem Ergänzungstarifvertrag aufgefordert. Er will den abgeschlossenen Tarifvertrag nicht umsetzen und etwa fünf Millionen Euro sparen, heißt es aus Belegschaftskreisen. Zwei Drittel der vereinbarten Sonderzahlungen wolle er nicht ausbezahlen.

    Die IG-Metall vereinbarte Gespräche, bekam die Wirtschaftszahlen, ließ sie analysieren und ließ die Mitglieder darüber abstimmen, ob die Gewerkschaft verhandeln soll. Mehr als 71 Prozent der IG-Metall Mitglieder lehnten Verhandlungen danach ab.

    Speckert hatte bei einer Beschäftigtenversammlung dann zwei Wege aufgezeigt, einen „rechten Weg“ mit Ergänzungstarifvertrag und einen linken ohne. Was dort allerdings konkret auf den Tisch kam, hat Speckert, wie bei ihm üblich, den Medien nicht beantwortet.

    In einem zweiten Anlauf hatte die IG Metall dann am 20. März ihre Mitglieder im Betrieb befragt und eine denkbar knappe Mehrheit von 51 Prozent hat erneut gegen die Aufnahme von Verhandlungen gestimmt.

    Unterschriftenkampagne im Betrieb

    Nun regt sich Widerstand im Unternehmen. Mit einer Unterschriftenkampagne versuchen einige Mitarbeiter doch noch eine Verhandlungslösung herbei zu führen. Die Belegschaft soll mit den Unterschriften Vorstandchef Speckert dazu bewegen, noch einmal die Gewerkschaft um Verhandlungen zu bitten.

    Das sei insofern problematisch, als über die Unterschriftenlisten klar werden könnte, wer eben nicht für erneute Verhandlungen sei, so ist aus der Belegschaft zu hören.

    Der rechte und der linke Weg von Dr. Speckert

    Zum „rechten Weg“ von Vorstandschef Speckert ist der NRWZ nur so viel bekannt, dass es im Bereich Textil einen Kooperationsvertrag mit einem anderen Unternehmen geben könnte. Dieser Vertrag würde eine bestimmte Abnahme garantieren. Außerdem werde man die Zulieferung für Brennstoffzellen in Schramberg ansiedeln. Was der „linke Weg“ bedeutet, hat jetzt der Betriebsrat in einem Aushang am elektronischen Schwarzen Brett verkündet:

    Kollegen aus der Belegschaft seien auf den Betriebsrat zugekommen und hätten konkret informiert werden wollen, was der von Speckert am 14. März vorgestellte linke Weg bedeute: In dem elektronischen Aushang erläutert der Betriebsrat dann, welche Pläne Speckert für die Produktion hat:

    Die „Sparte W“ werde aufgelöst. Diese Sparte betrifft das Federnwinden in der Halle Nord. Dort sind nach Informationen der NRWZ etwa 50 Leute beschäftigt, sie sollen im Betrieb umgesetzt werden, heißt es.

    „Unser Anteil an Automobilprodukten von aktuell ca. 75 % in LC-S.SBG (Sparte S) läuft sukzessive ersatzlos aus“, heißt es weiter in der Betriebsratsinfo.

    Die Brennstoffzelle werde nicht am Standort Schramberg realisiert und der Ausbau des Textilgeschäftes werde vermehrt an Standorte mit niedrigen Lohnkosten stattfinden. Und schließlich: „Es gibt keine Zusicherung zu Investitionen am Standort Schramberg.“

    Kantinen- und Kitazuschuss sollen entfallen

    Speckert möchte aber auch im sozialen Bereich streichen. Laut Betriebsratsinfo werde der Zuschuss von 3,50 Euro beim Kantinenessen gestrichen., es gebe keine weiteren Zuschüsse für das Sozialwerk vom Betrieb und „der freiwillige Zuschuss für reservierte Kita-Plätze Oberreute wird eingestellt“.

    Der Betriebsrat erläutert schließlich, welche Folgen die Pläne für den Standort Schramberg mit seinen derzeit 1100 Beschäftigten hätte: „Gemäß der Aufstellung von Hr. Dr. Speckert werden bis 2028 insgesamt ca. 430 Arbeitsplätze am Standort Schramberg wegfallen.“ Und dann fett gedruckt: „Das bedeutet, ca. jeder 2. muss gehen!“

    Weiter weist der Betriebsrat darauf hin, dass beim Erstellen eines Sozialplans „die gesamte Belegschaft betrachtet“ werde.  Beim Sozialplan gehe es darum, den Arbeitsplatzabbau sozialverträglich zu gestalten. „Wir hoffen, dass wir Euch die Konsequenzen aus der Wahl am 20. März 23 verdeutlichen konnten“, so der Betriebsrat von Kern-Liebers abschließend.

    Eine Anfrage der NRWZ hat Dr. Speckert bisher nicht beantwortet. Die IG-Metall in Freudenstadt möchte sich derzeit zu den Vorgängen bei Kern-Liebers nicht äußern und abwarten, was die Unterschriftensammlung ergibt. Auch der Betriebsrat möchte sich nicht weiter äußern.

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    Rüdiger Kopp
    Rüdiger Kopp
    1 Jahr her

    Gemeinsam und solidarisch mit gewissen Einschnitten durch die Krise zu gehen ist sicherlich die bessere Alternative. Es ist Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass die Energiepreise wieder deutlich sinken und Produktion in Deutschland wieder attraktiv wird. Die Politik sollte durchaus von Arbeitgebern und Gewerkschaften daran erinnert werden.

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    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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    Seit Monaten gärt es im Unternehmen. Die wirtschaftliche Lage ist angespannt, die eigentlich notwendigen Veränderungen hin zur E-Mobilität machen dem traditionsreichen Autozulieferer zu schaffen. Aber auch der Textilbereich kommt nicht voran.

    Kein Ergänzungstarivertrag

    Nach längerem Zögern hatte Speckert zu Beginn des Jahres die IG-Metall zu Verhandlungen zu einem Ergänzungstarifvertrag aufgefordert. Er will den abgeschlossenen Tarifvertrag nicht umsetzen und etwa fünf Millionen Euro sparen, heißt es aus Belegschaftskreisen. Zwei Drittel der vereinbarten Sonderzahlungen wolle er nicht ausbezahlen.

    Die IG-Metall vereinbarte Gespräche, bekam die Wirtschaftszahlen, ließ sie analysieren und ließ die Mitglieder darüber abstimmen, ob die Gewerkschaft verhandeln soll. Mehr als 71 Prozent der IG-Metall Mitglieder lehnten Verhandlungen danach ab.

    Speckert hatte bei einer Beschäftigtenversammlung dann zwei Wege aufgezeigt, einen „rechten Weg“ mit Ergänzungstarifvertrag und einen linken ohne. Was dort allerdings konkret auf den Tisch kam, hat Speckert, wie bei ihm üblich, den Medien nicht beantwortet.

    In einem zweiten Anlauf hatte die IG Metall dann am 20. März ihre Mitglieder im Betrieb befragt und eine denkbar knappe Mehrheit von 51 Prozent hat erneut gegen die Aufnahme von Verhandlungen gestimmt.

    Unterschriftenkampagne im Betrieb

    Nun regt sich Widerstand im Unternehmen. Mit einer Unterschriftenkampagne versuchen einige Mitarbeiter doch noch eine Verhandlungslösung herbei zu führen. Die Belegschaft soll mit den Unterschriften Vorstandchef Speckert dazu bewegen, noch einmal die Gewerkschaft um Verhandlungen zu bitten.

    Das sei insofern problematisch, als über die Unterschriftenlisten klar werden könnte, wer eben nicht für erneute Verhandlungen sei, so ist aus der Belegschaft zu hören.

    Der rechte und der linke Weg von Dr. Speckert

    Zum „rechten Weg“ von Vorstandschef Speckert ist der NRWZ nur so viel bekannt, dass es im Bereich Textil einen Kooperationsvertrag mit einem anderen Unternehmen geben könnte. Dieser Vertrag würde eine bestimmte Abnahme garantieren. Außerdem werde man die Zulieferung für Brennstoffzellen in Schramberg ansiedeln. Was der „linke Weg“ bedeutet, hat jetzt der Betriebsrat in einem Aushang am elektronischen Schwarzen Brett verkündet:

    Kollegen aus der Belegschaft seien auf den Betriebsrat zugekommen und hätten konkret informiert werden wollen, was der von Speckert am 14. März vorgestellte linke Weg bedeute: In dem elektronischen Aushang erläutert der Betriebsrat dann, welche Pläne Speckert für die Produktion hat:

    Die „Sparte W“ werde aufgelöst. Diese Sparte betrifft das Federnwinden in der Halle Nord. Dort sind nach Informationen der NRWZ etwa 50 Leute beschäftigt, sie sollen im Betrieb umgesetzt werden, heißt es.

    „Unser Anteil an Automobilprodukten von aktuell ca. 75 % in LC-S.SBG (Sparte S) läuft sukzessive ersatzlos aus“, heißt es weiter in der Betriebsratsinfo.

    Die Brennstoffzelle werde nicht am Standort Schramberg realisiert und der Ausbau des Textilgeschäftes werde vermehrt an Standorte mit niedrigen Lohnkosten stattfinden. Und schließlich: „Es gibt keine Zusicherung zu Investitionen am Standort Schramberg.“

    Kantinen- und Kitazuschuss sollen entfallen

    Speckert möchte aber auch im sozialen Bereich streichen. Laut Betriebsratsinfo werde der Zuschuss von 3,50 Euro beim Kantinenessen gestrichen., es gebe keine weiteren Zuschüsse für das Sozialwerk vom Betrieb und „der freiwillige Zuschuss für reservierte Kita-Plätze Oberreute wird eingestellt“.

    Der Betriebsrat erläutert schließlich, welche Folgen die Pläne für den Standort Schramberg mit seinen derzeit 1100 Beschäftigten hätte: „Gemäß der Aufstellung von Hr. Dr. Speckert werden bis 2028 insgesamt ca. 430 Arbeitsplätze am Standort Schramberg wegfallen.“ Und dann fett gedruckt: „Das bedeutet, ca. jeder 2. muss gehen!“

    Weiter weist der Betriebsrat darauf hin, dass beim Erstellen eines Sozialplans „die gesamte Belegschaft betrachtet“ werde.  Beim Sozialplan gehe es darum, den Arbeitsplatzabbau sozialverträglich zu gestalten. „Wir hoffen, dass wir Euch die Konsequenzen aus der Wahl am 20. März 23 verdeutlichen konnten“, so der Betriebsrat von Kern-Liebers abschließend.

    Eine Anfrage der NRWZ hat Dr. Speckert bisher nicht beantwortet. Die IG-Metall in Freudenstadt möchte sich derzeit zu den Vorgängen bei Kern-Liebers nicht äußern und abwarten, was die Unterschriftensammlung ergibt. Auch der Betriebsrat möchte sich nicht weiter äußern.

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