Bei der gestrigen virtuellen Hauptversammlung der Aktionäre haben die neuen Mehrheitsaktionäre, die CDE des französischen Milliardärs Nicolas Walewski für klare Verhältnisse gesorgt. Sämtliche Beschlüsse zum Aufsichtsrat und zur Vergütung der Aufsichtsräte, die noch bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 19. Dezember mit der Mehrheit von Andreas Heeschen gefasst wurden, hat die virtuelle Hauptversammlung wieder gekippt.
Kujat ist Geschichte
Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Ex-General Harald Kujat und sein Stellvertreter Heiner Sorg hatten schon vor der Versammlung ihre Rücktritte erklärt. Heeschen hatte Kujat erst vor einem Jahr als Aufsichtsratsvorsitzenden der H&K AG installiert.
Allerdings scheint die Heeschen-Fraktion noch immer über eine stattliche Beteiligung von gut sechs Millionen Aktien und damit ein knappes Viertel der Anteile zu verfügen, wie bei den Abstimmungen sichtbar wurde. Bei den Abstimmungen waren meist knapp 25,5 Millionen Aktien vertreten, das entspricht einem Anteil von gut 92 Prozent.
Bei der Nicht-Wahl von Martin Imbeck zum Aufsichtsrat wurde das zum ersten Mal deutlich. Er erhielt gut sechs Millionen Ja-Stimmen, aber knapp 19 Millionen votierten gegen ihn. Ein ähnliches Stimmverhältnis von etwa 75 zu 25 Prozent gab es für den Wunsch der CDE, die Aufsichtsratsvergütungen wieder zu senken, die Zahl der Aufsichtsräte wieder auf drei zu begrenzen und die Wahl Heeschens in den Aufsichtsrat aufzuheben.
Gericht bestimmt zwei Aufsichtsräte
Schließlich bestimmte die Versammlung Nicolaus Bocklandt aus Brüssel mit knapp 19 Millionen Ja gegen sechs Millionen nein Stimmen zum neuen Aufsichtsrat. Es fehlen nun zwei Aufsichtsräte. „Daher wird der Vorstand der H&K AG nun zwei weitere Aufsichtsratsmitglieder gerichtlich bestellen lassen“, wie das Unternehmen am Donnerstagabend in einer Pressemitteilung wissen ließ.
Man wolle zwei Menschen auswählen, „die mit allen Interessensgruppen konstruktiv zusammenarbeiten und eine Strategie umsetzen können, die dazu dient, den Kurs der Konsolidierung und Produktmodernisierung unseres Unternehmens fortzuführen“, so wird der Vorstandsvorsitzende Jens-Bodo Koch zitiert.
Schwaches Ergebnis für Vorstände
Für ihn und seinen Finanzvorstand Björn Krönert hatten die Aktionäre zwar eine Entlastung erteilt. Mit gerade mal 70 Prozent Ja und fast 30 Prozent Nein-Stimmen fiel diese aber erstaunlich schwach aus. Ursache dafür dürfte auch der schwache Aktienkurs der HK-Akte sein, den einer der Aktionäre während der Fragerunde beklagt hatte. Demnach hatte die Aktie von 2018 bis heute etwa die Hälfte an Wert verloren. Die Entlastung des Aufsichtsrats dagegen erfolgte mit 99,9993 Prozent.
NRWZ: Wir müssen leider draußen bleiben, mal wegen der Technik, mal wegen Corona
Dass die NRWZ bei er Aktionärsversammlung als Berichterstatterin nicht zugelassen worden war, hatten einige Aktionäre hinterfragt. Ein Fragesteller sah darin gar einen „massiven Angriff auf die Pressefreiheit“. Man fürchte einen „Rückfall in alte Gewohnheiten“ beim Unternehmen. Der Vorstandsvorsitzende Koch erläuterte, „aus technischen Gründen“ habe man nur zehn Gästeplätze bereitstellen können und diese der „überregionalen und großen regionalen Presse“ reserviert. Es gebe „kein Ausgrenzung“ bestimmter Medien oder Journalisten versicherte Koch. Die Unterstellung, man greife in die Pressefreiheit ein, weise er zurück.
Koch hat bei dieser Gelegenheit auch eine Pressekonferenz für den heutigen Freitag angekündigt. Meine Bitte von gestern Nachmittag, an dieser teilnehmen zu können, hat HK Pressesprecher Marco Seliger unmittelbar danach abgelehnt. Diesmal ist Corona schuld: „Die Pressekonferenz morgen ist aufgrund der Corona-Bestimmungen, die für Tagungs- und Besprechungsräume in unserem Unternehmen gelten, auf zehn Journalisten begrenzt“, schreibt er in einer Mail. „Weitere Anmeldungen können wir nicht entgegennehmen.“