Mit wenig erfreulichen Zahlen für das erste Halbjahr 2024 warteten die Chefs des Sulgener Kleingetriebeherstellers hGears auf. Der Vorstandsvorsitzende Sven Arend und sein Finanzchef Daniel Basok informierten am Dienstagvormittag Investoren und Medien, die Ergebnisse lägen „im ersten Halbjahr 2024 trotz Konjunkturschwäche und anhaltendem Lagerabbau im Rahmen der Erwartungen“. Aber diese waren nicht sehr hoch.
Schramberg. Die hGears AG in Sulgen-Brambach erwirtschaftete laut Mitteilung im ersten Halbjahr 2024 einen Konzernumsatz von 50,5 Millionen Euro und ein bereinigtes EBITDA von 0,5 Millionen Euro. „Während der Geschäftsbereich [e]-Mobility im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem nur leichten Rückgang weitgehend konstant blieb, war der Umsatzrückgang maßgeblich auf die Geschäftsbereiche e-Bike und e-Tools zurückzuführen.“
Das Geschäftsumfeld blieb aufgrund von hohen Zinsen, der schlechten Konsumentenstimmung und einer Abkühlung der Automobilkonjunktur „sehr herausfordernd“. Der Bereich [e]-Mobility verzeichnete nach einer starken Entwicklung im Vorjahreszeitraum einen nur leichten Umsatzrückgang von 3,7 Prozent auf 24,6 Millionen Euro, obwohl sich die Dynamik bei der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen nach der Kürzung von staatlichen Subventionen in europäischen Schlüsselmärkten deutlich verlangsamt habe. Auf eine Nachfrage erklärte Basok bei der Information, er gehe von einem „schrittweisen Erholungsprozess“ aus.
E-Bikes: Nachfrage schwächelt auch wegen EM
Der Bereich e-Bike musste im Jahresvergleich einen Umsatzrückgang von 13,8 Prozent auf 10,5 Millionen Euro hinnehmen, weil der Lagerabbau in allen Vertriebskanälen der Branche weiter anhält. Auch hier sahen die Manager etwas Licht am Horizont, weil sich die Lager langsam leerten.
Als Gründe für die schlechten Verkaufszahlen bei E-Bikes nannte Arend neben dem schlechten Frühjahrswetter auch die Fußballeuropameisterschaften. In der Branche gehe man schon immer von schlechteren Umsätzen aus, wenn größere Fußballturniere stattfänden. Dann sitzen die Menschen eher vor dem Fernseher und radeln nicht durch die Natur.
Der Umsatz von e-Tools fiel im Berichtszeitraum um 20,9 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 auf 15,1 Millionen Euro, weil vor allem Impulse aus der Bauindustrie und aus dem Geschäft mit Gartengeräten weitgehend ausblieben. Dennoch zeichne sich beim Vergleich der letzten Quartale eine gewisse Stabilisierung ab.
Gewinn gesunken
Der bereinigte Bruttogewinn belief sich im ersten Halbjahr 2024 auf 23,5 Millionen Euro, was einer bereinigten Bruttomarge von 46,7 Prozent entspricht. Währenddessen erzielte das Unternehmen ein bereinigtes EBITDA von 0,5 Millionen Euro und eine bereinigte EBITDA-Marge von 1,1 Prozent. Damit betrug der absolute Rückgang des Bruttogewinns im Jahresvergleich sechs Millionen Euro, während das bereinigte EBITDA nur um 2,4 Millionen Euro zurückging.
„Dies spiegelt die Optimierungen und Sparanstrengungen wider“, so das Unternehmen. Bei der Präsentation berichtete Finanzchef Basok, man habe bei den Personalkosten 1,8 Millionen Euro und bei anderen Kosten 1,9 Millionen Euro eingespart.
Arbeitszeit auf 35 Stunden reduziert
Auf Nachfrage der NRWZ berichtet Christian Weiz, dass die Zahl der bei HGears Beschäftigten in Vollzeit im ersten Halbjahr 2024 um mehr als 160 im Vergleich zum 1. Halbjahr 2023 mit 794 auf nunmehr 657 Beschäftigte in Vollzeit zurück gegangen sei. In Schramberg ging die Zahl von 288 auf 229 zurück.
Anders als wir zunächst berichtet haben, ist die Zahl der tatsächlich im Brambach Tätigen nur „unwesentlich“ zurückgegangen, wie hGears-Sprecher Weiz in einem weiteren Gespräch mit der NRWZ erläutert.
Entscheidend ist der Begriff „in Vollzeit“: Zum 1. April 2024 hatte man die Arbeitszeit bei hGears von 40 auf 35 Stunden reduziert. Dadurch habe die Zahl der Vollzeitstellen wie beschrieben abgenommen. Die absolute Anzahl der Angestellten hat sich aber am Standort kaum verändert, stellt Weiz klar. Die Arbeitszeitverkürzung sei von mehr als 80 Prozent der Belegschaft angenommen worden. (Nach dieser – zunächst fehlenden – Zusatzinformation habe ich den ursprünglichen Bericht und auch die Überschrift korrigiert. him)
Auch in China und Italien gab es einen deutlichen Abbau bei der Arbeitszeit. Knapp 550 Beschäftigte arbeiten in der Produktion, 108 im Management und Verwaltung, wie das Unternehmen berichtet.
Finanzielle Lage
Mit einer Eigenkapitalquote von 53,1 Prozent, liquiden Mitteln von 21,7 Millionen Euro und einer Nettoverschuldung von 6,2 Millionen Euro sei die Bilanz von hGears solide. Zudem habe sich das Unternehmen im zweiten Quartal 2024 erfolgreich die Finanzierung zu attraktiven Konditionen für die nächsten drei Jahre gesichert.
Sven Arend, CEO von hGears fasst zusammen: „Erwartungsgemäß blieb die konjunkturelle Situation im zweiten Quartal wie im ersten Quartal – und somit im gesamten ersten Halbjahr 2024 – angespannt und herausfordernd.“ Das Management konzentriere sich weiterhin darauf, „in unseren Geschäftsfeldern neue Projekte und damit einhergehend neues Geschäft zu erschließen“.
Zudem setze man Sparmaßnahmen um, die Wirkung zeigen und den negativen Einfluss von fehlendem Volumen und daraus resultierenden Ineffizienzen zumindest teilweise kompensieren, und gleichzeitig die Liquidität erhalten. „Mit einer soliden Bilanz und den notwendigen Kapazitäten sind wir agil und bereit für eine Erholung der Endmärkte unserer Kunden.“
Ausblick
„Angesichts der Unsicherheiten und Herausforderungen auf den globalen Märkten, begleitet von anhaltend hohen Lagerbeständen und Verschiebungen in den Nachfragetrends, den derzeit noch immer hohen Leitzinsen und gestiegenen geopolitischen Risiken, bleibt der Vorstand von hGears bei seinem Ausblick vorsichtig“, schreibt das Unternehmen.
Der Vorstand erwarte für das Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz in der Bandbreite von 100 bis 110 Millionen Euro, ein bereinigtes EBITDA von ein bis drei Millionen Euro, einen Free Cashflow von null bis minus drei Millionen Euro.
Mittelfristig, also in den nächsten drei bis fünf Jahren, strebe hGears ein starkes Wachstum vor allem in den Geschäftsbereichen e-Bike und [e]-Mobility an und erwarte einen Konzernumsatz von etwa 150 bis 180 Millionen Euro, heißt es abschließend.